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Thema: welches ist das Geschlecht und die Pluralform von "Tsunami"?

  1. #1
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    Standard welches ist das Geschlecht und die Pluralform von "Tsunami"?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Grammatikkurs Deutsch schreiben

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Dudenreihe (elektronisch) siehe Kommentar

    In Duden - Fremwörterbuch und In Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache steht: Tsunami, der; -, -s (also keine Genitiviendung, Plural mit -s)

    In Duden - Rechschreibung und Duden - Deutsches Universlwörterbuch steht: Tusnami, der; -s, -[s] oder die; -, -[s]

  2. #2

    Standard Genus, Genitiv und Plural von "Tsunami"

    Sprachsystem

    Substantive haben in aller Regel ein festgelegtes Genus (grammatisches Geschlecht), das nicht unbedingt mit dem natürlichen Geschlecht der von ihnen bezeichneten Dinge in der Welt übereinstimmen muss. So heißt es zwar das Messer (sächlich), aber eben auch die Gabel (weiblich) und der Löffel (männlich). Bei Fremdwörtern wie Tsunami, die in einer Sprache noch neu oder wenig gebräuchlich sind (bis der Gebrauch z. B. in den Medien explosionsartig ansteigt, wie im Fall der Tsunami-Katastrophe von 2004), muss sich die Sprachgemeinschaft erst darauf einigen, welches Genus das Fremdwort haben soll. Eine Möglichkeit, einem Fremdwort ein Genus zuzuweisen, besteht darin zu schauen, welches Genus das Wort in der Herkunftssprache hat. Im Fall von Tsunami wäre das das Japanische, das allerdings keine Genera unterscheidet und somit auch keinen Hinweis für eine mögliche Genuszuweisung im Deutschen liefern kann. Daher hat sich die deutsche Sprachgemeinschaft weitgehend auf das Genus Maskulinum (der Tsunami) geeinigt, aber auch das Femininum (die Tsunami) ist von der Sache her nicht ausgeschlossen.

    Wörter wie Auto, Cola oder auch Tsunami, die auf einen unbetonten Vollvokal enden, bilden den Plural laut Dudengrammatik regelhaft durch Anhängen von –s (die Autos, die Colas, die Tsunamis). Für die Bildung des Genitivs spielt das Genus eine Rolle: Für Maskulina ist das Anhängen eines Genitiv-s der Normalfall, während Feminina nie ein Genitiv-s haben (also entweder des Tsunamis oder der Tsunami, so wie es im Rechtschreibduden steht). Wird das Genitiv-s an Tsunami weggelassen, spricht man von Monoflexion, d. h. der Tendenz, die Flexionsendung innerhalb einer Wortgruppe nur einmal auszudrücken. Dies ist natürlich nur möglich, wenn der Genitiv an einem anderen, zu Tsunami dazugehörenden Wort (z. B. einem Artikel) bereits deutlich ausgedrückt ist.

    Beispiel

    In Indonesien leisten Mitarbeiter den traumatisierten Überlebenden des Tsunami Hilfe. (COSMAS II)
     


    Sprachgeschichte

    Nachdem das Japanische, das keine Genera unterscheidet, keinen Hinweis dafür liefert, welches Genus Tsunami als Fremdwort im Deutschen erhalten könnte, müssen sich die Sprecher des Deutschen anderer Strategien bedienen, um festzulegen, ob es der, die oder das Tsunami heißen soll. Neben der Übernahme des Genus aus der Herkunftssprache gibt es die Möglichkeit, ähnliche Wörter zu betrachten, die bereits ein festes Genus haben. So kann man im Deutschen Fremdwörter heranziehen, die ebenfalls Naturkatastrophen bezeichnen, z. B. der Tornado oder der Taifun. Da diese maskulin sind, liegt es nahe, Tsunami ebenfalls das Genus Maskulinum zuzuweisen.

    Eine weitere Möglichkeit ist, von der Übersetzung des Fremdworts auszugehen bzw. davon, was von dem Fremdwort bezeichnet wird. Da es sich bei einem Tsunami um eine Welle handelt, kann man in Analogie dazu auch auf das Genus Femininum schließen. Diese Strategie hat offenbar der Autor des folgenden Beispielsatzes angewandt.

    Beispiel

    Dann kam der „große Regen“ und mit ihm die Killerwelle, dieTsunami“. (COSMAS II)
     


    Sprachvariation

    Laut Dudengrammatik ist das Weglassen des Genitiv-s standardsprachlich erst teilweise anerkannt, d. h. mit der Verwendung von des Tsunamis sind Sie im offiziellen Bereich in jedem Fall auf der sicheren Seite. Bei der Pluralbildung könnten regionale Unterschiede einen Rolle spielen: Abweichungen von der Regel, dass Substantive, die auf einen Vollvokal enden, den Plural mit –s bilden, sind am ehesten im Süden Deutschlands zu erwarten (z. B. zwei Kamera, drei Auto, Beispiele aus der Dudengrammatik). Solche Pluralbildungen ohne –s entsprechen aber der Dudengrammatik zufolge nicht der deutschen Standardsprache.
     


    Sprachgebrauch

    Ein Blick in die Textsammlung des Instituts für Deutsche Sprache bestätigt, dass Tsunami von professionellen Schreibern in der Regel als Maskulinum verwendet wird. Als Femininum ist es eher selten anzutreffen, wird allerdings auch im wissenschaftsnahen Journalismus so verwendet.

    Beispiel

    Die Tsunami habe aber auch die Grenzen forensischer Arbeit aufgezeigt, betont Butcher. (spectrumdirekt, 2005)


    Allerdings findet sich in der Textsammlung des IDS, die hauptsächlich aus bundesdeutschen, österreichischen und schweizerischen Tageszeitungen besteht, häufiger der Genitiv ohne Genitiv-s als mit Genitiv-s (187 Funde von des Tsunami = 58 % gegenüber 133 Funden von des Tsunamis = 42 %). Der Plural die Tsunami kommt darin überhaupt nicht vor, während sich immerhin 32-mal der Plural die Tsunamis finden lässt.
     


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