Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Ein Freund hat mich berichtigt, als ich ,,hieß" sagte. Ich jedoch denke, dass es ,,hieß" und nicht ,,heißt" heißt.
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Ein Freund hat mich berichtigt, als ich ,,hieß" sagte. Ich jedoch denke, dass es ,,hieß" und nicht ,,heißt" heißt.
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Ihre Frage bezieht sich auf die Verwendung der Tempora, die grundsätzlich dazu genutzt werden, um den bezeichneten Sachverhalt zeitlich einzuordnen. Mit den Varianten Wie hieß/heißt das Lied nochmal? schlagen Sie einmal das Tempus Präsens, einmal das Tempus Präteritum vor. Diese beiden Alternativen sollen im Folgenden nacheinander betrachtet werden.
Das Präsens ist das Grundtempus, das nach der Dudengrammatik als unmarkiertes Tempus die meisten Anwendungsmöglichkeiten hat und in seiner Zeitbedeutung unspezifisch ist. Es ist dabei sowohl ein Gegenwartsbezug (a) als auch ein Zukunfts- (b) oder Vergangenheitsbezug (c) möglich. Dies soll an ausgewählten Beispielen aus der Dudengrammatik verdeutlicht werden:
Beispiel
a) Das Faxgerät funktioniert wieder nicht.
b) Leider geht die erste Seilbahn erst wieder in zwei Stunden.
c) In diese Weimarer Situation wird Christines Vater am 12. November 1725 hineingeboren.
Für das Präsens charakteristisch ist dabei der Gegenwartsbezug, weshalb für die zeitliche Einordnung eines Sachverhalts mit Vergangenheits- oder Zukunftsbezug, wie im Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle betont wird, auch Temporaladverbien von Bedeutung sind (in den Beispielen unterstrichen).
Das Präsens im Beispielsatz Wie heißt das Lied nochmal? ist vor dem Hintergrund der zunächst unspezifischen zeitlichen Situierung des Tempus denkbar. Für das Präsens spricht dabei die Tatsache, dass das Lied zum Zeitpunkt des Sprechens genauso heißt wie zu einem vorangegangenen Zeitpunkt. Mit nochmal wird gleichzeitig auf den vorangegangenen Zeitpunkt verwiesen, an den die Frage anknüpft.
Das Präteritum hingegen situiert die Äußerung in der Vergangenheit. Damit überschneidet sich der Anwendungsbereich von Präsens und Präteritum (zu weiteren Informationen bezüglich der zeitlichen Situierung von Präsens und Präteritum siehe: https://grammatikfragen.de/showthrea...s+pr%E4teritum).
Für die Verwendung des Präteritums wie im Beispiel Wie hieß das Lied nochmal? lassen sich eine Reihe weiterer Beispiele finden, unter anderem die Frage Wer bekam das Bier? Diese Verwendung des Präteritums wurde deshalb auch scherzhaft als „Kellnerpräteritum“ bezeichnet. Die Gemeinsamkeit der Beispiele liegt in der Anknüpfung an eine vorangegangene Situation, in der der Name des Lieds fiel bzw. ein Gast ein Bier bestellte. Gegenüber der Variante im Präsens wird dieser Bezug mit dem Präteritum als für das Vergangene charakteristische Tempus deutlicher herausgestellt.
Einverstanden, beide Zeitbezüge sind möglich, je nach Zusammenhang.
Zusatzbemerkung:
"Wie heißt/hieß das Lied nochmal?"
Das Adverb "nochmal" ist umgangssprachlich und im Standarddeutschen falsch.
Korrekt:
nochmals = noch einmal
Wie heißt das Lied schon wieder?
Unser Forum ist nicht der geeignete Ort, um Umgangssprache gegenüber Standardsprache abzuwerten. Selbstverständlich hat die geschriebene Standardsprache einen besonderen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Unsere Kommunikation lebt aber gerade von unserer Mehrsprachigkeit, also davon, dass wir in der Lage sind, uns in verschiedenen kommunikativen Kontexten jeweils angemessen auszudrücken.