Substantive haben in aller Regel ein
festgelegtes Genus (grammatisches Geschlecht), das nicht unbedingt mit dem natürlichen Geschlecht der von ihnen bezeichneten Dinge in der Welt übereinstimmen muss. So heißt es zwar
das Messer (sächlich), aber eben auch
die Gabel (weiblich) und
der Löffel (männlich). Bei Fremdwörtern wie
Tsunami, die in einer Sprache noch neu oder wenig gebräuchlich sind (bis der Gebrauch z. B. in den Medien explosionsartig ansteigt, wie im Fall der Tsunami-Katastrophe von 2004), muss sich die Sprachgemeinschaft erst darauf einigen, welches Genus das Fremdwort haben soll. Eine Möglichkeit, einem Fremdwort ein Genus zuzuweisen, besteht darin zu schauen, welches Genus das Wort in der Herkunftssprache hat. Im Fall von
Tsunami wäre das das Japanische, das allerdings keine Genera unterscheidet und somit auch keinen Hinweis für eine mögliche Genuszuweisung im Deutschen liefern kann. Daher hat sich die deutsche Sprachgemeinschaft weitgehend auf das Genus Maskulinum (
der Tsunami) geeinigt, aber auch das Femininum (
die Tsunami) ist von der Sache her nicht ausgeschlossen.
Wörter wie
Auto, Cola oder auch
Tsunami, die auf einen unbetonten Vollvokal enden, bilden den
Plural laut Dudengrammatik regelhaft durch Anhängen von
–s (
die Autos, die Colas, die Tsunamis). Für die Bildung des Genitivs spielt das Genus eine Rolle: Für Maskulina ist das Anhängen eines Genitiv-
s der Normalfall, während Feminina nie ein Genitiv-
s haben (also entweder
des Tsunamis oder
der Tsunami, so wie es im Rechtschreibduden steht). Wird das Genitiv-
s an
Tsunami weggelassen, spricht man von Monoflexion, d. h. der Tendenz, die Flexionsendung innerhalb einer Wortgruppe nur einmal auszudrücken. Dies ist natürlich nur möglich, wenn der Genitiv an einem anderen, zu
Tsunami dazugehörenden Wort (z. B. einem Artikel) bereits deutlich ausgedrückt ist.
Beispiel
In Indonesien leisten Mitarbeiter den traumatisierten Überlebenden
des Tsunami Hilfe. (COSMAS II)
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