Sprachsystem
Hier geht es um die Frage, ob in einem Konditionalsatz (= ein mit wenn eingeleiteter Nebensatz, der eine Bedingung angibt) der Indikativ stehen kann oder ob dort der Konjunktiv stehen muss. In Ihrem Beispielsatz ist der Indikativ im Prinzip akzeptabel, d. h. es muss nicht unbedingt Ich würde mich freuen, wenn du kämest heißen – ein Ich würde mich freuen, wenn du kommst reicht auch aus.
Der Konjunktiv dient im Konditionalsatz dazu, Potenzialität auszudrücken. Das bedeutet, dass die Bedingung, deren Folge im Hauptsatz benannt wird, noch nicht erfüllt ist, dass ihre Erfüllung in Zukunft aber theoretisch möglich ist.
Bedingung: du kommst > Folge: ich freue mich
Wenn Sie noch nicht genau wissen, ob Ihr Gesprächspartner tatsächlich zu Besuch kommen wird, Sie es aber für möglich halten, dass er dies tun wird, dann setzen Sie den Konditionalsatz in den Konjunktiv. Wenn nicht sicher ist, ob die Bedingung für ein Ereignis erfüllt wird, besteht über das Eintreten des Ereignisses selbst natürlich auch keine Gewissheit, weshalb auch der Hauptsatz im Konjunktiv steht:
(1) Ich würde mich freuen, wenn du kämest.
Prinzipiell genügt es aber auch, den Konjunktiv nur in einem Teilsatz (meist im Hauptsatz) zu verwenden, da die Konjunktion wenn zum Ausdruck des Bedingung-Folge-Verhältnisses ausreicht.
(2) Ich würde mich freuen, wenn du kommst.
Obwohl hier nur der Hauptsatz im Konjunktiv steht, der Konditionalsatz aber im Indikativ, gilt der ganze Satz zusammengenommen als Potenzialis, so als ob beide Teilsätze im Konjunktiv stünden (vgl. Satz (1)).
Völlig ausgeschlossen ist letztlich auch nicht, dass beide Teilsätze im Indikativ stehen:
(3) Ich freue mich, wenn du kommst.
Sprachvariation
Vor allem in der gesprochenen Sprache, aber auch in der schriftlichen Umgangssprache steht der Konjunktiv sehr oft nur im Hauptsatz, während im wenn-Satz der Indikativ steht.
Beispiel
„Hey, ich würde mich freuen, wenn Ihr nach Hannover kommt [statt kämet]!“ (Internetbeleg)
Der Konjunktiv in beiden Teilsätzen ist natürlich auch hier nicht ausgeschlossen, aber seltener.
Beispiel
„Würde mich freuen, wenn sie einen neuen Eigentümer fände.“ (Internetbeleg)
Trotz der (veralteten) Regel „Der wenn-Satz ist würde-los“ steht die Umschreibung mit würde heute oft in beiden Teilsätzen. Auch das Modalverb können taucht häufig im wenn-Satz auf (meist im Konjunktiv).
Beispiel
„Ich würde mich freuen, wenn du mir zurückschreiben würdest [statt zurückschriebest]“
„Würde mich freuen, wenn ihr mal meinen Briefkasten füttern könntet“ (Internetbelege)