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Thema: Präposition, welche den Bezug zum ersten Nomen herstellt, weglassen??

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Präposition, welche den Bezug zum ersten Nomen herstellt, weglassen??

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Formulierung meiner Bachelor-Thesis

    Meine Frage lautet, wie folgt: Ist es grammatikalisch möglich in Satz (1) auf die Präposition "aus" auf die Art zu verzichten, wie es in Satz (2) dargestellt ist oder wäre Satz (2) nicht korrekt?


    (1) "Ausstieg bzw. Verbleib des XY aus bzw. in der Firma Z"

    (2) "Ausstieg bzw. Verbleib des XY in der Firma Z"

  2. #2
    Registriert seit
    05.07.2013
    Beiträge
    52

    Standard Substantivvalenz

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    In Ihrem Beispiel liegen zwei Koordinationen vor: Zum einen werden die beiden Substantive „Ausstieg“ und „Verbleib“ durch den Junktor „bzw.“ koordiniert, zum anderen die Präpositionen „aus“ und „in“:

    Beispiel

    (1) Ausstieg bzw. Verbleib des XY aus bzw. in der Firma Z

    Löst man die Koordinationen der Übersichtlichkeit wegen einmal auf, erhält man folgendes Ergebnis:

    Beispiel

    (1a) Ausstieg des XY aus der Firma Z
    (1b) Verbleib des XY in der Firma Z

    Hierbei wird bereits deutlich, dass die Präposition „aus“ in (1a) zum Substantiv „Ausstieg“ gehört, die Präposition „in“ in (1b) hingegen zum Substantiv „Verbleib“.

    Sie fragen nun, ob eine Konstruktion möglich wäre, in der auf die Präposition „aus“ und den Junktor „bzw.“ verzichtet werden kann:

    Beispiel

    (1c) Ausstieg bzw. Verbleib des XY in der Firma

    Durch die Tilgung der Präposition „aus“ und des Junktors „bzw.“ in (1c) wird eine Lesart nahegelegt, in der sich die Präposition „in“ nun auf beide koordinierte Substantive („Ausstieg bzw. Verbleib“) bezieht, sofern man die Wortgruppen „des XY“ und „in der Firma“ als Ellipsen (= Auslassungen) betrachtet. Durch das Auflösen der Ellipsen kann diese Lesart verdeutlicht werden:

    Beispiel

    (1d) Ausstieg [des XY] [in der Firma] bzw. Verbleib des XY in der Firma

    Die Konstruktion in (1d) zeigt, dass sich die Präposition „in“ nun auch auf das Substantiv „Ausstieg“ bezieht, obwohl für dieses Substantiv die Präposition „aus“ vorgesehen ist, wie bereits in (1a) gezeigt wurde.

    Auf die Koordination der beiden Präpositionen „aus“ und „in“ kann unseres Erachtens nicht verzichtet werden, da sich „aus“ auf das erste Substantiv bezieht („Ausstieg“), nicht aber auf das zweite („Verbleib“) und umgekehrt „in“ auf das zweite Substantiv, nicht aber auf das erste. Das sieht man besonders gut, wenn man die Präposition „aus“ mit der Präposition „in“ austauscht:

    Beispiel

    (2a) *Ausstieg des XY in der Firma Z

    Andersherum genauso:

    Beispiel

    (2b) *Verbleib des XY aus der Firma Z

    (2a) und (2b) machen deutlich, dass die Präposition in beiden Beispielen nicht beliebig ausgetauscht werden kann, sondern fest zum jeweiligen Substantiv gehört. Stefan Schierholz (2001, 2003) spricht in solchen Fällen von Valenzvererbung. Das bedeutet, dass die Substantive (hier: „Ausstieg“ und „Verbleib“) die Valenz (= Fähigkeit von Worten, hier: Verben, andere Wörter an sich zu binden) übernehmen bzw. erben und damit auch die Präpositionen bei der Substantivierung (= Bildung eines Substantivs aus einer anderen Wortart, hier: Verben) beibehalten:

    Beispiel

    (3a) aus etwas aussteigen -> aus einer Firma aussteigen -> Der Ausstieg aus einer Firma
    (3b) in etwas verbleiben -> in einer Firma verbleiben -> Der Verbleib in einer Firma

    Schierholz bezeichnet Substantive, bei denen die Präpositionen nicht beliebig ausgetauscht werden können, als Rektionssubstantive, also Substantive, die eine Präposition regieren (= fordern). In neuerer Forschung wird dieses Konzept als Substantivvalenz bezeichnet (vgl. Matthias Hölzner, 2007).

    Dass sich die Präpositionalphrase „in der Firma“ wie in (1d) auf beide Substantive beziehen kann, ist unseres Erachtens aufgrund der Substantivvalenz ausgeschlossen. Die Koordination beider Präpositionen ist in Ihrem Beispiel also notwendig:

    Beispiel

    (1a) Ausstieg bzw. Verbleib des XY aus bzw. in der Firma Z

    Zur besseren Überschaubarkeit ist es möglich, Ihren Titel auf nur eine Koordination zu reduzieren, sodass das jeweilige Rektionssubstantiv in unmittelbarer Nähe zur Präposition steht, die es regiert:

    Beispiel

    (4) Ausstieg des XY aus der Firma bzw. Verbleib in der Firma
     

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