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Thema: Ich habe eine Frage zur Änderung von Zeit- und Ortsangaben in der indirekten Rede, müssen Wörter wie morgen, gestern, letzte Woche, letztes Jahr immer in die indirekte Angabe umgewandelt werden? Welche Angaben müssen immer verändert werden?

  1. #1
    dylan Gast

    Standard Ich habe eine Frage zur Änderung von Zeit- und Ortsangaben in der indirekten Rede, müssen Wörter wie morgen, gestern, letzte Woche, letztes Jahr immer in die indirekte Angabe umgewandelt werden? Welche Angaben müssen immer verändert werden?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Ich spreche Englisch, Französisch und Spanisch, und es gibt eindeutige Regeln, welche Zeit- bzw. Ortsangaben-Wörter man in den indirekte Angabe umwandeln muss.

    Im Internet fand ich keine Liste mit den Zeit- und Ortsangaben, die in der indirekten Rede umgewandelt werden.
    Solche Listen habe ich nur immer auf Lernwebseiten für Englisch und Französisch gesehen.
    In Deutsch habe ich das nie gesehen, und da es ja meine Muttersprache ist, finde ich es fast wichtiger als in den Fremdsprachen.

  2. #2

    Standard Deiktische Ausdrücke in direkter und indirekter Rede

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Sie möchten wissen, welche Angaben bei der Überführung von der direkten in die indirekte Rede verändert werden müssen.

    Beispiel

    Lisa: „Ich bin heute den ganzen Tag hier.“

    Direkte Redeanteile sind an bestimmte Sprechsituationen gekoppelt. Bestimmte Ausdrücke innerhalb der Rede gewinnen ihre Bedeutung nur durch den Bezug auf die Sprechsituation, in der sie geäußert werden. Die sprechende Person im obigen Beispiel nimmt mit dem Personalpronomen Ich Bezug auf sich selbst, referiert auf den umgebenden Raum mit dem Adverb hier und auf die zeitliche Dimension mit dem Adverb heute.

    Solche Ausdrücke, die ihre konkrete Bedeutung erst im Sprechakt durch den Bezug auf das „Zeigfeld“ des Sprechers gewinnen, werden deiktische Ausdrücke genannt. Hier wird in Personen-, Raum- und Zeitdeixis differenziert.

    Beispiel

    Lisa (zu Martina): „Ich gebe dir morgen dort das Buch zurück.“ )

    Ich => Personendeixis; Sprecher bezieht sich auf sich selbst („zeigt“ auf sich)
    dir => Personendeixis; Sprecher bezieht sich auf angesprochene Person („zeigt“ auf die angesprochene Person)
    morgen => Zeitdeixis; Sprecher bezieht sich auf den auf den Sprechzeitpunkt folgenden Tag („zeigt“ auf einen Zeitpunkt)
    dort => Raumdeixis; Sprecher bezieht sich auf einen bestimmten Raum („zeigt“ auf den Raum)


    Wenn direkte Rede in indirekte Rede transformiert wird, müssen die deiktischen (situationsgebundenen) Ausdrücke verändert und an die Situation des jetzigen Sprechers angepasst werden.
    Es muss also bei der Transformation von direkter zu indirekter Rede eine Verschiebung von Personen-, Raum- und Zeitdeixis erfolgen.

    (1) Verschiebung der Personendeixis
    Die Personal- und Possessivpronomina verändern in der indirekten Rede ihre Personalform so, dass Identität mit dem Subjekt in der Redeeinleitung hergestellt wird.

    Beispiel

    Der Bäcker hat gestern meiner Tochter gesagt: „Ich muss dich leider enttäuschen.“
    Der Bäcker hat gestern meiner Tochter gesagt, dass er sie leider enttäuschen müsse.


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    Beispiel

    Ich habe gestern meiner Tochter gesagt: „Ich muss dich leider enttäuschen.“
    Ich habe gestern meiner Tochter gesagt, dass ich sie leider enttäuschen müsse.


    Beispiel

    Du hast gestern meiner Tochter gesagt: „Ich muss dich leider enttäuschen.“
    Du hast gestern meiner Tochter gesagt, dass du sie leider enttäuschen müssest.


    (2) Verschiebung der Raum- und Zeitdeixis
    Adverbien, die sich in der direkten Rede auf Zeit und Ort beziehen, sind deiktisch. Die Angabe von Zeit und Raum ist an eine bestimmte Situation gebunden.
    Lisa sagt: „Ich mache das morgen!“
    Lisa sagt: „Ich bin hier!“
    Diese Adverbien müssen bei der Überführung in die indirekte Rede an den Sprechzeitpunkt der Wiedergabe angepasst werden.

    Beispiel

    Der Bäcker hat vor einer Woche behauptet: „Es wird morgen regnen.“
    Der Bäcker hat vor einer Woche behauptet, es werde am nächsten Tag regnen.


    Beispiel

    Als wir in Rom waren, hast du doch gesagt: „Ich kenne mich hier gut aus.“
    Als wir in Rom waren, hast du doch gesagt, du würdest dich dort gut auskennen.


    Wenn Orts- oder Zeitangabe in Bezug auf den Sprecher der direkten Rede als auch in Bezug auf den Sprecher der Wiedergabe (indirekten Rede) identisch sind, können sie unverändert übernommen werden.

    Beispiel

    Lisa sagt: „Ich bin heute krank.“

    Wenn beispielsweise der Zeitpunkt der Redewiedergabe am selben Tag liegt, gilt die Angabe „heute“ für beide Sprecher.

    Beispiel

    Lisa sagt, sie sei heute krank.

    Fände die Redewiedergabe der direkten Rede einen Tag später statt, so müsste die Angabe „heute“ an den neuen Sprechzeitpunkt angepasst werden.

    Beispiel

    Lisa sagte, sie sei gestern krank gewesen.


     

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