Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Die Frage betrifft die Deklination des Substantivs, insbesondere die Bildung des Genitivs bei dem Substantiv Kunde. Substantive können nach dem Kasus flektiert werden, wodurch sie an die jeweiligen syntaktischen Gegebenheiten angepasst werden können. Bei Substantiven wird zwischen verschiedenen Deklinationsmustern unterschieden. Dabei werden diejenigen Substantive zusammengefasst, die ein gleiches Deklinationsmuster aufweisen. Diese Klassen werden als Deklinationsklassen bezeichnet.
Prinzipiell wird zwischen einer starken und einer schwachen Deklinationsklasse unterschieden. Bei der schwachen Deklination hat das Substantiv im Singular Genitiv, Dativ und Akkusativ die Endung –en. Der Kasus ist also am Substantiv selbst nicht eindeutig erkennbar, wird aber meist im syntaktischen Zusammenhang bspw. in Verbindung mit Artikelwörtern deutlich. Bei einer starken Deklination hingegen sind die Formen im Nominativ und Akkusativ Singular identisch, oft entspricht auch der Dativ dieser Form. Jedoch ist der Genitiv des Substantivs durch ein –(e)s gekennzeichnet. Zudem gibt es weitere Deklinationsklassen oder Bedingungen, bei denen im Genitiv keine Endung angehangen wird. Da es sich dabei aber eher um Einzelfälle handelt, werden diese im Folgenden nicht berücksichtigt.
Ob ein Substantiv im Genitiv Singular die Endung –(e)s oder –en hat ist also abhängig davon, ob das Substantiv stark oder schwach dekliniert wird. Nach der Dudengrammatik (Duden 4) ist die starke Deklination für Substantive mit Genus Maskulinum und Neutrum das Normalmuster. Es gibt jedoch bestimmte Merkmale, bei denen maskuline Substantive im Singular die Endungen eines schwachen Deklinationsmusters aufweisen. Nach der Dudengrammatik hat ein maskulines Substantiv im Singular dann die Endung -en, wenn es etwas Belebtes bezeichnet und den Plural mit der Endung –en bildet. Da beide Merkmale auf das Substantiv Kunde zutreffen, wird hier der Genitiv Singular mit der Endung –en gebildet.
Allerdings kann es laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden 9) bezüglich der Deklination zu Schwankungen zwischen einem starken und einem schwachen Flexionsmuster kommen, jedoch sind diese beim Genitiv eher selten und bei nur bei vereinzelten Substantiven zu erkennen. Ob dies auch bei dem Substantiv Kunde der Fall ist, kann eine Analyse des Sprachgebrauchs zeigen.
Sprachgebrauch
Mit Hilfe von Cosmas II kann eine Korpusanalyse durchgeführt werden. Diese liefert folgende Belege:
des Kunden: 12.829 Belege
des Kundens: 23 Belege
Es kann an dieser Stelle aufgrund der geringen Trefferzahl für die Form
des Kundens davon ausgegangen werden, dass das Substantiv
Kunde schwach dekliniert wird und somit die Form im Genitiv
des Kunden lautet. Die Belege für die Form
des Kundens zeigen aber auch, dass bei der Bildung des Genitivs Unsicherheiten auftreten können.
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