Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Texterstellung
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
duden.de
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Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Bei ihrem Zweifelsfall geht es um die Frage, ob Adjektive parallel flektiert werden müssen. In unserem Forum haben wir bereits ein Beispiel, das ähnlich funktioniert: http://www.grammatikfragen.de/showth...gruppenflexion
Zur Beantwortung dieser Frage ist zunächst die Unterscheidung zwischen starker und schwacher Adjektivflexion relevant. Adjektive werden je nach syntaktischem Umfeld unterschiedlich flektiert, das bedeutet, dass die Adjektivflexion davon abhängig ist, mit welchen Wörtern das Adjektiv zusammen auftritt. Die Adjektive sind hier Teil der folgenden Nominalgruppe:
Beispiel
trockenem nordischem Humor
Das Adjektiv muss kongruent mit seinem Bezugswort sein, d.h. sie müssen nach Kasus, Numerus und Genus miteinander übereinstimmen. Das Bezugswort der Adjektive trocken und nordisch ist hier der Humor. Humor steht hier im Dativ, Singular, Maskulinum. Der Dativ wird hier von der Präposition mit verlangt. Das bedeutet nun für die Adjektivflexion, dass auch die Adjektive trocken und nordisch im Dativ, Singular, Maskulinum stehen müssen. Hier wird nun die Unterscheidung zwischen starker und schwacher Adjektivflexion relevant, da je nach Flexionsmuster die Form unterschiedlich gebildet wird. Dies zeigen auch die folgenden Tabellen:
schwache Flexion starke Flexion Nominativ trockene trockener Genitiv trockenen trockenen Dativ trockenen trockenem Akkusativ trockenen trockenen
schwache Flexion starke Flexion Nominativ nordische nordischer Genitiv nordischen nordischen Dativ nordischen nordischem Akkusativ nordischen nordischen
Ob ein Adjektiv stark oder schwach flektiert wird, hängt davon ab, ob dieses Hauptmerkmalträger der Nominalgruppe ist. Jede Nominalgruppe hat einen Hauptmerkmalträger, an dem sich die grammatischen Merkmale der Nominalgruppe eindeutig erkennen lassen. Der Hauptmalträger der Nominalgruppe, ist die am weitesten links stehende Wortform der Nominalgruppe. Das können Artikelworte und Adjektive sein. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1518) Ein Adjektiv ist dann Hauptmerkmalträger, wenn vor ihm in der Nominalgruppe kein Artikelwort steht. Dies ist in ihrem Beispiel der Fall, weswegen das Adjektiv trocken der Hauptmerkmalträger ist. Ist ein Adjektiv Hauptmerkmalträger, dann wird es stark flektiert:
Beispiel
mit trockenem (= Hauptmerkmalträger, stark flektiert) nordischem/n Humor
Nun muss geklärt werden, ob auch das Adjektiv nordisch stark flektiert werden muss. Dafür gibt es die Grundregel, dass Adjektive parallel flektiert werden. (vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1518) Das bedeutet, dass wenn ein Adjektiv stark flektiert wird, alle anderen Adjektive der Nominalgruppe ebenfalls stark flektiert werden müssen. Wird ein Adjektiv hingegen schwach flektiert, dann müssen auch alle anderen Adjektive der Nominalgruppe schwach flektiert werden. Angewendet auf Ihr Beispiel wäre dann die folgende Variante richtig:
Beispiel
mit trockenem, nordischem Humor
Hier werden die einzelnen Adjektive nebengeordnet und bilden sich so unabhängig voneinander. (vgl. Duden 9, S. 41) Mit dieser Variante sind sie aus sprachsystematischer Sicht immer auf der sicheren Seite.
Dennoch ist auch ihre zweite Variante erklärbar. Bei dieser wird das erste Adjektiv stark flektiert, das zweite Adjektiv hingegen schwach:
Beispiel
mit trockenem (= stark flektiert), nordischen (= schwach flektiert) Humor
Da hier ein Wechsel des Flexionsmusters stattfindet, wird dies auch als Wechselflexion[/B] bezeichnet. Durch die Wechselflexion ändert sich jedoch die Bedeutung nuancenhaft und der Sprecher muss entscheiden, welche Aussage er intendiert. Während durch die Parallelflexion eine Nebenordnung der Adjektive stattfindet, findet bei der Wechselflexion eine Unterordnung der einzelnen Adjektive statt. Die Wechselflexion tritt immer dann ein, wenn das zweite Adjektiv mit dem Substantiv eine gedankliche Einheit bildet und diese Einheit durch das erste Adjektiv modifiziert wird. Somit wird das erste Adjektiv der gedanklichen Einheit untergeordnet. (Vgl. Duden 9, S. 41) Der Duden liefert hierfür das folgende Beispiel:
Beispiel
mit hellem elektrischen Licht (= gedankliche Einheit)
Angewendet auf Ihr Beispiel bedeutet das, dass nordisch und Humor eine gedankliche Einheit bilden müssten, damit die Wechselflexion eintreten kann. Ob dies der Fall ist, lässt sich durch „kleine Tests“ prüfen. Bei Unterordnung kann zwischen den Adjektiven kein und stehen:
Beispiel
Mit trocknem nordischen Humor brachte er alle zum Lachen.
* Mit trockenem und nordischem Humor brachte er alle zum Lachen. (Diese Variante scheint hier nicht sinnvoll, weil „trocken“ „nordisch“ untergeordnet ist.)
Außerdem können die Adjektive bei Unterordnung nicht beliebig angeordnet werden:
Beispiel
* Mit nordischem und trockenem Humor brachte er alle zum Lachen. (Dieser Satz ist zwar möglich, die Aussage ist aber eine andere als beim Ausgangsbeispiel.)
Diese Tests zeigen, dass nordisch und Humor gemeinsam eine gedankliche Einheit bilden. Dadurch scheint die Wechselflexion ebenfalls legitimiert zu sein.
Fazit: Es lässt sich also festhalten, dass die Adjektivflexion von verschiedenen Faktoren abhängt. Dabei muss zunächst geprüft werden, ob ein Adjektiv Hauptmerkmalträger ist. Beim Auftreten von zwei Adjektiven ist zwischen Parallel- und Wechselflexion zu unterscheiden. Damit einhergeht die Frage, ob die Adjektive einander unter- oder nebengeordnet sind. Angewendet auf Ihr Beispiel scheinen vor diesem Hintergrund beide Varianten möglich zu sein.