Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Praxis
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Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Bei Ihrem Zweifelsfall handelt es sich um die Frage nach der Rektion der Präposition pro. Im Allgemeinen weisen Präpositionen den darauf folgenden Nominalgruppen einen Kasus zu. Dies bezeichnet man als Rektion. Dabei regieren die meisten Präpositionen nur einen Kasus. Allerdings kann es bei der Kasusrektion auch zu Schwankungen kommen, so dass ein Zweifelsfall wie in Ihrem Beispiel entsteht. In Ihrem Beispiel schwanken Sie zwischen der Verwendung eines Akkusativs oder eines Dativs.
Laut der Dudengrammatik wird pro bevorzugt mit Akkusativ verwendet. Allerdings wird hier zugleich eine Einschränkung der festen Verwendung mit Akkusativ gemacht und auf eine Schwankung mit weiteren Kasus hingewiesen:
„Die ursprünglich lateinische Präposition pro regiert meistens den Akkusativ (pro großen Teller, pro neuen Mitarbeiter), manchmal auch den Dativ (pro großem Glas, pro neuem Mitarbeiter). Selten folgt nach pro ein Nominativ (pro neuer Benutzer, pro Beamter, pro Angestellter - jeweils Maskulina).“ (Dudengrammatik §916)
Somit ergeben sich für Ihr Beispiel folgende Verwendungen:
Beispiel
(1) XY spendet mindestens 5% pro bestelltes Produkt. („pro“ mit Akkusativ als bevorzugter Kasus)
(2) XY spendet mindestens 5% pro bestelltem Produkt. („pro“ mit Dativ)
Ihr dritter Vorschlag pro bestellten Produkt ist hier nicht möglich, da es sich hierbei um eine nicht korrekte Form handelt. Somit beschränkt sich die Auswahl auf die in den Beispielen genannten Möglichkeiten.
Bei Präpositionen sind Schwankungen in der Kasusrektion nicht selten und ungewöhnlich, da das Sprachsystem den Präpositionen verschiedene Möglichkeiten bietet, so dass die bevorzugte Verwendung eines bestimmten Kasus bei einer Präposition ein Ergebnis von Konventionalisierung ist. Da jedoch Schwankungen vor allem in der Kasusrektion Ausdruck des grammatischen Wandels sind, handelt sich hierbei um eine niemals vollendete dynamische Entwicklung.
Sprachgebrauch
Da der Sprachgebrauch das Rektionsverhalten der einzelnen Präpositionen regelt, veranschaulicht eine Sprachgebrauchsanalyse für Ihr Beispiel die Tendenz der Sprachgemeinschaft. Dabei beziehen wir uns lediglich auf die Untersuchung in der Suchmaschine Google, da Ihre verwendete Formulierung (und auch ähnliche) in Cosmas II, dem Zeitungsarchiv des Instituts für Deutsche Sprache Mannheim, nicht genügend repräsentative Treffer erzielt.
Treffer bei Google:
- „pro bestelltes Produkt“ 54
- „pro bestelltem Produkt“ 6.200
- „pro verkauftes Produkt“ 35.900
- „pro verkauftem Produkt“ 269.000
Diese Untersuchung steht im Widerspruch zu der Aussage der Dudengrammatik, dass bei pro tendenziell der Akkusativ der bevorzugte Kasus ist. Mit der Untersuchung dieser zwei Beispiele mit verschiedenen adjektivisch-attributiv verwendeten Partizipien wird deutlich, dass bei pro der Dativ vor dem Akkusativ rangiert. (Ähnlich verhält es sich bei weiteren Sprachgebrauchsanalysen zu diesem Thema, vgl. http://www.grammatikfragen.de/showth...d=praeposition)
Fazit: Auch wenn es aktuell den Anschein hat, dass der Dativ der bevorzugte Kasus ist, steht Ihnen die Wahl des Dativs oder Akkusativs bei pro aufgrund des schwankenden Verhaltens dieser Präposition frei.