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Thema: Heißt es: "Herr Winklers Gespür für Schnee"? Oder "Herrn Winklers Gespür für Schnee"?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es: "Herr Winklers Gespür für Schnee"? Oder "Herrn Winklers Gespür für Schnee"?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Es handelt sich um die Überschrift in einer Sonntagszeitung. Im Artikel geht es um einen Pistenbully-Fahrer

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Ich habe nur kurz gegoogelt und bin gleich auf Ihre Seite gestoßen

    Meine Meinung ist eindeutig, es muss zwingend "Herrn Winklers Gespür für Schnee" heißen. Doch es gibt Arbeitskollegen, die widersprechen.

  2. #2

    Standard Heißt es: "Herr Winklers Gespür für Schnee"? Oder "Herrn Winklers Gespür für Schnee"?

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Frage beschäftigt sich damit, ob Sie das Wort „Herr“ auch deklinieren müssen, wenn es in Verbindung mit einem Personennamen steht(Herr Winkler). Insgesamt behandelt Ihr Problemfall also die Nominalgruppenflexion.

    Eine ähnliche Frage finden Sie hier: http://www.grammatikfragen.de/showth...highlight=herr

    Das Wort Herr gehört zu den schwach flektierten Substantiven mit Genus Maskulinum, d. h. in allen Kasus außer dem Nominativ Singular wird die Endung –(e)n angehängt.

    SingularPlural
    Nominativ(der) Herr(die) Herren
    Genitiv(des) Herrn(der) Herren
    Dativ(dem) Herrn(den) Herren
    Akkusativ(den) Herrn(die) Herren


    Die Dudengrammatik schreibt zum Titel „Herr“ (vgl. Dudengrammatik § 1570):
    „Der Titel Herr wird auch dann flektiert, wenn er zum Namensbestandteil geworden ist:

    Beispiel

    "Das ist [Herrn Meiers] Hotelzimmer.“


    Auch Duden 9 (Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle) bestätigt die Notwendigkeit der Flexion in Ihrem Fall, wie folgt:
    Herr wird vor Namen und Titeln entsprechend der jeweiligen Verwendung flektiert:

    Beispiel

    Wir rechnen mit Herrn Müllers Einverständnis.“ (vgl. Duden 9, Seite 443)


    Bei der Kombination von „Herr“ und einem Namen wird neben Herr auch der Name flektiert:

    Beispiel

    Wir erwarten Herrn Müllers Besuch.
    Wir feiern Herrn Winklers Geburtstag.



    Im Deutschen herrscht allgemein eine Tendenz zum Abbau von Flexionsendungen.
    In besonderem Maße von diesem Phänomen betroffen sind die schwach flektierten Maskulina, zu denen das Wort „Herr“ ja auch gehört. Häufig liest man:

    Beispiel

    mit dem schönen Prinz


    statt

    Beispiel

    mit dem schönen Prinzen


    Dieser Abbau der Flexionsendung kann damit zusammenhängen, dass für Sprecher/Schreiber der Kasus durch den Artikel (dem – eindeutig Dativ) genügend gekennzeichnet wird und somit auf die weitere Kasus-Markierung am Substantiv (Prinz-en) verzichtet wird.
    Dieser besondere Abbau von Flexionsendungen bei den schwachen Maskulina könnte auch der Grund für Ihren Zweifel sein.


    Im Fall von Herr allerdings ist dieser Schwund der Flexionsendungen noch nicht so stark ausgeprägt, was wiederum damit zusammenhängen könnte, dass man vor Namen (und im Fall von Herrn Winklers Gespür ist Herr ja Bestandteil eines Namens) normalerweise keinen Artikel setzt.
     

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