Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
In Ihrer Frage geht es darum, ob das finite Verb in Ihrem Beispielsatz im Singular oder Plural stehen muss. Um dies beantworten zu können, muss geklärt werden, ob drei Prozent im Singular oder im Plural steht. Steht das Subjekt hier im Plural, dann müsste auch das finite Verb im Plural stehen. Steht das Subjekt jedoch im Singular, muss dies ebenfalls für das finite Verb gelten.
Zur Beantwortung Ihrer Frage empfiehlt sich der folgende Beitrag, der diese Problematik ebenfalls aufgreift: http://www.grammatikfragen.de/showth...s+mengenangabe
In der Regel bereitet uns die kongruente Flexion von Subjekt und Prädikat keine Probleme, wie die folgenden Beispiele exemplarisch zeigen:
Beispiel
(1) Prozente sind eine andere Schreibweise für Brüche mit dem Nenner 100. (Internetbeleg)
(2) Ein Prozent ist nichts anderes als ein Hundertstel. (Internetbeleg)
Bei Beispiel 1 ist eindeutig, dass das Verb im Plural stehen muss, da das Subjekt eindeutig im Plural steht, was sich an der Flexionsendung erkennen lässt.
In Ihrem Beispiel ist die Antwort jedoch nicht so einfach, da zwar an dem Substantiv Prozent der Plural nicht mithilfe der entsprechenden Flexionsendung markiert ist, jedoch durch die Zahl Drei impliziert wird, dass es hier um eine Mehrzahl von Prozente geht. In der Dudengrammatik heißt es hierzu, dass die Pluralflexion häufig bei solchen Maß- und Mengenbezeichnungen unterlassen wird. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 270) Dies wird unter anderem auch an Ihrem Beispiel illustriert:
Beispiel
3 Prozent (statt: Prozente) Wachstum sind zu erwarten.
Es wird also die Singularform für das Substantiv verwendet, obwohl die Form eigentlich als Pluralform verstanden wird. Da die Form als Plural zu verstehen ist, wird für das finite Verb die Pluralform gewählt. Dazu wird die Regel aufgestellt, dass [/B]bei Prozentangaben mit Zahlen, die ungleich 1 sind, das finite Verb im Plural steht.[/B] (Vgl. Duden 9, S. 761)
Demnach müsste Ihr Beispiel laut dem Duden lauten:
Beispiel
Drei Prozent sind zu wenig.
Sprachgebrauch
Um diese Regel am Sprachgebrauch zu überprüfen wurde bei Cosmas II der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) nach den folgenden zwei Kombinationen gesucht:
1) Kardinalzahl + Prozent + sind
2) Kardinalzahl + Prozent + ist
Die Ergebnisse zeigt dabei die folgende Tabelle:
Treffer in Cosmas II Kardinalzahl + Prozent + sind ca. 3.021 Treffer Kardinalzahl + Prozent + ist ca. 1.748 Treffer
Die Ergebnisstabelle zeigt eine deutliche Tendenz hin zur Wahl Plurals für das finite Verb . Die hohe Anzahl an Treffern für die Wahl des Singulars ergibt sich aus Treffern, bei denen die Prozentzahl leider nicht das Subjekt ist, wie das folgende Beispiel exemplarisch zeigt:
Beispiel
Bei einer Überschreitung des budgetierten Betrags um mehr als 40 Prozent ist dies auch verständlich. (A09/MAR.09162 St. Galler Tagblatt, 27.03.2009, S. 49; Klarheit über Finanzen gefordert)
Dennoch lässt sich die deutliche Tendenz hin zum Plural erkennen, was auch die Regel des Dudens bestätigt, sodass die folgende Variante im Sprachgebrauch präferiert werden würde:
Beispiel
Drei Prozent sind zu wenig.