Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Eher zufällig. Ich interessiere mich sehr für Musik-
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Eher zufällig. Ich interessiere mich sehr für Musik-
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Sprachsystem
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Ihre Frage betrifft die Wortbildung im Deutschen. Dabei geht es konkret um die Wortbildung mithilfe von sogenannten Wortbildungsmorphemen. Bei diesen handelt es sich um Wortbausteine, die an bereits existierende Wortstämme angehängt werden und durch die ein neues Wort mit einer neuen Bedeutung entsteht, wie in den folgenden Beispielen:
Beispiel
Glück → glück-lich
reisen → ab-reisen
Diese Art der Wortbildung wird auch als Derivation bezeichnet. Auch in den von Ihnen genannten Beispielen werden die Wörter zur Bezeichnung von Musikern über die Derivation gebildet:
Beispiel
Flöte → Flöt-ist
Trompete → Trompet-er
Es lässt sich erkennen, dass am Stamm des Wortes zur Bezeichnung des Musikinstruments unterschiedliche Wortbildungsmorpheme, in diesem Fall Suffixe, angehängt werden, durch die deutlich wird, dass hier von dem entsprechenden Musiker die Rede ist und nicht mehr von dem Instrument. Die Suffixe –er und –ist sind demnach Marker dafür, dass es sich um Personen handelt, ähnlich wie in:
Beispiel
Fleisch-er
Essay-ist
Sie fragen nun, worin der Unterschied zwischen diesen Personenmarkern besteht. Dabei findet sich in der Dudengrammatik zunächst der Verweis, dass es sich bei dem Suffix –ist um ein sogenanntes Fremdsuffix handelt. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1108) Dabei handelt es sich also um ein Suffix, das aus einer anderen Sprache entlehnt wurde. Es kommt nämlich von dem lateinischen Suffix –ista. Im Gegensatz dazu ist das Suffix –er eine typisch deutsche Endung. Das legt die These nahe, dass das Suffix –ist besonders dann zur Personenbezeichnung verwendet wird, wenn der Wortstamm ebenfalls entlehnt wurde. Diese These wurde exemplarisch an einer Auswahl von Musikerbezeichnungen mithilfe des digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache überprüft. Das Ergebnis zeigt die folgende Tabelle:
Musikerbezeichnung Personensuffix Wortursprung Flötist -ist Romanischen Ursprungs (genauer Ursprung ungeklärt) Pianist -ist Italienisch Gitarrist -ist Spanisch Bassistl -ist Italienisch Violinist -ist Italienisch Fagottist -ist Italienisch Klarinettist -ist Italienisch Organist -ist Latein Saxophonist -ist Französisch Tubist -ist Latein Geiger -er Althochdeutsch Trompeter -er Germanisch Schlagzeuger -er Germanisch Trommler -er Althochdeutsch Flöter -er Mittelhochdeutsch
Anhand dieser Beispiele scheint sich die These zu bestätigen, dass das Suffix –ist genau dann als Personenmarker verwendet wird, wenn es sich um Lehnwörter aus romanischen Sprachen handelt. Das Suffix –er hingegen wird dann verwendet, wenn das Wort aus germanischen Sprachen stammt.
Ein Sonderfall bildet hier jedoch die Bezeichnung für einen Flötenspieler. Im 16. Jahrhundert wurde dieser als Flöter bezeichnet, abstammend von dem mittelhochdeutschen Wort vloitære. Erst im 18. Jahrhundert setzt sich dann die Bezeichnung Flötenist durch, die im 19. Jahrhundert zu Flötist wird. Dies weicht insofern von der oben gennannten These ab, als dass das Wort Flöte aus den romanischen Sprachen entlehnt ist und daher der entsprechende Musiker, die Endung –ist tragen müsste, wie es sich auch später durchsetzt.
Fazit: Es zeigt sich also, dass der Unterschied bei den beiden genannten Suffixen vor allem darin besteht, dass sie ursprünglich unterschiedlichen Sprachen entstammen. Zur Personenbezeichnung bei germanischen / deutschen Wörtern wird vor allem auf das Suffix -er zurückgegriffen, bei romanischen Sprachen hingegen auf –ist.
Ausnahmen von dieser Regel scheinen Orgel - Organist (aus dem Griechischen?) und Harfe - Harfenist (aus dem Germanischen) zu sein.
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