Was ist korrekt :"In den Sommerferien bin ich ev. habe ich gesurft , getaucht, gesegelt ?
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
es gibt verschiedene Beispiele in Lehrbüchern für polnische Schüler , die Deutsch lernen
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Deutsche Grammatik in Übungen von Stanisław Dłużniewski , Adolf Donath
Auswahl des Hilfsverbs zur Perfektbildung
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Ihre Frage betrifft die
Auswahl des Hilfsverbs zur Perfektbildung. Perfektformen werden im Deutschen durch die Hilfsverben
haben und
sein gebildet, wie Sie diese auch bereits korrekt als Varianten angeben. Ob ein Perfekt mit
haben oder
sein gebildet wird, hängt von der Satzumgebung und der Bedeutung des Verbs ab. So bezeichnet Duden Band 4 „Die Grammatik“ die Perfektbildung mit
haben als Normalfall; die Perfektbildung mit
sein erfolgt bei …
… Verben, die kein Akkusativobjekt erlauben und einen Vorgang beschreiben (intransitive Vorgangsverben) sowie eine Veränderung des Subjekts ausdrücken:
Ich bin aufgestanden.
Die Blumen sind verblüht.
… Verben, die ebenfalls intransitive Vorgangsverben sind und mit einem Dativobjekt stehen:
Max ist mir aufgefallen.
Ich bin ihm begegnet.
… „zentrale Verben der Fortbewegung“
Ich bin gefahren, gegangen, gereist …
Anderen Bewegungsverben unterliegen in der Perfektbildung Schwankungen im Sprachgebrauch; so können z.B. Verben wie
tanzen oder
schwimmen beide Varianten ausbilden:
Ich bin über den Fluss geschwommen. In diesem See habe ich oft geschwommen.
Ich bin um den Baum getanzt. In diesem Saal habe ich getanzt.
Ihre Beispielverben
surfen,
tauchen und
segeln gehören auch zu diesen Bewegungsverben. Für die Perfektbildung mit
sein spricht hierbei, dass sie ebenso kein Akkusativobjekt erlauben. Da dieser Bereich der Grammatik jedoch Schwankungen unterliegt, möchten wir uns im folgenden Abschnitt Daten aus dem Sprachgebrauch ansehen.
Sprachgebrauch
Die Analyse des Sprachgebrauchs anhand des Korpus COSMAS II vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim und anhand von Google-Daten zeigt folgendes Verhältnis:
Variante |
COSMAS II |
Google-Suche |
haben gesurft |
2 Treffer |
164.000 Ergebnisse |
sind gesurft |
0 Treffer |
206.000 Ergebnisse |
haben getaucht |
2 Treffer |
647.000 Ergebnisse |
sind getaucht |
8 Treffer |
654.000 Ergebnisse |
haben gesegelt |
0 Treffer |
210.000 Ergebnisse |
sind gesegelt |
2 Treffer |
239.000 Ergebnisse |
Die Ergebnisse zeigen, dass bei allen drei Verben beide Varianten auftreten, wobei die Variante mit
sein nur leicht überwiegt. Weder Sprachsystem noch Sprachgebrauch sprechen daher klar für eine Form, sodass es Ihnen überlassen bleibt, für welche Sie sich entscheiden.
Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden in der Regel mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die Googlesuche ist vor allem notwendig, wenn in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten nur relativ selten oder gar nicht vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:
1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.
2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
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