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Thema: Aktiv- oder Passivsatz

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Aktiv- oder Passivsatz

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    ich wurde gefragt

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    -

    "Sie wurde Politikerin." ist ein Aktivsatz, richtig? Oder ist es ein Passivsatz, weil sie von anderen Personen gewählt wurde?

  2. #2
    Registriert seit
    04.07.2014
    Ort
    Gießen
    Beiträge
    85

    Standard "werden" als Kopulaverb und Passivhilfsverb

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Ihre Frage bezieht sich auf das Genus Verbi (= Aktiv und Passiv) des Verbs im Satz Sie wurde Politikerin. Sie möchten wissen, ob es sich hierbei um einen Satz im Aktiv oder Passiv handelt. Ihr Zweifel bei diesem Satz rührt vermutlich daher, dass werden zu den Verben mit Spezialfunktionen gehört (Duden 4: 414, Randnummer 576). Werden kann daher als Kopulaverb, Passivhilfsverb und temporal-modales Hilfsverb auftreten. Auf die ersten beiden Funktionen wird im Folgenden noch näher eingegangen werden. Letztere Funktion bezieht sich auf die Bildung des Futur I und Futur II, was in diesem Kontext nicht weiter erläutert werden muss.

    Als Kurzantwort vorab lässt sich bereits sagen, dass der Satz im Aktiv stehen muss, was darin liegt, dass das Verb werden nicht passiviert werden kann. Dies hängt mit der Fähigkeit von Verben, weitere Aktanten (= Mitspieler, Ergänzungen) im Satz zu verlangen, zusammen. Werden gehört, wie bereits erwähnt, zu den Kopulaverben, was bedeutet, dass es als Mitspieler im Satz neben dem Subjekt nur noch eine Prädikativergänzung, die als Nominativergänzung vorliegen kann, fordert (1 &2).

    Beispiel


    (1) Sie (Nominativ) wurde Politikerin (Nominativ).
    (2) Politikerin (Nominativ) wurde sie (Nominativ).


    Zur Passivbildung bedarf es aber i.d.R. anderer Mitspieler. Eine Möglichkeit wäre eine Akkusativergänzung, welche im Passivsatz die Funktion des Subjekts übernimmt (3 & 4). Solche Verben, also jene, die sich mit einem Subjekt und einem Akkusativobjekt verbinden, nennt man transitive Verben (vgl. Duden 4: 392, Randnummer 525).

    Beispiel


    (3) Viele Personen wählten die Politikerin (Akkusativ).
    (4) Die Politikerin (Nominativ) wurde (von vielen Personen) gewählt.


    Wie man an Beispiel (4) sehen kann, taucht werden im Präteritum im Passivsatz auf. Dies hängt mit einer weiteren der angesprochenen Funktionen von werden zusammen. Neben seiner Funktion als Kopulaverb ist es ebenfalls ein Passivhilfsverb (vgl. Duden 4: 417, Randnummer 579). Gemeinsam mit dem Vollverb im Partizip II wird es benutzt, um das Vorgangspassiv zu bilden (5).

    Beispiel


    (5) Er wird (Passivhilfsverb) vom Flughafen abgeholt (Partizip II).



    Ebenfalls ist die Passivbildung bei bestimmten Dativergänzungen möglich (6). Hierbei entfällt jedoch das Subjekt im Passivsatz, sodass ein subjektloser Satz vorliegt (7). Ein Verb, das keine Akkusativergänzung fordert oder sogar nur ein Subjekt (8) verlangt, wird als intransitiv bezeichnet. Kommt ein Satz aber nur mit einem Subjekt aus, ist nur eine unpersönliche Passivkonstruktion möglich (9).

    Beispiel


    (6) Die Ärztin hilft dem Verletzten.
    (7) Dem Verletzten wird (von der Ärztin) geholfen.
    (8) Die Gäste lachen.
    (9) Es wird gelacht.


    Ob ein Satz folglich im Aktiv oder Passiv steht, hängt nur von seiner Struktur ab. Unser Weltwissen, darüber, dass es in Demokratien notwendig ist, gewählt zu werden, um ein politisches Amt bekleiden zu können, spielt bei der Bestimmung des Genus Verbi keine Rolle.
     

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    Geändert von Dennis Koch (18.12.2014 um 13:29 Uhr)

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