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Thema: "die Nummer eine jener monetären Parkplatz", wieso eine ?

  1. #1
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    Standard "die Nummer eine jener monetären Parkplatz", wieso eine ?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Beim Lesen des Romanes: "Gewitter über Pluto" (Heinrich Steinfest)

    Guten Tag,

    ich lese gerade ein Buch von Heinrich Steinfest, das lautet: "Gewitter über Pluto".

    Auf die Seite 46 kurz vor dem Ende des zweiten Kapitels ist der folgende Satz geschrieben:
    "Lorenz ging nach drinnen und gab dem bereits wartenden Dienstbotenbruder die Nummer eine jener monetären Parkplätze, auf die Geld wie ein flüchtiger Schauer niederzugehen pflegt."

    Wieso nach dem Wort Nummer gibt es das Pronomen "eine" ?

    Ich habe die Bedeutung verstanden, aber die Schwierigkeit liegt für mich darin, dass sich das Wort "eine" meiner Meinung nach auf den Substantiv "Parkplätze" bezieht und zwei grammatische Rollen spielt, nämlich die vom Pronomen, dessen Bezugswort "Parkplätze" ist und die von einer genitivartigen Verbindung zwischen den Wörtern "Nummer" und "Parkplätze".
    Doch etwas klingt komisch, Genus, Kasus und Numerus...

    Was halten Sie davon ?
    Können Sie bitte die Rolle von "eine" klären ?

    Mit freundlichen Grüßen,
    Denebe.

    PS: ich bin Ausländer.
    Geändert von denebe (29.09.2015 um 15:05 Uhr)

  2. #2
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    Standard Kongruenz bei Genitivattribut mit eingebettetem partitiven Attribut

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

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    Sie möchten wissen, ob eine im Kontext des zitierten Satzes aus dem Roman „Gewitter über Pluto“ stehen kann, ohne dass der Satz ungrammatisch wird, weil beispielsweise gegen eine Regel der Kongruenz verstoßen wird, also keine Abstimmung hinsichtlich Kasus, Numerus und Genus mit der syntaktisch relevanten Umgebung vorliegt. Auch aus muttersprachlicher Perspektive erscheint diese Konstruktion nicht als unproblematisch, sodass Ihr Zweifel hier völlig berechtigt ist.

    Beispiel


    (1) "Lorenz ging nach drinnen und gab dem bereits wartenden Dienstbotenbruder die Nummer eine jener monetären Parkplätze, auf die Geld wie ein flüchtiger Schauer niederzugehen pflegt." (Steinfest, Heinrich 2009: 46)


    In einem ersten Schritt werden wir versuchen, die gewählte Flexion von eine zu deuten. Da eine die Flexionsendung für Nominativ oder Akkusativ Femininum trägt, wäre es denkbar, dass es sich auf Nummer beziehen soll und pronominal benutzt wird und somit das Substantiv Nummer ersetzt oder als Indefinitartikel eine Ellipse, eine Ersparung des wiederholten Gebrauchs von Nummer, markiert. In diesem Fall wäre eine Teil einer Apposition, einem substantivischen Attribut, und müsste durch ein Komma vor eine abgetrennt werden. In (2) wird das Substantiv Nummer, das bei der erläuterten Lesart durch eine ersetzt wird oder aufgrund einer Ersparung fehlt, in Klammern angegeben.

    Beispiel


    (2) Lorenz ging nach drinnen und gab dem bereits wartenden Dienstbotenbruder die Nummer, eine (Nummer) jener monetären Parkplätze, auf die Geld wie ein flüchtiger Schauer niederzugehen pflegt.


    Bei dieser ersten Lesart, die aufgrund des fehlenden Kommas eine Vermutung bleiben muss, wäre eine jener monetären Parkplätze kein Genitivattribut, wie sie vorschlagen, sondern hätte die Funktion einer Apposition. Allerdings ist Ihr Ansatz durchaus plausibel, sodass auch untersucht werden soll, inwiefern die fragliche Konstruktion als Genitivattribut zu Nummer fungieren kann.

    Während sich in Beispiel (2) eine auf das Substantiv Nummer bezieht, wird es im Folgenden auf monetären Parkplätze, also Bankkonten, verweisen. Entsprechend muss an ein das Genus Maskulinum von Parkplatz markiert sein und es muss im Genitiv stehen, weil es zum Genitivattribut zu Nummer gehört. Etwas umformuliert und stark vereinfacht hieße der Satz dann:

    Beispiel


    (3) Lorenz gab dem Bruder die Nummer eines monetären Parkplatzes.


    Nun ist die Konstruktion aber komplexer, da es sich bei jener monetären Parkplätze um ein partitives Attribut handelt, das eine Mengenbezeichnung darstellt. Durch den Gebrauch von ein wird ausgedrückt, dass es sich um einen monetären Parkplatz aus der Menge aller monetären Parkplätze handelt. Ein Teil wird also herausgegriffen, was völlig logisch ist, da es sich ja nicht um die Kontonummer für alle existierenden Bankkonten handelt. Bildet man einen Satz, in dem ein und das partitive Attribut die Funktion des Subjekts übernehmen, ergeben sich bei der Flexion von ein noch keine Schwierigkeiten (4).

    Beispiel


    (4) Einer jener monetären Parkplätze wurde leergeräumt.


    Da es im Romanauszug aber um ein Genitivattribut geht und ein wie in (3) aus grammatischer Perspektive im Genitiv stehen muss, gibt es keinen harmonischen Gleichklang der Endung -er bei einer und jener. Stattdessen müsste der Satz folgendermaßen lauten:

    Beispiel


    (5) Lorenz ging nach drinnen und gab dem bereits wartenden Dienstbotenbruder die Nummer eines (Parkplatzes) jener monetären Parkplätze, auf die Geld wie ein flüchtiger Schauer niederzugehen pflegt.


    Zum Vergleich wird nun noch einmal ein baugleicher Satz gegenübergestellt, bei dem der Bezugsausdruck zu ein ein Femininum ist. In diesem Fall wäre einer nämlich die kongruente Form:

    Beispiel


    (6) Lorenz ging nach drinnen und gab dem bereits wartenden Dienstbotenbruder die Nummer einer (Alarmanlage) jener unüberwindbaren Alarmanlagen, […].



    Fazit: Ihr Zweifel an der vorliegenden Konstruktion ist begründet, da entweder ein Komma fehlt oder eine inkongruent flektiert ist. Intuitiv wirkt die Lesart als Apposition, die in Beispiel (2) dargestellt wird, jedoch etwas konstruiert, weswegen die Interpretation, dass es sich um ein Genitivattribut handeln müsste, wahrscheinlicher ist. In diesem Fall ist eines die kongruente Form, sodass Beispielsatz (5) grammatisch korrekt wäre.
     

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    Geändert von Dennis Koch (10.11.2015 um 14:13 Uhr)

  3. #3
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    Standard

    Könnten Sie mir bitte erklären, warum Sie in Ihrer antwort schreiben: "In diesem Fall wäre 'eine' Teil einer Apposition (Gen. partitivus), einem substantivischem Attribut (Apposition zu "Apposition"),...

    Normaler weise steht eine Apposition im selben Fall wie das Bezugswort. Haben Sie vielleicht den Dativ benutzt um eine Anreihung van Genitiven zu vermeiden?

    Danke im Voraus für Ihre Erlauterung.

    Michel

  4. #4
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    Standard Kasuskongruenz bei Appositionen

    Vielen Dank für den Hinweis. Sie haben mit Ihrem Zweifel an meiner Kasuswahl bei der lockeren Apposition einem substantivischen Attribut Recht. Um mit dem Bezugsausdruck im Kasus übereinzustimmen, was zu den grundlegenden Merkmalen von Appositionen gehört, müsste eigentlich der Genitiv gewählt werden (vgl. Duden 4: 980, Randnummer 1553):

    Beispiel


    (1) In diesem Fall wäre eine Teil einer Apposition, einem substantivischen Attribut, und müsste durch ein Komma vor eine abgetrennt werden.
    (2) In diesem Fall wäre eine Teil einer Apposition, eines substantivischen Attributs, und müsste durch ein Komma vor eine abgetrennt werden.
    (3) In diesem Fall wäre eine Teil von einer Apposition, einem substantivischen Attribut, und müsste durch ein Komma vor eine abgetrennt werden.


    Mit der Wahl der Variante (1) habe ich mich der "Tendenz, den Dativ als "Normalkasus" zu wählen" (Duden 4: 981, Randnummer 1553) unbeabsichtigt angeschlossen. Zum Gebrauch des Dativs bei Appositionen, die aufgrund der Kasuskongruenz im Akkusativ oder Genitiv stehen müssten, wird im Duden klar Stellung bezogen: "Der Dativ gilt in all diesen Fällen als nicht korrekt" (ebd.).

    Wie genau die inkongruente Formulierung zustande kam, lässt sich aus meiner Sicht nicht mit Gewissheit sagen. Ein Erklärungsversuch für den Fehler ist Beispielsatz (3), in dem mit von einer Apposition eine Präpositionalgruppe vorliegt, die das Genitivattribut einer Apposition ersetzt. Bei dieser Formulierung wäre der Dativ geboten gewesen. Kombiniert man nun Bezugsausdruck und Apposition in der Art, wie ich es getan habe, kommt es zur Inkongruenz, die allerdings mit gewisser Regelmäßigkeit aufzutreten scheint, da diese Problematik detailliert im Grammatikduden dargestellt wird. Dass im Duden 4 also etwas, das offenbar keine Randerscheinung ist, sondern im Sprachgebrauch, wie verschiedene Beispiele belegen, anzutreffen ist, pauschal als inkorrekt bezeichnet wird, erscheint uns zu präskriptiv. Um dem Anspruch der Deskription gerecht zu werden, schließen wir uns diesem Eindruck nicht an, sodass es bei der Formulierung bleibt.
    Geändert von Dennis Koch (10.11.2015 um 14:12 Uhr)

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