Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
ich bin Grammatikdozen DAF
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Duden Richtiges und gutes Deutsch
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
ich bin Grammatikdozen DAF
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Duden Richtiges und gutes Deutsch
Sprachsystem
In Ihrem Beispielsatz bezieht sich das Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort) ihren auf die Geisel. Normalerweise stellen pronominale Bezüge auf vorausgegangene Substantive kein Problem dar, vgl. die folgenden Beispiele:
Beispiel
(1) Petra berichtet Positives von ihren Entführern.
(2) Peter berichtet Positives von seinen Entführern.
Da sowohl das natürliche als auch das grammatische Geschlecht von Petra weiblich ist, wird dazu passend das feminine ihren gewählt. Genauso ist es bei Peter: Da Peter maskulin ist, wird das maskuline seinen gewählt.
Ihr Zweifelsfall entsteht nun offensichtlich aufgrund von Konflikten zwischen dem grammatischen und dem natürlichen Geschlecht: Eine Geisel kann natürlich grundsätzlich eine weibliche oder eine männliche Person sein. In grammatischer Hinsicht weist Geisel jedoch immer die Kategorie feminin auf, auch wenn damit ein Mann gemeint ist. Das grammatische Geschlecht (= Genus des Substantivs) bildet nämlich nicht notwendigerweise das natürliche Geschlecht ab (vgl. das Pferd, die Kuh, der Hund), so dass auch hier zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht zu trennen ist. Aus sprachsystematischer Sicht ist die Frage also eindeutig zu beantworten: Da das Bezugssubstantiv feminin ist, muss auch das sich darauf beziehende Possessivpronomen feminin realisiert werden.
Sprachgeschichte
Zur Entstehungszeit des Grimm’schen Wörterbuchs war Geisel offenbar ein Maskulinum, d. h. es hieß damals der Geisel. Inzwischen wird diese Verwendungsweise jedoch als veraltet betrachtet – zeitgenössischen Wörterbüchern zufolge heißt es nur noch die Geisel (vgl. auch der Waise = veraltet, heute nur die Waise).
Im Zeitalter von political correctness werden wir aber wiederum Zeugen einer Sprachwandeltendenz, bei der es darum geht, die ursprüngliche Differenzierung zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht aufzugeben. Derzeit wirkt sich das vor allem auf solche Personenbezeichnungen aus, die ein so genanntes generisches Maskulinum (= eine verallgemeinernde maskuline Form eines Wortes) aufweisen: Man empfindet es als politisch nicht korrekt, nur die maskuline Form anzugeben, und möchte deshalb beide natürlichen Geschlechter auch grammatisch abbilden. Derzeit können wir beobachten, dass die zwischenzeitliche Lösung der Nennung beider Geschlechter (Lehrerinnen und Lehrer, Studentinnen und Studenten) sich als zunehmend unpraktisch erweist und dass deshalb wenn möglich neutrale Ersatzformen verwendet werden (Studierende, Lehrpersonen).
Ihre Frage zeigt nun, dass diese allgemeine Sprachwandeltendenz in Einzelfällen zu Unsicherheiten führen kann: Das Besondere an Ihrem Beispiel ist, dass hier nicht ein generisches Maskulinum vorliegt, sondern ein generisches Femininum. Das kommt viel seltener vor (weitere Beispiele wären: die Person, die Lehrkraft) und hat bisher offenbar auch noch nicht dazu geführt, dass sich Männer ungerecht behandelt fühlen (wie sollten auch maskuline Äquivalente zu die Geisel und die Person gebildet werden?). Daraus folgt: Ihre Unsicherheit beruht offenbar auf der Tendenz, grammatisches und natürliches Geschlecht zusammenzuführen, also die grammatischen Formen so zu wählen, dass sie das natürliche Geschlecht 1:1 abbilden. Das Problem besteht darin, dass die generischen Feminina bislang noch nicht vom political-correctness-Zeitgeist entdeckt wurden.