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Thema: Warum ist der Konjunktiv bei uneingeleiteten dass-Sätzen bei diesen Verben unterschiedlich?

  1. #1
    David142 Gast

    Standard Warum ist der Konjunktiv bei uneingeleiteten dass-Sätzen bei diesen Verben unterschiedlich?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Ein Stöbern im Internet.

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden, verschiedene Foren ohne klare Antwort

    Hallo, es stimmt ja, dass das Verb hoffen einen uneingeleiteten dass-Satz einleiten kann. Wenn das Verb hoffen im Indikativ Präsens steht, ist der uneingeleitete Nebensatz auch im Indikativ. Beispiel: "Ich hoffe, du bist gesund." Wenn jetzt das Verb hoffen in der Vergangenheit steht, greift der Konjunktiv 1 oder 2. Eine Erklärung dafür ist:
    Wörter wie „hoffen“, die schon Unsicherheit ausdrücken, benötigen nicht noch einen Konjunktiv. „Ich hoffe, du bist gesund.“ Wenn man aber versucht, diesen Satz in die Vergangenheit zu versetzen, gerät das Zeit- und Beziehungsgefüge durcheinander: „Ich hoffte, du bist gesund,“ oder „Ich hoffte, du warst gesund“. Abhilfe schafft der Konjunktiv, der eben nicht zeitlich anordnet, sondern nur die Ungewißheit andeutet: „Ich hoffte, du seist/wärest gesund“.
    So, jetzt ist es noch bei den Verben "scheinen" und "wünschen" so, dass der uneingeleitete Nebensatz, den sie einleiten, im Konjunktiv 1 oder 2 steht, auch wenn diese Verben im Indikativ Präsens stehen. Jetzt brauche ich so eine klare Erklärung wie dort oben. Ich möchte wissen, warum speziell diese Wörter auch den Konjunktiv im uneingeleiteten dass-Satz einleiten, obwohl sie im Indikativ Präsens stehen. (Im Gegensatz zu dem Verb "hoffen", bei dem der Konjunktiv im uneingeleiteten dass-Satz nur dann steht, wenn das Verb "hoffen" in der Vergangenheit steht.)

  2. #2

    Standard Der Konjunktiv in Nebensätzen nach den Verben "wünschen" und "scheinen"

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Ihre Frage beschäftigt sich mit dem Konjunktiv. Sie möchten wissen, warum die Nebensätze (ohne einen nebensatzeinleitenden Subjunktoren wie „dass“), die von den Verben „wünschen“ und „scheinen“ abhängig sind, auch im Konjunktiv stehen, wenn der Hauptsatz im Indikativ Präsens steht.

    Sprachsystem


    Hierzu sollte zunächst geklärt werden, wann der (und wann welcher) Konjunktiv im Deutschen verwendet wird.
    Die Konjunktive des Deutschen sind der Konjunktiv I (auch Konjunktiv Präsens) und der Konjunktiv II (auch Konjunktiv Präteritum). Die Bezeichnung als Konjunktiv Präsens bzw. Konjunktiv Präteritum resultiert alleine aus der Bildung (für den Konjunktiv Präsens wird der Präsensstamm verwendet, für den Konjunktiv Präteritumstamm). Der Konjunktiv ist nicht temporal motiviert, er zeigt also keine zeitlichen Abfolgen an.

    Der wichtigste Funktionsbereich des Konjunktivs I (auch Konjunktiv-Präsens) ist die indirekte Rede.

    Beispiel

    Petra sagte, sie komme morgen und bringe das Buch mit.

    Aber auch der Konjunktiv II kann für die Redewiedergabe verwendet werden. Dies wird er besonders dann, wenn die Form für den Konjunktiv I synkretistisch ist, d.h. der Konjunktiv nicht eindeutig am Verb erkennbar ist:

    Beispiel

    Sie sagten, sie kommen morgen. (= Konjunktiv I, der nicht eindeutig erkennbar ist)
    Sie sagten, sie kämen morgen. (= Konjunktiv II)


    Die Hauptfunktion des Konjunktivs II (auch Konjunktiv-Präteritum) besteht darin, Potentialität und Irrealität auszudrücken. Das heißt, dass mit ihm angegeben werden kann, dass etwas im Bereich des Möglichen liegt oder etwas unmöglich ist, wie die folgenden Beispielsätze zeigen:

    Beispiel

    Wenn ich ein Vöglein wär‘ und auch zwei Flügel hätt‘, flög ich zu dir.
    Es wäre schön, wenn er käme.


    Wie Sie aus der allgemeinen Erklärung erfahren haben, dient der Konjunktiv II dem Ausdruck von Irrealität und Potentialität. Die von Ihnen vorgeschlagenen Verben „wünschen“ und „scheinen“ haben eine starke Affinität zu diesen Bereichen: Was man sich wünscht, kann möglich (Potentialität) oder aber auch unmöglich (Irrealität) sein. Das Gleiche gilt für „scheinen“.
    Daher steht in der Regel nach den Verben „wünschen“ oder „scheinen“ der Konjunktiv II im Nebensatz.

    Beispiel

    Ich schalte ab und wünsche mir, ich wäre am Meer.
    Sie wünscht sich, sie wäre eine berühmte Schauspielerin.
    Es scheint, als wäre sie gut vorbereitet.

    Das Verb „scheinen“ leitet häufig einen irrealen Vergleichssatz ein. Irreale Vergleichssätze können sowohl mit dem Konjunktiv I als auch mit dem Konjunktiv II konstruiert werden.

    Beispiel

    Es scheint (so), als sei sie bereits abgereist. (Konjunktiv I)
    Es scheint (so), als wäre sie bereits abgereist. (Konjunktiv II)


     

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    Geändert von Nilüfer Cakmak (31.03.2016 um 17:33 Uhr)

  3. #3
    Unregistriert Gast

    Standard

    Ergänzung

    Sie sagten, sie kämen morgen.

    Mit "kämen" wird der Modus Konjunktiv 1 ausgedrückt; es muss aber eine Konjugationsform aus dem sog. "Konjunktiv 2" benützt werden.

  4. #4

    Standard Die Unterscheidung von Konjunktiv I (Konjunktiv Präsens) und Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum)

    Tatsächlich drückt „kämen“ in Ihrem Beispielsatz

    Beispiel

    Sie sagten, sie kämen morgen.

    den Konjunktiv II, auch Konjunktiv Präteritum genannt, aus.

    Konjunktiv I/ Konjunktiv Präsens:
    Der Konjunktiv I/ Konjunktiv Präsens wird mit dem Präsensstamm gebildet: Präsensstamm + e + Personalendung (bei der 3. Person Singular fällt die Personalendung -t weg).

    Beispiel

    Sie sagten, sie kommen morgen.
    Sie sagte, sie komme morgen.


    Indikativ (Präsens)Konjunktiv I (Konjunktiv Präsens)
    1. Person Singular ich komme ich komme
    1. Person Singulardu kommstdu kommest
    3. Person Singularer kommter komme
    1. Person Pluralwir kommen wir kommen
    2. Person Pluralihr kommt ihr kommet
    3. Person Plural sie kommen sie kommen

    Konjunktiv II/ Konjunktiv Präteritum:

    Beispiel

    Sie sagt, sie kämen morgen.
    Sie sagt, sie käme morgen.

    Der Konjunktiv II, auch Konjunktiv Präteritum genannt, wird mit dem Präteritumstamm gebildet.

    Bei den regelmäßigen Verben (Kriterien für regelmäßie Verben sind: a) Präteritum mit Präsensstamm+te+Personalendung, z.B. arbeiten => wir arbeite – te – n, ihr arbeite – te – t; b) Partizip II auf –(e)t, z.B. arbeiten => gearbeitet) stimmt der Konjunktiv II mit dem Indikativ Präteritum überein.

    Indikativ (Präteritum)Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum)
    1. Person Singular ich arbeiteteich arbeitete
    1. Person Singulardu arbeitetestdu arbeitetest
    3. Person Singularer arbeiteteer arbeitete
    1. Person Pluralwir arbeiteten wir arbeiteten
    2. Person Pluralihr arbeitetet ihr arbeitetet
    3. Person Plural sie arbeiteten sie arbeiteten

    Beispiel

    Du arbeitetest gestern sehr lange. (Indikativ Präteritum)
    Wenn du doch weniger arbeitetest! (Konjunktiv II/Konjunktiv Präteritum)


    Bei den unregelmäßigen Verben [Kriterien für unregelmäßige Verben: a) Wechsel des Stammvokals von Präsens zu Präteritum bzw. Partizip II, z.B.: ich komme - ich kam b) Präteritum ohne -te, z.B: ich komme - ich kam (statt z.B. *kommte) c) Partizip II auf -(e)n, z.B. gekommen] erhält der Konjunktiv II/Präteritum (wie auch der Konjunktiv Präsens) in allen Endungen ein e (auch hier wieder fällt bei der 3. Person Singular die Personalendung -t weg).

    Indikativ (Präteritum)Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum)
    1. Person Singular ich schriebich schriebe
    1. Person Singulardu schriebstdu schriebest
    3. Person Singularer schrieber schriebe
    1. Person Pluralwir schrieben wir schrieben
    2. Person Pluralihr schriebt ihr schriebet
    3. Person Plural sie schrieben sie schrieben

    Die unregelmäßigen Verben mit umlautfähigem Stammvokal im Indikativ Präteritum

    Beispiel

    nehmen
    Präteritum: nahm
    umlautfähiger Stammvokal im Präteritum: a

    haben außerdem im Konjunktiv Präteritum noch den Umlaut.

    Beispiel


    Ich nahm – ich nähme
    Ich bot – ich böte
    Ich trug – ich trüge

    Zu diesen Verben, die den Konjunktiv II bzw. Konjunktiv Präteritum auf Basis des Präteritumstamms mit Umlaut und -e Einschub bilden, gehört auch das Verb "kommen".

    Beispiel

    Ich kam – ich käme
    Geändert von Nilüfer Cakmak (12.04.2016 um 11:53 Uhr)

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