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Thema: Ich verliere mich in deinen Augen. Warum benutzt man hier "in deinen Augen" und nicht "in deine Augen"?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Ich verliere mich in deinen Augen. Warum benutzt man hier "in deinen Augen" und nicht "in deine Augen"?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Eine Frage eines Studenten

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Alle allgemeinen Grammitik Nachschlagewerke

    Ich verliere mich in deinen Augen.
    Es geht hier um "in deinen Augen". Die Frage des Studenten war: Warum sagt man hier nicht: "Ich verliere mich in deine Augen"

  2. #2
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    Standard Rektion in

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Ihr Beispiel wirft die Frage auf, welcher Kasus von der Präposition in gefordert wird. Zur Beantwortung dieser Frage empfiehlt sich das Lesen des folgenden Beitrags: http://www.grammatikfragen.de/showth...lpr%E4position

    Innerhalb dieses Beitrags wird herausgearbeitet, dass sich Präpositionen im Wesentlichen dadurch auszeichnen, dass sie den Kasus der auf sie folgenden Nominalgruppe festlegen. Präpositionen fordern dabei in der Regel genau einen Kasus. Die Präposition in ist in diesem Fall eine Besonderheit, da sie zu den sogenannten Wechselpräpositionen zählt. Wechselpräpositionen unterscheiden sich von anderen Präpositionen dahingehend, dass sie je nach Verwendungsweise zwei unterschiedliche Kasus fordern können. Die Präposition in kann sowohl den Akkusativ als auch den Dativ fordern.

    Der Akkusativ ist immer dann zu wählen, wenn eine Richtung bzw. die Dynamik eines Vorgangs artikuliert werden soll. Dies zeigen die folgenden Beispiele:

    Beispiel

    Ich gehe in die Schule.
    Ich renne in den Wald.


    Als Entscheidungshilfe kann hier die Frage „Wohin?“ gestellt werden.

    Der Dativ hingegen wird gewählt, wenn ein bestimmter Ort oder eine bestimmte Lage ausgedrückt werden soll. Anders als beim Akkusativ wird hier etwas Statisches ausgedrückt, was die folgenden Beispiele illustrieren sollen:

    Beispiel

    Ich stehe in der Küche.
    Ich sitze in dem neuen Sessel.


    Hier kann als Entscheidungshilfe die Frage „Wo?“ dienen.

    Je nach Sprecherabsicht muss nun entweder der Akkusativ oder Dativ gewählt werden. Die Entscheidung zwischen Akkusativ und Dativ mag in diesem Beispiel besonders deswegen schwerfallen, da es sich hier um einen metaphorischen Gebrauch handelt und so nicht ganz klar ist, ob eine Richtung angegeben wird oder ein Ort.

    Wählt man den Dativ, dann würde der Satz lauten:

    Beispiel

    Ich verliere mich in deinen Augen.


    Man würde damit angeben, wo man sich verliert. Die Augen wären dann in übertragenderweise ein Ort, von dem man sich nicht mehr loslösen könnte, an dem man verhaftet bleibt.

    Der Akkusativ hingegen lautet:

    Beispiel

    Ich verliere mich in deine Augen.


    Auch diese Variante scheint in einem gewissen Sinne möglich zu sein, nämlich dass man sich man sich weg aus der Wirklichkeit hin in die Augen verliert.

    Allerdings gilt an dieser Stelle anzumerken, dass sich zwar beide Varianten erklären lassen, sie jedoch nicht unbedingt beide im Sprachgebrauch vorkommen.
     


    Sprachgebrauch


    Eine Untersuchung des Sprachgebrauch mithilfe von Google soll zeigen, ob beide Varianten im Sprachgebrauch vorkommen. Dabei ergab sich folgendes Ergebnis:


    Treffer in Google
    verliere mich in deinen Augen ca. 911 Treffer
    verliere mich in deine Augen ca. 2 Treffer


    Die Trefferzahlen zeigen eindeutig, dass die Wahl des Dativs im Sprachgebrauch präferiert wird und die Wahl des Akkusativs quasi nicht vorhanden ist. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass sich die Verwendungsweise mit Dativ für Ihr Beispiel konventionalisiert hat. Dies ist insbesondere deswegen möglich, da hier ein metaphorischer Gebrauch vorliegt und sich für diesen meist eine Variante lexikalisiert.

    Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
     


    Fazit: Der Zweifelsfall entsteht dadurch, dass die Präposition in sowohl den Dativ als auch den Akkusativ verlangen kann. Beide Varianten würden in Ihrem Beispiel Sinn ergeben, jedoch hat sich nur die Wahl des Dativs im Sprachgebrauch für diesen metaphorischen Gebrauch durchgesetzt.

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