Was ist richtig: "Er ist alles andere als ein guter Student" oder "Er is alles anderes als ein guter Student?". Ähnlich: "Dies habe ich gesehen, und vieles andere / anderes mehr".
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Diskussion im Grammatikunterricht
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Duden Richtiges und gutes Deutsch
Mir scheint im ersten Fall nur "alles andere als" richtig zu sein; im zweiten Fall wird nach "viel" normalerweise parallell dekliniert, aber ich glaube, dass die schwache Form als Ausnahme die richtige ist.
Adjektivflexion nach "all-" und "viel-"
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Sprachsystem
Wie Sie ganz richtig vermuten, werden Adjektive und Partizipien nach dem unbestimmten Artikelwort all- heute gewöhnlich schwach flektiert. In der Dudengrammatik wird ander- als unbestimmtes Zahladjektiv eingestuft, so dass hier wiederum der Merksatz zutrifft: „Adjektive werden nur dann schwach flektiert, wenn ihnen ein Artikelwort mit Endung vorangeht. (Andernfalls werden sie stark flektiert.)“ (Dudengrammatik, S. 949). Da das Artikelwort alles in Ihrem Fall bereits eine deutlich erkennbare Flexionsendung aufweist, ist bei andere die schwache Endung ausreichend.
Viel- verhält sich im Grunde ähnlich wie ander-, also adjektivisch, was auf eine Parallelflexion hindeutet (z. B. vieles anderes Zeug). Dem Dudenband 9 („Richtiges und gutes Deutsch“) zufolge wird im Nominativ und Akkusativ Singular Neutrum nach viel- aber meist schwach flektiert (z. B. vieles andere Zeug), so dass im Duden letztlich beide Varianten nebeneinander bestehen (auf Ihren Fall angewandt: Dies habe ich gesehen und vieles andere/anderes mehr).
Sprachgebrauch
Die Zusammensetzung
alles andere ist so geläufig, dass sie auf
www.duden.de als feste Wortverbindung eingetragen ist. Dementsprechend sind im tatsächlichen Sprachgebrauch nur wenige Abweichungen zu erwarten. In COSMAS II etwa, dem digitalen Zeitungstextarchiv des Instituts für Deutsche Sprache, finden sich für
alles andere als 53.935 Belege (= 99,85 %), für
alles anderes als dagegen nur 83 Belege (= 0,15 %). Auch bei Google tritt
alles anderes als nicht wesentlich häufiger auf: Die Kombination ist hier zwar 451.000-mal zu finden, was aber trotzdem nur 0,85 % der Gesamtsumme ausmacht (dagegen 52.300.000 Funde von
alles andere als = 99,15 %).
Die Textsammlungen bestätigen außerdem die Einschätzungen der Grammatiken, dass im Neutrum nach
viel- die schwache Adjektivflexion vorherrscht: Bei COSMAS II liegt
vieles andere mit 3728 Funden (= 96,4 %) vor
vieles anderes mit 141 Funden (= 3,6 %). Bei Google kommt
vieles anderes etwas häufiger vor (425.000 Funde = 12,5 %), aber auch hier überwiegt
vieles andere mit 2.970.000 Funden (= 87,5 %).
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