Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Bei der Übersetzung eines Satzes für ein Synchronbuch
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Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Bei der Übersetzung eines Satzes für ein Synchronbuch
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Ihre Frage betrifft die Verwendung des Infinitivs mit oder ohne zu und die Unterscheidung zwischen dem Infinitiv als Bestandteil des Prädikats und als satzwertige Infinitivgruppe. Ob ein Infinitiv mit oder ohne zu steht, hängt zum einen vom finiten Verb ab. Das Modalverb wollen verlangt dabei in der Regel den Infinitiv ohne zu:
Das Kind will spielen.Zum anderen spielt die Frage eine Rolle, ob der Infinitiv auseinander(zu)bringen überhaupt Teil des Prädikats ist oder für sich als eigenständige Infinitivgruppe besteht. Diese nennt man dann auch satzwertig, da sie Ähnlichkeiten zu Nebensätzen aufweisen kann:
Das Kind will das Eis haben.
Max behauptet, ein Superheld zu sein.Speziell in dem Fall, dass die Infinitivgruppe das Subjekt des übergeordneten Verbs bildet, kann der Infinitiv nämlich mit oder ohne zu stehen:
Gedichte lernen macht keinem Spaß.Bei Ihrem Beispiel handelt es sich jedoch um eine spezielle Konstruktion (X will nichts/nichts anderes als ...), bei der solche Regeln nur bedingt greifen. als die beiden auseinander(zu)bringen ist hierbei auch nicht das Subjekt, sondern schließt sich an das Objekt des Satzes nichts anderes durch als an:
Gedichte zu lernen, macht keinem Spaß.
Du (Subjekt)Der zu-Infinitiv hat im Vergleich zum einfachen Infinitiv eine stärkere Neigung zur Satzförmigkeit. Der einfache Infinitiv tendiert in Richtung Substantivierung und ist daher weniger eigenständig:
hast (Bestandteil des Prädikats)
nichts anderes (Objekt)
gewollt (Bestandteil des Prädikats)
als die beiden auseinander(zu)bringen (Bestandteil des Objekts)
Er liebt es, zu spielen.Die Frage liegt also nahe, ob die Konstruktion in Ihrem Fall eine Eigenständigkeit aufweist. Mit der Konstruktion nichts anderes als werden z.B. auch Substantive angeschlossen; dies spricht für eine geringe Eigenständigkeit:
Er liebt das Spielen.
Er liebt spielen.
X will nichts anderes als Marmelade.Genauso existieren jedoch satzförmige Anschlüsse; dies spricht wiederum für eine stärkere Eigenständigkeit:
X interpretiert das Gedicht anders, als der Lehrer verlangt.Dementsprechend können beide Varianten sprachsystematisch begründet werden, daher möchten wir uns im folgenden Abschnitt solche speziellen Konstruktionen im Sprachgebrauch ansehen.
Sprachgebrauch
Die Sprachgebrauchsanalyse anhand des Korpus COSMAS II vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim zeigt folgendes Verhältnis:Nichts anderes als spielen: 5 TrefferIn der speziellen Konstruktion Ihres Beispiels treten also sowohl Varianten mit als auch Varianten ohne zu auf.
Nichts anderes als zu spielen: 3 Treffer
Nichts anderes als lernen: 6 Treffer
Nichts anderes als zu lernen: 0 Treffer
Nichts anderes als warten: 4 Treffer
Nichts anderes als zu warten: 6 Treffer