Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Deutscharbeit meines Kindes (Grundschule), Sie hat "fast" als modale adverbiale Bestimmung bestimmt
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Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Deutscharbeit meines Kindes (Grundschule), Sie hat "fast" als modale adverbiale Bestimmung bestimmt
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Da es sich bei einer Frage zur Satzgliedbestimmung um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
Ihre Frage betrifft die Satzgliedbestimmung des Verbalkomplexes hätte getroffen und des Adverbs fast. Bei der Bestimmung von Satzgliedern kann man vom Prädikat ausgehen. Das Prädikat eines Satzes besteht in der Regel aus einem finiten Verb oder aus einer Kombination von finitem Verb und einem oder mehreren infiniten Verben. Dementsprechend spricht man auch vom Verbalkomplex. Dabei lassen sich am finiten Verb die grammatischen Kategorien erkennen:Er kann lesen.Das Vollverb (z.B. lesen oder treffen) bestimmt hierbei die Mitspieler in einem Satz (Valenz). Neben den auf diese Weise vom Vollverb geforderten Satzgliedern können auch weitere Satzglieder hinzukommen. In Ihrem Beispiel fordert das Vollverb treffen mindestens ein Substantiv und ein Akkusativobjekt (Wer hätte wen/was getroffen?). Das Prädikat bildet hierbei der Verbalkomplex aus dem finiten Verb hätte und dem infiniten Verb getroffen. In Ihrem Satz befinden sich neben dem Substantiv ein Stein und dem Akkusativobjekt sie noch zwei weitere Elemente, die jedoch weglassbar sind:
(An dem finiten Verb kann lässt sich erkennen, dass die 3. Person Singular Präsens Aktiv Indikativ ist. An dem Infinitiv lesen ist dies nicht zu erkennen.)Ein Stein hätte sie [fast] [am Fuß] getroffen.Bei diesen zwei Elementen handelt es sich um Adverbiale. Um Adverbiale zu bestimmen, greift man auf semantische Kriterien zurück: Am Fuß weist auf einen Ort hin, ist demnach ein Lokaladverbial. Hierbei lässt sich die Bestimmung als Lokaladverbial anhand der Frage Wo? unproblematisch vornehmen.
Bei der Bestimmung von fast lässt sich das Konzept der Fragen nach Satzgliedern nicht mehr anwenden, da keine zufriedenstellende Fragepartikel gefunden werden kann. Das liegt mitunter daran, dass Adverbiale wie fast und beinahe häufig mit dem Konjunktiv II als Ausdrucksform einer irrealen Handlung stehen (der Stein hat sie eben nicht am Fuß getroffen, sondern nur fast). Die Grammatik des Instituts für deutsche Sprache ordnet fast aus diesem Grund den „negativen Satzadverbialen“ zu. Dieser Terminus ist jedoch im Rahmen der Schulgrammatik in der Regel nicht vorhanden.
Am nächsten kommt dieser Bedeutung wohl die Frage Wie? Semantisch lässt sich die Bestimmung als Modaladverbial damit begründen, dass fast in etwa einen gewissen Grad oder eine Abstufung ausdrückt, wie andere Modaladverbiale:
Max liest zu wenig.Für die schulgrammatische Satzgliedanalyse ist daher die Zuordnung als Modaladverbial in Ordnung, zumal sich keine andere Zuordnung zu einer schulgrammatischen Kategorie als sinnvoll erweist.
Max liest genug.