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Thema: Tempus im Infinitivsatz

  1. #1

    Standard Tempus im Infinitivsatz

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Im Rahmen eines DaF-Kurses

    Hallo zusammen,

    mich würde interessieren, ob der nachfolgende Infinitivsatz im Infinitiv Perfekt stehen muss oder ob auch der Infinitiv Präsens (*) möglich ist:

    1. Es war schön, jeden Tag am Strand gelegen zu haben.
    2. Es war schön, jeden Tag am Strand zu liegen. (*)

    Normalerweise drückt der Infinitiv Präsens eine Gleichzeitigkeit zum Hauptsatz aus und der Infinitiv Perfekt eine Vorzeitigkeit, aber irgendwie erscheint mir die Unterscheidung bei diesem Beispiel hinfällig und nicht ersichtlich. Ich tendiere deshalb, sowohl Satz 1 als auch Satz 2 als korrekt zu bewerten. Was meinen Sie?

    Über eine kurze Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

    Gruß
    Alibori

  2. #2

    Standard Infinitiv Präsens VS Perfekt

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    In Ihrer Frage geht es um die Verwendung des Infinitivs Präsens und Perfekt.
    Sie fragen sich, ob Sie in Ihrem Fallbeispiel den Infinitiv Präsens

    Beispiel

    Es war schön, jeden Tag am Strand zu liegen.

    oder den Infinitiv Perfekt verwenden sollen

    Beispiel

    Es war schön, jeden Tag am Strand gelegen zu haben.

    Der Infinitiv Präsens ist unspezifisch; d.h. er bettet sich in den temporalen Kontext ein, der durch den übergeordneten Satz (Obersatz) vorgegeben ist.
    Der Infinitiv Perfekt signalisiert, wie Sie richtig bemerkt haben, eine Vorzeitigkeit.

    Inwiefern unterscheiden sich die von Ihnen genannten Sätze also?
    Zur Erläuterung führen wir ein analoges Beispiel heran.

    Beispiel

    (1) Ich war erleichtert, das Problem zu lösen.
    (2) Ich war erleichtert, das Problem gelöst zu haben.

    Der Infinitiv Präsens (1) würde hier eine Gleichzeitigkeit zum Obersatz darstellen. In dem Fall träte die Erleichterung während der Lösung des Problems ein.
    Der Infinitiv Perfekt (2) dagegen würde eine Vorzeitigkeit zum Obersatz anzeigen. Hier träte die Erleichterung erst nach der Lösung des Problems ein, d.h. „das Problem gelöst zu haben“ verhielte sich vorzeitig zu dem temporalen Kontext im Obersatz.

    Somit entsteht durch die Verwendung der verschiedenen Infinitive eine Bedeutungsnuancierung.

    Dies kann nun auf Ihr Beispiel übertragen werden.

    Beispiel

    (1) Es war schön, jeden Tag am Strand zu liegen.
    (2) Es war schön, jeden Tag am Strand gelegen zu haben.

    Auch hier würde der Infinitiv Präsens (1) eine Gleichzeitigkeit zum Obersatz darstellen. Die Beurteilung „es war schön“ fände gleichzeitig mit dem Akt „jeden Tag am Strand zu liegen“ statt.
    Insofern, dass der Infinitiv Perfekt (2) eine Vorzeitigkeit zum Obersatz abbildet, würde in dem Fall die Beurteilung „es war schön“ nach dem „jeden Tag am Strand gelegen zu haben“ erfolgen.

    Da Sie in einem DaF-Kontext nach der Korrektheit der Sätze fragen, ist noch zu ergänzen, dass beide Sätze grammatikalisch als korrekt zu bewerten sind. Wie schon beschrieben, wird lediglich eine Bedeutungsnuancierung durch die Verwendung der verschiedenen Infinitive erreicht.

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