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Thema: Steigere ich die Produktivität oder erhöhe ich sie?

  1. #1
    Phillip Gast

    Standard Steigere ich die Produktivität oder erhöhe ich sie?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Ausrichtung meines Unternehmens

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden

    Guten Tag,

    vermutlich sind beide Begriffe korrekt. Gibt es aber eine historische oder regionale Herleitung oder optimale Variante?
    Z. B. Ist mehr von einer Produktivitätssteigerung als von einer Produktivitätserhöhung zu lesen.

    Herzlichen Dank für die Hilfe und liebe Grüße aus Rheine

    Phillip

  2. #2
    Registriert seit
    04.07.2014
    Ort
    Gießen
    Beiträge
    85

    Standard Kollokationen mit "Produktivität"

    Da Ihre Frage nicht zu den den Sprachgebrauch betreffenden Zweifelsfällen gehört, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.

    Die Frage, ob man bei einem Anstieg der Produktivität davon spricht, dass man sie erhöht oder eher steigert, ist kein grammatischer Zweifelsfall und fällt damit im Grunde nicht in unser Aufgabenfeld. Vielmehr gehört jene in den Bereich der Semantik, welche eine andere Teildisziplin der Sprachwissenschaft ist, die sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen beschäftigt.

    Das Phänomen, dass einige Ausdrücke erwartbar gemeinsam auftreten, bezeichnet man als Kollokation. Diese Kookkurrenzen (= gemeinsames Auftreten) weisen teilweise Ähnlichkeit zu idiomatischen Ausdrücken (= feste Verbindungen) auf. So benutzt man auch die einzelnen Worte in Ausdrücken wie einen Vortrag halten und ein Konzert geben typischerweise immer in diesen Kombinationen. Abweichungen von diesen verfestigten Kombinationen wie einen Vortrag geben und ein Konzert halten können zwar verstanden werden, aber fallen uns häufig als untypisch auf. Bei dem Beispiel Produktivität erhöhen/steigern scheint das nicht der Fall zu sein, was man nicht zuletzt daran sieht, dass auch Sie beide Varianten für möglich halten.

    Ein Blick ins DUW (Deutsches Universalwörterbuch) gibt Aufschluss, woran die problemlose Austauschbarkeit der Lexeme steigern und erhöhen in Ihrem Beispiel liegen könnte. In den Lemmata beider Begriffe wird jeweils der andere an erster Stelle angegeben, um dessen Bedeutung zu erklären. Entsprechend sind steigern und erhöhen Synonyme, also Worte deren Bedeutungen sich ähnlich sind. Diese Ähnlichkeit kann in seltenen Fällen sogar dazu führen, dass synonyme Worte in allen Kontexten austauschbar sind. Ob dies auch in diesem Fall zutreffen könnte, ist schwer zu sagen. Jedoch kann eine Untersuchung des Sprachgebrauchs zeigen, in welchem quantitativen Verhältnis die beiden möglichen Kombinationen zueinander stehen. Zu diesem Zweck werden die Trefferzahlen der Suchanfragen steigert die Produktivität und erhöht die Produktivität verglichen. Gesucht wird mit COSMAS II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache, und mit der Suchmaschine Google (bitte beachten Sie den Hinweis, der der Leserfreundlichkeit wegen am Ende dieses Beitrags folgt).

    COSMAS IIGoogle
    steigert die Produktivität63 Treffer48 600 Treffer
    erhöht die Produktivität56 Treffer74 300 Treffer

    Obwohl die Verteilung bei der Googleanfrage eine Bevorzugung von erhöhen anzeigt, sollte man dieses Ergebnis nicht überbewerten, da sich das Verhältnis bei COSMAS II – obgleich die Trefferzahl bedeutend niedriger ist – umkehrt. Außerdem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass hier ja nur nach dem Vorkommen in einer möglichen Konstruktion gesucht wurde. Ebenso hätte man auch nach hat die Produktivität gesteigert/erhöht suchen können, was wahrscheinlich wieder andere Ergebnisse geliefert hätte. Generell kann aus den Trefferzahlen geschlossen werden, dass die Verteilung recht ausgeglichen ist, sodass Sie sich tatsächlich frei entscheiden können, welche Variante Sie vorziehen.

    Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.

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    Geändert von Jacqueline Weiß (22.09.2015 um 12:59 Uhr)

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