Zunächst einmal möchte ich die Abgrenzung von „als“ in diesem Kontext zu Präpositionen veranschaulichen.
Präpositionen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie einen bestimmten Kasus regieren, d.h. fordern.
Beispiel
Ich gehe zu dem Haus (Präposition zu regiert den Dativ)
Eine solche Kasusrektion findet bei „als“ allerdings nicht statt. Zwar ist der Kasus des folgenden Substantivs bei „als“ in gewisser Weise determiniert, jedoch geschieht dies hier durch die Kongruenz mit dem Bezugswort.
Beispiel
Professor Müller gilt als
Experte für moderne Musik.
Professor Müller und Professor Meier gelten als
Experten für moderne Musik.
In den Beispielen sehen Sie die Kongruenz zwischen Bezugswort und die durch als angeschlossene Nominalgruppe sehr deutlich. Sobald das Bezugswort im Nominativ Plural maskulin (Professor Müller und Professor Meier) steht, wird auch das Substantiv „Experte“ in den kongruenten Kasus, Numerus und das Genus versetzt (Experten).
Das als verbindet die kongruenten Elemente.
Allgemein könnte man
als als Junktor bezeichnen, da es eine
verknüpfende Funktion hat. Die speziellen Eigenschaften von als liegen darin, dass als
die grammatischen Merkmale der folgenden Gruppe festlegt (Kongruenz mit dem Bezugswort), ohne kasusregierend zu sein, und
gleichrangige Elemente verknüpft. Junktoren mit diesen speziellen Eigenschaften werden in einigen Grammatiken (z.B. Helbig/Buscha) als
Adjunktoren bezeichnet.
Beispiel
Peter ist fleißiger
als seine Schwester.
Peter arbeitet fleißiger
als seine Schwester.
Ich arbeite
als Techniker.
Er bezeichnet seinen Kontrahenten
als Lügner.
Ich handle
als aufgeklärtes Individuum.
Wie Sie anhand der Beispiele sehen, kann man Adjunktionen unterschiedlich gestalten: Sie können zum Ausdruck eines Vergleichs oder zur Identifizierung (Zuordnung) verwendet werden. Insgesamt haben Adjunktionen einen
zuweisenden Charakter.
Im Folgenden soll nun auf Ihr spezifisches Beispiel, die Verwendung der Adjunktion bei bestimmten Verben, eingegangen werden.
Bei bestimmten Verben ist das „als“ valenzgebunden, also vom Verb vorhergesehen.
Beispiel
Ich arbeite als Hausmeister.
Hier erfolgt durch die Adjunktion eine subjektive Identifizierung. Die Adjunktion ist syntaktisch Subjekts- oder Objektsprädikativ.
Beispiel
Professor Müller gilt
als Experte für moderne Musik. (Subjektsprädikativ, Kongruenz zwischen Subjekt und Adjunkor-Phrase)
Die Opernsängerin arbeitet nebenbei
als Kellnerin. (Subjektsprädikativ, Kongruenz zwischen Subjekt und Adjunkor-Phrase)
Verben, die durch die Adjunktion eine Identifizierung des Subjekts bewirken (also Subjektsprädikative sind), sind beispielsweise:
dienen, erscheinen, sich erweisen, fungieren, wirken, sich zeigen.
Beispiel
Die Protagonistin erscheint
als emanzipierte Frau.
Belohnungen dienen
als Verstärker.
Die Fremden erwiesen sich
als Helfer.
Verben, die durch die Adjunktion eine Identifizierung des Objekts vornehmen (also Objektsprädikative sind), sind beispielsweise:
bezeichnen, ansehen, betrachten, empfinden, hinstellen, schildern, charakterisieren.
Beispiel
Der Lehrer hat
die Schülerin als aufgeweckte Person charakterisiert.
Er bezeichnet
seinen Kontrahenten als Lügner.
Die von Ihnen genannten Beispiele „gelten als, handeln als“ sind also den Subjektsprädikativen zuzuordnen.
Beispiel
Ich gelte
als guter Freund.
Die Feministinnen handeln
als emanzipierte Frauen.
Wie Sie richtig erkannt haben, stehen die Substantive, die in Ihren Beispielen mit „als“ verknüpft werden, im Nominativ. Dies liegt an ihrer Funktion als Subjektsprädikative, da Subjekte im Nominativ stehen und dementsprechend verknüpfte Substantive ebenfalls kongruent im Nominativ stehen müssen.