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Thema: Heißt es : Die den Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten oder Die in Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es : Die den Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten oder Die in Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Arbeite in der Sanierungsabteilung einer Bank und habe mit Kollegen überlegt, wie die korrekte Formulierung lautet.

  2. #2

    Standard attributive Konstruktion des Adjektivs "inhärent"

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sie möchten wissen, wie das Adjektiv „inhärent“ syntaktisch konstruiert wird. Diesbezüglich schlagen sie eine mit „in“ eingeleitete Präpositionalgruppe und eine Nominalgruppe im Dativ vor.

    Beispiel

    Die in Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten (mit "in" eingeleitete Präpositionalgruppe)
    Die den Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten (Nominalgruppe im Dativ)


    Sprachsystem


    Das Adjektiv „inhärent“ enthält bereits ein „-in“. Dieses ist tatsächlich gleichbedeutend mit der Präposition „in“, die sie vorschlagen (vergleiche Wortherkunft zur Erklärung). Die Präposition ist also im Adjektiv bereits vorhanden. Es wird also keine Präpositionalgruppe mit „in“ benötigt („die in den Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten“). Stattdessen wird das Adjektiv mit einer Nominalgruppe im Dativ erweitert („die den Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten“).

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    Sprachgeschichte


    Das Adjektiv „inhärent“ stammt vom Lateinischen ab. Hier gibt es zunächst einmal das Verb „haerere“, das „hängen“ oder „haften“ bedeutet. Daraus entstand durch Ableitung mit der Präposition „in“ (auch im Deutschen „in“) „inhaerere“, das „etwas anhaften“ bzw. „innewohnen“ heißt. Wie Sie sehen, ist also die Präposition bereits im lateinischen Wortstamm verarbeitet. Das aus dem Verb „inhaerere“ abgeleitete Adjektiv „inhaerens“ wurde dann ins Deutsche übernommen (inhärent). Durch die Wortherkunftserklärung können Sie also nachvollziehen, warum ein weiteres „in“ in der syntaktischen Konstruktion redundant ist: Die Präposition ist bereits mit dem Wortstamm verschmolzen.
     


    Sprachgebrauch


    In einer Sprachgebrauchsanalyse bestätigt sich dies: Das Adjektiv „inhärent“ wird bei attributivem Gebrauch in der Regel nicht mit einer Präpositionalgruppe kombiniert (ihr Vorschlag: „die in den Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten“), sondern mit einer Nominalgruppe im Dativ („Die den Sanierungsfällen inhärenten Unsicherheiten“).
    Im Folgenden sind einige Beispiele aus der Recherche im Analyseprogramm Cosmas II aufgeführt. Die zum attributiv gebrauchten Adjektiv „inhärent“ gehörende Nominalgruppe im Dativ ist unterstrichen.

    Beispiel


    Beide […] diagnostizierten auch eine den Demokratien inhärente Schwäche im Bemühen, die Mafia respektive das organisierte Verbrechen in die Schranken zu weisen. (St. Galler Tagblatt)

    Reminiszenzen an eine im Herzen Europas ärmlich verbrachte Jugend hingegen bewegen sich auf dem Niveau des billigen Klischees und diskreditieren ein wenig die dem Buch inhärente Gesellschaftskritik. (St. Galler Tagblatt)

    Die laufende Kampagne sei ein zutiefst ideologisches Anliegen, das darauf abstelle, die dem heutigen Entwicklungsprozeß inhärente Gefahr einer Renaissance des Konfuzianismus, also einer Rückkehr des Gestrigen, zu unterlaufen. (Die Zeit)

    [...] und es besteht Gefahr, dass man die den beiden Gruppen inhärente Problematik ihres Menschseins dabei aus dem Auge lässt, [...] (Die Zeit)

    Die der Struktur unserer Wirtschaftsgesellschaft inhärente Diskrepanz der Einkommensverteilung muss klar in den Vordergrund gestellt werden, wenn man [...] (Die Zeit)

    Die dem geltenden Bundessteuerrecht inhärente steuerliche Ungleichbehandlung von Ehe- und Konkubinatspaaren war der Hauptgrund dafür, dass [...] (Neue Zürcher Zeitung)

     

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