Ihre Frage bezieht sich auf den Bezug des Relativsatzes im Beispiel
Der Sohn eines Physiknobelpreisträgers, der in Stanford und Oregon Physik studiert hatte, schreib bereits mit Anfang dreißig ein elektrisierendes Sachbuch. Der Relativsatz wird mit einem relativischen Anschluss eingeleitet, in diesem Fall mit einem Relativpronomen. Das Relativpronomen, das sich auf ein Substantiv oder Pronomen im übergeordneten Teilsatz bezieht, ist in der Regel mit diesem Bezugsausdruck in Genus und Numerus kongruent.
Beispiel
Der Bibliothekar stellte das Buch [Singular Neutrum], das [Singular Neutrum] ich ihm gegeben hatte, in den Schrank.
Der Bibliothekar stellte das Buch in den Schrank [Singular Maskulinum], der [Singular Maskulinum] neben dem alten Sessel stand.
Dadurch wird der Bezug zwischen Relativpronomen und Bezugsausdruck auch deutlich, wenn der relativische Anschluss nicht direkt auf den Bezugsausdruck folgt.
Beispiel
Der Bibliothekar stellte das Buch [Singular Neutrum] in den Schrank, das [Singular Neutrum] ich ihm gegeben hatte.
In Ihrem Beispiel steht das Relativpronomen
der im Maskulinum Singular, womit es im übergeordneten Teilsatz zwei potentielle Bezugsausdrücke gibt:
Der Sohn [Maskulinum Singular] eines Physiknobelpreisträgers [Maskulinum Singular], der [Maskulinum Singular] in Stanford und Oregon studiert hatte, schreib bereits mit Anfang dreißig ein elektrisierendes Sachbuch.
Laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle kann in solchen Fällen meist aufgrund des Weltwissens einen Bezug herstellt werden. So wird durch den Relativsatz im ersten Beispiel vermutlich das Buch, im zweiten das Regal der Bezugsausdruck sein:
Beispiel
Der Bibliothekar stellte das Buch [Singular Neutrum] in das Regal [Singular Neutrum], das [Singular Neutrum] ich ihm gegeben hatte.
Der Bibliothekar stellte das Buch [Singular Neutrum] in das Regal [Singular Neutrum], das [Singular Neutrum] neben dem alten Sessel stand.
Bei Ihrem Beispielsatz liegt es aus semantischer Perspektive durchaus nahe, dass sich der Relativsatz auf das Subjekt des übergeordneten Teilsatzes (den Sohn) bezieht, da über diesen anschließend eine weitere Aussage getroffen wird. Dennoch wären grundsätzlich beide Lesarten denkbar. Entscheidend sind an dieser Stelle also die Semantik des Satzes, unter Umständen der Kontext sowie der Rückgriff auf unser Weltwissen, da das grammatische System, wie Ihr Beispiel zeigt, nicht immer eindeutig ist. Es gibt jedoch weitere Möglichkeiten, um einen eindeutigen Bezug herzustellen, beispielsweise dadurch, dass bei zwei möglichen Bezugsausdrücken der relativische Anschluss direkt auf den Bezugsausdruck folgt:
Beispiel
Der Bibliothekar stellte
das Buch [Singular Neutrum],
das [Singular Neutrum] ich ihm gegeben hatte, in das Regal [Singular Neutrum].
Aufgrund des Genitivattributs
eines Physiknobelpreisträgers, das in Ihrem Beispiel unmittelbar auf
der Sohn folgt, ist es bei diesem Beispiel nicht möglich, dass der relativische Anschluss (gegebenenfalls er bezieht sich auf den Sohn) direkt auf den Bezugsausdruck folgt (
*Der Sohn, der in Stanford und Oregon studiert hatte, eines Physiknobelpreisträgers schrieb bereits mit Anfang dreißig ein elektrisierendes Sachbuch). Eine mögliche Alternative wären ähnliche, aber leicht veränderte Varianten für beide Lesarten, bei denen der unmittelbare Anschluss den Bezug verdeutlicht:
Er, der in Stanford und Oregon studiert hatte, der Sohn eines Physiknobelpreisträgers, schrieb bereits mit Anfang dreißig ein elektrisierendes Sachbuch.
Der Sohn, dessen Vater Nobelpreisträger ist und der in Stanford und Oregon studiert hatte, schrieb bereits mit Anfang dreißig ein elektrisierendes Sachbuch.
Er, als Sohn eines Physiknobelpreisträgers, der in Stanford und Oregon studiert hatte, schrieb bereits mit Anfang dreißig ein elektrisierendes Sachbuch.