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Thema: Heißt es "Stopp dem XXX" oder "Stopp den XXX" ?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es "Stopp dem XXX" oder "Stopp den XXX" ?

     

  2. #2
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    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    In Ihrer Frage geht es darum, ob das Wort Stopp in Ihrem Beispiel mit Dativ oder mit Akkusativ stehen muss. Dazu lassen sich zwei unterschiedliche Erklärungen anführen:

    1. Stopp ist der Imperativ des Verbs stoppen. Eine besondere Eigenschaft von Verben ist ihr Valenzverhalten. Unter Valenz wird die Fähigkeit von Verben verstanden, festzulegen, welche Wortgruppen in einem Satz vorkommen müssen, damit dieser grammatisch wohlgeformt ist. Schlägt man nun das Wort stoppen in E-VALBU, dem elektronischen Valenzwörterbuch des Instituts für deutsche Sprache, nach, dann heißt es dort, dass das Wort stoppen im Sinne von „verhindern, dass etwas fortgesetzt wird“ den Akkusativ verlangt. Beispiele für diese Verwendungsweise wären:

    Beispiel

    Nach dem Challenger-Unglück hat Präsident Reagan das ganze Shuttle-Programm erst einmal gestoppt. (Zeit, 23.05.1986, S. 9)

    Ulla hatte das totale Ausräumen des Hauses gerade noch stoppen können mit dem Hinweis, dass ich die Besitzerin sei und sofort kommen würde. (Grisebach, Frau)


    Entsprechend würde Ihr Beispiel lauten:

    Beispiel

    Stopp den [Walfang]


    2. Stopp könnte in diesem Fall jedoch auch als Substantiv verstanden werden. Mit der Verwendung des Dativs bei der folgenden Nominalgruppe könnte dann bei einem Ausruf angegeben werden, wem man etwas wünscht bzw. wem etwas angetan wird. Ein Beispiel dafür wäre:

    Beispiel

    Tod dem Tyrannen!


    Bei diesem Ausruf wird über den Dativ artikuliert, wem der Tod hier gewünscht wird. Analog dazu könnte auch Ihr Beispiel gebildet werden:

    Beispiel

    Stopp dem [Walfang]!


     


    Sprachgebrauch


    Um zu überprüfen, welche Variante im Sprachgebrauch präferiert wird, wurde mithilfe von COSMAS II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), und Google nach beiden Varianten gesucht. Dabei ergab sich folgendes Ergebnis:


    COSMAS IIGoogle
    Stopp den ca. 297 Treffer ca. 59.400 Treffer
    Stopp dem ca. 625 Treffer ca. 67.700 Treffer

    Anhand dieser Suchergebnisse lässt sich erkennen, dass die Wahl des Dativs tendenziell von den Sprachbenutzern bevorzugt wird. Dies wird besonders dann deutlich, wenn berücksichtigt wird, dass den neben dem Akkusativ Singular auch Dativ Plural sein kann. So sind unter Stopp den teilweise auch weitere Dativ-Beispiele summiert wie:

    Beispiel

    «Stopp den Steuern» (A99/AUG.57970 St. Galler Tagblatt, 24.08.1999, Ressort: TB-FRO (Abk.); «Stopp den Steuern»)

    Stopp den Kinderrechtsverletzungen (A99/NOV.81063 St. Galler Tagblatt, 17.11.1999, Ressort: TT-NEU (Abk.); Stopp den Kinderrechtsverletzungen)


    Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
     


    Fazit: Es lassen sich also beide von Ihnen vorgeschlagenen Varianten erklären. Im Sprachgebrauch gibt es jedoch eine Tendenz zur Wahl des Dativs nach Stopp.

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