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Thema: Es kostet ihr nichts oder es kostet sie nichts, wie ist es korrekt ?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Es kostet ihr nichts oder es kostet sie nichts, wie ist es korrekt ?

     

  2. #2
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    Gießen
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    Standard Valenz kosten

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    In Ihrer Frage geht es zunächst um die Valenz des Verbs kosten. Unter Valenz wird die Fähigkeit von Verben verstanden, festzulegen, welche Wortgruppen in einem Satz vorkommen müssen, damit dieser grammatisch wohlgeformt ist. Schlägt man nun das Verb kosten in E-VALBU, dem elektronischen Valenzwörterbuch des Instituts für deutsche Sprache, nach, dann heißt es dort, dass es ein Subjekt und zwei Akkusativobjekte fordert. Dies zeigt das folgende Beispiel:

    Beispiel

    Der Kauf des Hauses (=Subjekt) hat uns (=Akkusativobjekt) viel Anstrengung (=Akkusativobjekt 2) gekostet.“


    Dabei wird das erste Akkusativobjekt immer durch Personen und Institutionen besetzt, das zweite Akkusativobjekt hingegen durch etwas Abstraktes, wie Kraft, Anstrengung, etc.

    Daraus wird nun ersichtlich, dass das Personalpronomen sie in diesem Fall im Akkusativ stehen muss. Demnach müsste Ihr Beispielsatz lauten:

    Beispiel

    „Es kostet sie nichts.“


    Ihr Zweifel ist jedoch insofern nachvollziehbar, als dass die Valenz des Wortes kosten schwankt. Das Verb wurde im 12./13. Jahrhundert aus dem Altfranzösischen entlehnt. Seit dieser Übernahme sind bereits Schwankungen zwischen dem Dativ und Akkusativ bezeugt. (Vgl. DUDEN 9, S. 600) Heute wird laut Duden 9 der Akkusativ präferiert, wobei die Wahl zwischen Akkusativ und Dativ abhängig von der Bedeutung ist:

    1) Wird das Verb kosten im Sinne von „etwas verlangt von jmdm. einen bestimmten Preis“ gebraucht, dann folgt in der Regel der Akkusativ. Ein Beispiel aus dem Duden 9 ist dafür

    Beispiel

    Das kostet mich nichts.


    2) Die Wahl zwischen Akkusativ und Dativ schwankt hingegen besonders für kosten im Sinne von „etwas bringt jmdn. um etwas“. Dies wird an den folgenden Beispielen deutlich:

    Beispiel

    Das kostete die Mannschaft den Sieg. (Akkusativ)
    Das kostete der Mannschaft den Sieg. (Dativ)


    In Ihrem Beispiel wird kosten im Sinne der ersten hier unterschiedenen Bedeutung verwendet. Analog empfiehlt sich hier ebenfalls die Wahl des Akkusativs.

     


    Sprachgebrauch


    Ob der Akkusativ wirklich präferiert wird, soll mit einer kleinen Analyse des Sprachgebrauchs gezeigt werden. Dazu wird anhand eines ähnlich gelagerten Beispiels nach Treffern in Cosmas II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), und Google gesucht. Dabei ergibt sich das folgende Bild:

    Treffer in Cosmas IITreffer in Google
    kostet mir ca. 33 Treffer ca. 33.600 Treffer
    kostet mich ca. 1.130 Treffer ca. 460.000 Treffer

    Aus der Tabelle ist deutlich erkennbar, dass für diesen Fall die Wahl des Akkusativs präferiert wird. Dies deckt sich mit der bereits vorgestellten Einschätzung des Dudens.



    Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.

     

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