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Thema: für die Zeit / in der Zeit

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard für die Zeit / in der Zeit

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Beim Schreiben

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden.de

    Liebe alle

    Welche Formulierung ist korrekt? Unterscheiden sich die beiden Sätze inhaltlich überhaupt?

    A) "Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass _für die Zeit_ vom 1.1.2011 bis 31.1.2011 keine Dokumente zur Person X im System gefunden werden konnten."

    B) "Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass _in der Zeit_ vom 1.1.2011 bis 31.1.2011 keine Dokumente zur Person X im System gefunden werden konnten."

    Merci und herzliche Grüsse, Daniel

  2. #2
    Registriert seit
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    Ort
    Gießen
    Beiträge
    85

    Standard Satzsemantik bei temporal verwendetem "in" und "für"

    Da es sich bei einer Frage zur Semantik um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.

    Vorab kann bereits gesagt werden, dass beide Formulierungen grammatisch korrekt sind. In Ihrem Satz

    Beispiel


    (1) Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass für die/in der Zeit vom 1.1.2011 bis 31.1.2011 keine Dokumente zur Person X im System gefunden werden konnten.

    schwanken Sie zwischen zwei Varianten, die sich auf die Wahl der geeigneten Präposition in diesem Kontext beziehen. Sie sind sich nicht sicher, ob hier für oder in passender ist. Entsprechend ist zu klären, ob beide Präpositionen in Kombination mit Zeiträumen benutzt werden können. Hierbei hilft das Deutsche Universalwörterbuch (DUW). So findet sich im Eintrag zu für der Hinweis, dass es „zur Angabe einer Dauer“ (DUW: 653, für 7) gebraucht werden kann. Ebenfalls bei in heißt es, dass ein zeitlicher Gebrauch möglich ist, da es „zur Angabe eines Zeitraums, innerhalb dessen etw. geschieht, der Fall ist usw.“ (DUW: 907, in 2a) gebraucht werden kann. Darüber hinaus werden beide Präpositionen im Grammatikduden (Band 4) bei den „Temporale[n] Präpositionen zur Bezeichnung des Zeitpunkts und der Dauer“ (605, Randnummer 906) aufgeführt.

    Da sowohl die Variante mit für als auch mit in grammatisch möglich ist, bleibt noch der zweite Teil Ihrer Frage zu beantworten. Sie möchten wissen, ob sich die Varianten hinsichtlich ihrer Bedeutung unterscheiden und wenn ja, inwiefern. Solche Fragen nach der Bedeutung fallen in den Bereich der Semantik. Konkret handelt es sich hier um Bedeutungsunterschiede von Kollokationen, also Lexeme, die erwartbar miteinander auftreten. Im Grunde haben wir bereits im DUW Informationen zur Bedeutung erhalten, da es dort heißt, dass für zur Angabe einer Dauer und in zur Angabe eines Zeitraums verwendet werden kann. Daraus lässt sich schließen, dass eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Ausdrücken bei temporaler Verwendung besteht, da Dauer und Zeitraum Synonyme zueinander sind. Die Frage nach feineren Bedeutungsunterschieden zu beantworten, ist nicht ganz leicht, weil es hierbei stark auf den Kontext ankommt. Allerdings legt im vorliegenden Fall die in-Variante neben der intendierten Lesart, dass keine Dokumente, die den besagten Zeitraum abdecken, gefunden wurden, noch eine weitere Auslegung nahe. Man kann den Satz nämlich so verstehen, dass es darum geht, dass während der besagten Zeit keine Dokumente gefunden wurden, dass also die Suche vom 1.1.2011 bis 31.1.2011 stattfand. Es ist also bei der Verwendung von in nicht eindeutig, worauf genau sich das Adverbial in der Zeit vom 1.1.2011 bis 31.1.2011 bezieht.

    Trotz der Ähnlichkeit der Ausdrücke in einigen Kontexten, in denen sogar ein Austausch ohne Bedeutungsänderung möglich sein kann, lassen sich auch Beispiele finden, in denen nur eine der beiden Varianten möglich ist.

    Beispiel


    (2) „Eingeladen sind Eltern und deren Kinder, die in der Zeit vom 1. August 1993 bis zum 31. August 1994 geboren sind […]“ (Galler Tagblatt, 24.06.1998).
    (3) *Eingeladen sind Eltern und deren Kinder, die für die Zeit vom 1. August 1993 bis zum 31. August 1994 geboren sind […]
    (4) „Der Wirtschaftsplan ist für die Zeit vom 1. Oktober 1999 bis 30. September 2000 gedacht“ (Frankfurter Rundschau, 30.09.1999).
    (5) *Der Wirtschaftsplan ist in der Zeit vom 1. Oktober 1999 bis 30. September 2000 gedacht.“


    Um abschließend einen Eindruck vom tatsächlichen Vorkommen der Varianten in geschriebenen Texten zu bekommen, wurde mithilfe von COSMAS II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), recherchiert. Die Suchanfragen ergaben für die Wortkombination in der Zeit vom 17.956 Treffer und bei für die Zeit vom 2.219 Treffer. Es zeigt sich also, dass in im Sprachgebrauch häufiger vorkommt, was natürlich nichts über die konkrete Verwendung oder den vorliegenden Kontext aussagt. Bei Stichproben hat sich zwar gezeigt, dass die Präpositionen bei vielen Sätzen der Suchanfrage ohne große Bedeutungsänderung austauschbar wären, aber bei Ihrem Satz kann es bei der in-Variante zu Missverständnissen kommen, weswegen die Formulierung mit für hier eindeutiger ist.

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    Geändert von Jacqueline Weiß (22.09.2015 um 13:33 Uhr)

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