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Thema: Steht "Gott" in der Redewendung "Gott zum Gruße" im Akkusativ?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Steht "Gott" in der Redewendung "Gott zum Gruße" im Akkusativ?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    s.u. Kommentar

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Google rauf und runter

    Gott zum Gruße! :-)

    In einem Rollenspiel (DSA) wird die o.g. Grußformel mit dem dortigen äquivalent verwendeten zwölfgöttlichen Patheon "Die Zwölfe" benutzt. Man liest beide Kasus "den Zwölfen zum Gruße" und "die Zwölfe zum Gruße".
    Der Akkusativ klingt in meinen Ohren besser und richtig.
    In mehreren Foren sind über die Jahre hitzige Diskussionen entbrannt, welcher Kasus nun der Richtige sei.
    Können Sie das Rätsel lösen?

    Herzlichen Dank und mit freundlichen Grüßen
    Ylvie

  2. #2

    Standard Gott zum Gruße – in welchem Kasus steht "Gott"?

    Da es sich bei einer Frage zur Satzanalyse um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.

    In Ihrer Frage geht es um die Bestimmung des Kasus von „Gott“ in der Redewendung „Gott zum Gruß(e)“. Es folgt das Kasus-Paradigma zum Substantiv „Gott":

    Singular
    Nominativ(der) Gott
    Genitiv(des) Gottes
    Dativ(dem) Gott
    Akkusativ(den) Gott

    Wie Sie anhand der Tabelle erkennen können, besteht das spezifische Problem bei „Gott“ darin, dass es den Nominativ, Dativ oder Akkusativ darstellen kann. Dieser Umstand kann die Identifizierung des Kasus erschweren. Daher werde ich bei der Beantwortung Ihrer Frage andere Beispiele anführen, an denen die Kasusmarkierungen besser erkennbar sind. Die Erklärung ist analog zu Ihrem Fallbeispiel.

    Das zweite große Problem für die Kasusbestimmung ist, dass es sich in der Wendung um keinen vollständigen Satz handelt (das finite Verb fehlt beispielsweise). Dementsprechend kann man den vollständigen Satz hinter der Wendung nur mutmaßen. Inhaltlich bleibt also die Frage offen, wer wen grüßt (Grüßt die angesprochene Person Gott/die Zwölfe oder grüßt Gott/ grüßen die Zwölfe die angesprochene Person?). Die Frage, wer wen grüßt, ist allerdings für die Bestimmung des Kasus essentiell. Somit sind in der offenen Wendung verschiedene Lesarten und damit verschiedene Kasus möglich.

    Nun kann die Frage, in welchem Kasus „Gott“ in der o.g. Redewendung steht, durch verschiedene Lesarten beantwortet werden. Analog gehe ich dazu auf Ihr Beispiel „die Zwölfe zum Gruße“ und „den Zwölfen zum Gruße“ ein. Da in diesem Beispiel ein bestimmter Artikel vorhanden ist, ist der Kasus klar bestimmbar.

    Plural
    Nominativ(die) Zwölfe
    Genitiv(der) Zwölfen
    Dativ(den) Zwölfen
    Akkusativ(die) Zwölfe

    Die Kasusbestimmung hängt davon ab, wer wen grüßt. Im

    Beispiel

    die Zwölfe zum Gruße

    würden die Zwölfe das Gegenüber grüßen und stehen somit im Nominativ. In einen Satz konstruiert könnte diese Kasus-Bestimmung wie folgt aussehen:

    Beispiel

    Die Zwölfe erheben zum Gruße die Hand.


    Im Fall

    Beispiel

    den Zwölfen zum Gruße

    sollen die Zwölfe gegrüßt werden (es kann wohl als Aufforderung gesehen werden, gemeinsam die Zwölfe zu grüßen). Somit steht „den Zwölfen“ hier im Dativ (vgl. Paradigma in der Tabelle).

    Sie selbst schlugen den Akkusativ als Kasus vor. Wenn man Probleme damit hat, die Kasus im Plural zuzuordnen, kann man die Ersatzprobe mit einem Beispiel im Singular anwenden. Sie können Sie den Kasus vielleicht besser erkennen, indem Sie ein anderes Wort für „den Zwölfen“ im Singular einsetzen. Beispielsweise könnten wir „Mann“ im Singular verwenden.

    Beispiel

    Dem Mann zum Gruße


    Hier würde man wohl nicht mit

    Beispiel

    Den Mann zum Gruße

    ersetzen. Dementsprechend kann der Akkusativ als Kasus ausgeschlossen werden. In diesem Fall steht „Mann" in der Phrase „dem Mann zum Gruße“ im Dativ.

    Die große Problematik in der von Ihnen genannten Wendung besteht darin, dass wir es nicht mit einem vollständigen Satz zu tun haben (das finite Verb fehlt beispielsweise). Daher sind beide Lesarten potentiell möglich: Sie können sowohl den Nominativ als auch den Dativ in einen potentiellen Kontext einsetzen.

    Dativ:

    Beispiel

    Dem Mann zum Gruße heben wir die Hand.
    Dem Mann geben wir die Hand zum Gruße.


    Nominativ:

    Beispiel

    Der Mann gibt zum Gruße dir die Hand.


    Analog kann man die gleiche Herangehensweise bei „Gott zum Gruße“ anwenden.
    Es stellt sich erneut die Frage, wer grüßt bzw. gegrüßt wird.

    Beispiel

    (der) Gott zum Gruße

    Im Nominativ würde Gott quasi das Gegenüber grüßen. In einem potentiellen Kontext könnte der Satz vollständig wie folgt aussehen:

    Beispiel

    (Der) Gott erhebt zum Gruße die Hand.


    Im Dativ wiederum soll Gott gegrüßt werden (evtl. Aufforderung, gemeinsam Gott zu grüßen).

    Beispiel

    (dem) Gott zum Gruße

    Vollständig könnte der Satz so aussehen:

    Beispiel

    (Dem) Gott zum Gruße erheben wir die Hand.


    Welcher Kasus vorliegt, ist also von der Lesart abhängig.


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    Geändert von Jacqueline Weiß (22.09.2015 um 13:39 Uhr)

  3. #3
    Unregistriert Gast

    Standard Akkusativ!

    "Ich entbiete dir (wen? Gott zum Gruße" wäre wohl die unabgekürzte Form - und damit Akkusativ.
    Dagegen würde "(Dem) Gott zum Gruße" oder "(Der) Gott erhebt zum Gruß die Hand" nicht der üblichen Verwendung dieses Grußes entsprechen.

  4. #4

    Standard Begründung mit Hilfe der Valenztheorie

    Bei dem angeführten Beispielsatz Ich entbiete dir Gott zum Gruße kann Gott tatsächlich im Akkusativ stehen. Dies hängt mit dem Verb entbieten zusammen. Jedes Verb fordert im Satz bestimmte Ergänzungen. Diese Fähigkeit des Verbs wird als Valenz bezeichnet.

    Im Satz Ich entbiete dir Gott zum Gruße fordert entbieten drei Ergänzungen (Wer? Wem? Was?) Die erste Ergänzung ist ich (wer?), die zweite dir (wem?) und die dritte Gott (was?). Wie an den Fragewörtern zu erkennen ist, handelt es sich bei Gott um den Akkusativ. Würde der Satz Ich entbiete dir Gott zum Gruße diese Bibel lauten, dann verändert sich der Status von Gott. In diesem Fall sind ich und dir weiterhin Ergänzungen, die Ergänzung zur Frage was? wäre aber Bibel. Damit ist Gott zum Gruße keine Ergänzung mehr. Dass sich dadurch auch der Kasus von Gott verändert, ist aufgrund der gleichen Formen nicht ersichtlich. Daher zwei äquivalente Beispiele:

    Beispiel


    Ich entbiete dir den Mann zum Gruße.

    Ich entbiete dir dem Mann zum Gruße dieses Buch.



    Gott könnte also in diesem Beispiel sowohl im Akkusativ als auch im Dativ stehen, wobei der Kontext entscheidend ist. Die Lesart mit Gott im Nominativ fällt bei diesem Beispiel aus semantischen und syntaktischen Gründen weg. Dass der Dativ dabei nicht der üblichen Verwendung dieses Grußes entspricht, ist wohl auf den eigenen Sprachgebrauch und das Sprachgefühl zurückzuführen. Eine Korpusanalyse mit Hilfe von Cosmas II liefert für Gott zum Gruße 72 Belege, bei denen Gott überwiegend im Dativ steht.

    „In Franken und im restlichen Bayern hört man zwar mitunter noch das altväterliche Grüß Gott oder Gott zum Gruße, doch mit dessen Verwendung in unserer modernen Gesellschaft bin ich vorsichtig.“ (Nürnberger Nachrichten 2006)
    Prinzipiell können bei Gott zum Gruße also verschiedene Kasus vorliegen. Neben dem Nominativ und dem Dativ ist auch der Akkusativ möglich. Wie dieses Beispiel zeigt, ist die Wahl des Kasus dabei abhängig vom Kontext.

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