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Thema: Fragen zur Satzveränderung "zu Infinitiv -> dass.."

  1. #1
    Probeleben Gast

    Standard Fragen zur Satzveränderung "zu Infinitiv -> dass.."

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Beim Unterricht

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Durch viel Informationen im Netz habe ich auf die Frage selber antworten wollen.

    Hier gibt es einen Satz, der aus dem Werk von Goethe ' Die Leiden des jungen Wether' stammte.

    "Wenn sie ihn einer ihrer Freundinnen hätte verheiraten dürfen, hätte sie hoffen können, auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder herzustellen."

    Ich wollte mich bei Ihnen danach erkundigen, wie man den zu-Infinitiv Satz zum Dass-Satz verändern kann.

    Mit Freunden habe ich sogar schon vielmals versucht und daher stelle ich einige Möglichkeiten, die wir uns überlegt haben, zusammen auf diese Seite.

    -Wenn sie ~ hätte verheiraten dürfen, hätte sie hoffen können, dass sie auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder 1. herstellen könnte. 2. herstellte. 3. herstellen würde. 4. hergestellt hätte.-

    Wenn Sie die am besten passende Antwort finden würden, bitte erklären Sie sie mir, und zwar möglicherweise mit einem grammatischen Grund.

  2. #2
    Registriert seit
    04.07.2014
    Ort
    Gießen
    Beiträge
    85

    Standard Konjunktiv II-Formen

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Ihre Frage bezieht sich auf die Wahl des Modus in einem durch dass eingeleiteten Nebensatz. Zum besseren Verständnis dieser Thematik sei zunächst auf den folgenden Beitrag verwiesen, in welchem die Verwendungsweisen des Konjunktivs erläutert werden:

    http://www.grammatikfragen.de/showth...ktiv+nebensatz

    Konkret möchten Sie die satzwertige Infinitivgruppe auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder herzustellen durch einen mit dass eingeleiteten Nebensatz ersetzen (1). Um die Umformung des Satzes übersichtlicher zu gestalten, wird er verkürzt (2).

    Beispiel


    (1) Wenn sie ihn einer ihrer Freundinnen hätte verheiraten dürfen, hätte sie hoffen können, auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder herzustellen.
    (2) Sie hätte hoffen können, es ganz wieder herzustellen.


    Da das Hoffen in dem Satz nicht stattfand, wollen Sie auch den Inhalt des Hoffens, der im untergeordneten Satz steht, in den Konjunktiv setzen, um Irrealität auszudrücken. Hierbei ergeben sich zwei Fragen: Müssen der übergeordnete und der untergeordnete Teilsatz temporal gleich geschaltet sein und welche Konjunktivformen sind für die gewünschte Umformulierung geeignet? Folgende Varianten schlagen Sie vor:.

    Beispiel


    (3) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder herstellte.
    (4) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder herstellen würde.
    (5) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder herstellen könnte.
    (6) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder hergestellt hätte.


    In (3) benutzen Sie entweder den Konjunktiv II (auch: Konjunktiv Präteritum) oder das Präteritum Indikativ von herstellen, die formal identisch sind. Dieser Formenzusammenfall von Indikativ und Konjunktiv des Präteritums tritt grundsätzlich bei regelmäßigen schwach flektierten Verben auf (7). Hingegen bei stark flektierten Verben ist der Konjunktiv II eindeutig markiert (8).

    Beispiel


    (7) „Noch wohler aber wäre mir, wenn unsere Regierung mehr Mittel investierte, um die Ursachen für Raketenangriffe entschiedener zu bekämpfen.“ (Marion von Haaren, Tagesthemen am 10.06.2015)
    (8) „Damit träte Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß in die Fußstapfen von Pop-Ikone Nena, die vor einigen Monaten aus der TV-Show ausstieg. (Internetbeleg)


    Während in (7) nur aus dem Satzzusammenhang und dem syntaktischen Umfeld klar wird, dass es sich bei investierte um den Konjunktiv II handeln muss, ist in (8) träte auch als Konjunktiv II erkennbar, obwohl es nicht in einem Konditionalsatz vorkommt.

    In Fällen, in denen also der Konjunktiv II nicht eindeutig am Verb markiert ist, wird häufig auf andere Konstruktionen ausgewichen, die weniger Interpretationsspielraum lassen. Um einen solchen Ersatz handelt es sich bei (4). Hier wird die würde-Konstruktion (auch: würde-Periphrase) benutzt, die den Konjunktiv II mit werden im Konjunktiv II + Infinitiv paraphrasiert und daher ebenfalls in erster Linie verwandt wird, um Irrealität oder Potenzialität auszudrücken (vgl. Duden 4: 538, Randnummer 782).

    Beispiel (5) funktioniert prinzipiell analog zu (4). Der Unterschied besteht allerdings darin, dass hier der Konjunktiv II am Modalverb können markiert ist. Können, das die Funktion hat, Möglichkeit auszudrücken, kommt im ursprünglichen Goethezitat nicht vor, könnte aber aus stilistischen Gründen im Rahmen interpretatorischer Freiheit ergänzt werden. Solche Entscheidungen lassen sich jedoch allenfalls bedingt grammatisch begründen.

    In (6) ist der Konjunktiv II am Hilfsverb haben, das hier zur Bildung des Perfekts benutzt wird, markiert. Da die Perfekttempora, also Perfekt (auch: Präsensperfekt), Plusquamperfekt (auch: Präteritumperfekt) und Futur II (auch: Futurperfekt) auch im Konjunktiv als Vorzeitigkeitstempora dienen, wird ein temporaler Bedeutungsunterschied hergestellt, den es im Ausgangssatz nicht gibt. Um entsprechend nicht vom Goethezitat abzuweichen, sollte ein Vorzeitigkeitsverhältnis vermieden werden.

    Zwischenfazit: Grammatisch lässt sich hier kein abschließendes Urteil hinsichtlich der besten Konstruktion fällen. Grundsätzlich können die Satzvarianten (3), (4) und (5) gerechtfertigt werden, sodass es eher dem eigenen Sprachgefühl obliegt, eine Entscheidung zu treffen. Hierbei können auch feine Bedeutungsunterschiede, die von der jeweiligen Lesart abhängen, eine Rolle spielen.
     


    Sprachgebrauch


    Da sich von sprachsystematischer Seite keine eindeutige Antwort geben lässt, lohnt sich ein Blick in den Sprachgebrauch. Um einen Eindruck von der Verwendung dieser Konstruktion in authentischen Kontexten zu bekommen, wurde mit COSMAS II, dem Korpus des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), nach der folgenden Wortkombination gesucht: hätte hoffen können, dass. Da die Datenlage zu dieser Konstruktion eher dünn ist, lassen sich keine konkreten Erkenntnisse ableiten, die für die Bevorzugung einer Variante sprechen würden. Allerdings zeigen die fünf Treffer, die die Anfrage lieferte, dass die Verwendung nicht einheitlich ist und möglicherweise eine Tendenz zum Indikativgebrauch besteht.

    Beispiel


    (9) hätte hoffen können, dass […] verstanden wurde (Indikativ Präteritum)
    (10) hätte hoffen können, dass […] ablegen würde (Konjunktiv II als würde-Periphrase)
    (11) hätte hoffen können, dass […] umstritten sei (Konjunktiv I)
    (12) hätte hoffen können, dass […] setzt (Indikativ Präsens)
    (13) hätte hoffen können, dass […] gut geht (Indikativ Präsens)

     

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