Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Passivkonstruktion von "fragen": Subjekt im Nominativ

  1. #1
    Registriert seit
    03.03.2011
    Ort
    Löwen (Belgien)
    Beiträge
    17

    Standard Passivkonstruktion von "fragen": Subjekt im Nominativ

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Unterricht

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden Grammatik

    Das Passiv von "fragen" ist nicht immer eindeutig, weil das Verb mit zwei Akkusativobjekten steht. Folgende Sätze scheinen mir klar zu sein:

    Man fragte mich, ob …
    Ich wurde gefragt, ob …
    Man hat mich gefragt, ob …
    Ich bin gefragt worden, ob …
    Man fragte mich das.
    Ich wurde das gefragt.
    Man hat mich das gefragt.
    Ich bin das gefragt worden (das = Akkusativ laut Duden).
    Das fragte man mich.
    Das wurde ich gefragt.
    Das hat man mich gefragt.
    Das bin ich gefragt worden.

    Aber was mit folgenden Sätzen (mit dem Platzhalter "es")?

    Es wurde ich/mich??? gefragt, ob …
    Es ist ich/mich??? gefragt worden, ob …

    Oder sind die Konstruktionen mit dem Platzhalter überhaupt nicht möglich?

  2. #2

    Standard Passiv bei doppeltem Akkusativ

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    [SPRACHSYSTEM]
    Ihre Frage bezieht sich auf die Passivbildung bei Verben mit doppeltem Akkusativ. Sie haben völlig Recht mit Ihrer Einschätzung, dass das ein kompliziertes Feld ist. Das liegt einerseits daran, dass es sich bei diesen Verben um ein sprachhistorisches Relikt handelt, sie sind also eine Randkategorie im heutigen Verbsystem.
    Andererseits besteht die grundsätzliche Problematik in Bezug auf die Passivbildung darin, dass im Normalfall beim Passiv ja eine Akkusativergänzung des Aktivsatzes zu einer Nominativergänzung wird:

    Beispiel

    (1a) Die Bauarbeiter bauen das Haus [Akkusativ].
    (1b) Das Haus [Nominativ] wird (von den Bauarbeitern) gebaut.


    Wenn ein Verb nun zwei Akkusative nach sich zieht, muss geklärt werden, welcher der beiden Akkusative des Aktivsatzes zur Nominativergänzung im Passivsatz wird:

    Beispiel

    (2a) Man fragte mich [Akkusativ I] etwas [Akkusativ II].
    (2b) Ich [Nominativ] wurde etwas [Akkusativ] (von jemandem) gefragt.


    Dem Beispiel können wir entnehmen, dass das belebte Element zur Nominativergänzung wird, während das unbelebte Element nach wie vor Akkusativobjekt bleibt.

    Wie mit den Klammersetzungen in den Beispielen bereits angedeutet wurde, wird das Subjekt des Aktivsatzes in Passivsätzen häufig nicht realisiert. Ein Passivsatz kommt also häufig mit nur einer Ergänzung aus:

    Beispiel

    (1c) Das Haus wird gebaut.


    Nun gibt es aber prinzipiell die Möglichkeit, aus Gründen der Informationsverteilung das Vorfeld durch ein Platzhalter-es zu besetzen, das dann als Vorfeld-es bezeichnet wird:

    Beispiel

    (1d) Es wird das Haus gebaut.


    Sie fragen nun, ob eine solche Plazthalterkonstruktion auch bei Verben mit doppeltem Akkusativ möglich ist, und welche Konsequenzen das für die Realisierung der belebten Ergänzung hat:

    Beispiel

    (2c)? Es wurde ich etwas gefragt.
    (2d)? Es wurde mich etwas gefragt.


    Am Beispiel (1d) konnten wir sehen, dass es prinzipiell möglich ist, dass eine Nominativergänzung im Passivsatz im Mittelfeld realisiert wird, und dass dann das Vorfeld durch das Vorfeld-es besetzt wird. Es stellt sich nun die Frage, ob es irgendeinen Grund dafür gibt, dass das bei doppeltem Akkusativ nicht möglich ist. Schauen wir uns zunächst (2d) an: Wie wir an (2b) gesehen haben, bleibt eines der beiden Akkusativobjekte auch bei der Realisierung in einem Passivsatz erhalten, und zwar die unbelebte Ergänzung etwas. Das liegt daran, dass nicht beide Akkusativobjekte in die Nominativ-/Subjektposition wandern können. Daraus folgt aber nicht umgekehrt, dass wie in (2d) beide Akkusativobjekte als solche erhalten bleiben können. Das macht im Passivsatz keinen Sinn, also können wir (2d) ausschließen.
    (2c) müsste hingegen eigentlich möglich sein, da hier ja wie in (1d) das Vorfeld durch ein Platzhalter-es besetzt wird und die Nominativergänzung deshalb ins Mittelfeld wandert. Der Satz wirkt wahrscheinlich deshalb merkwürdig, weil die Nominativergänzung hier ein Personalpronomen ist, das sich offenbar weniger gut für diese Operation eignet als eine Nominalgruppe mit Substantiv:

    Beispiel

    (2e)? Es wurde mein Bruder etwas gefragt.


    Dass auch diese Variante nicht unproblematisch erscheint, dürfte daran liegen, dass ein Platzhalter-es ja kasusunspezifisch ist, es könnte hier also prinzipiell für den Akkusativ (etwas) als auch für den Nominativ (mein Bruder) stehen. Dennoch ist diese Variante wohl nicht auszuschließen. Wenn der Fall im Sprachgebrauch nicht sehr häufig sein dürfte, dann liegt das sicherlich an der hier geschilderten komplexen Gemengelage der Passivbildung bei Verben mit doppeltem Akkusativ.

Ähnliche Themen

  1. Kann mir jemand das subjekt un prädikat bei dem folgendem satz sagen?
    Von Unregistriert im Forum Fragen zur Grammatik
    Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 06.01.2019, 21:06
  2. Müsste das Subjekt im zweiten Teil des Satzes wiederholt werden?
    Von Kaverin im Forum Fragen zur Grammatik
    Antworten: 3
    Letzter Beitrag: 11.12.2014, 09:24
  3. Prädikat / Subjekt / Prädikativ
    Von Unregistriert im Forum Fragen zur Grammatik
    Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 14.03.2013, 08:11
  4. Wo ist in diesem Satz das Subjekt und das Prädikat?
    Von Unregistriert im Forum Fragen zur Grammatik
    Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 02.03.2012, 16:25

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein