In Ihrer Frage thematisieren Sie den korrekten Tempusgebrauch, um etwas Zukünftiges zu beschreiben. Problematisch ist zunächst, dass das Tempus nicht automatisch der Zeitbedeutung einer Aussage entsprechen muss. So kann beispielsweise das Tempus Präsens verschiedene Zeitbedeutungen ausdrücken:
Morgen gehe ich ins Kino. (Zeitbedeutung: Zukunft; Tempus: Präsens)
Gestern gehe ich ins Kino, da treffe ich am Schalter eine alte Freundin. (Zeitbedeutung: Vergangenheit; Tempus: Präsens)
Ich gehe jetzt ins Kino. (Zeitbedeutung: Gegenwart; Tempus: Präsens)
Folglich muss zunächst zwischen
Tempus und
Zeitbedeutung unterschieden werden, da mit verschiedenen Tempora unterschiedliche Zeitbedeutungen ausgedrückt werden können. Zudem können die Zeitbedeutungen
Zukunft,
Gegenwart und
Vergangenheit auch durch andere sprachliche Mittel ausgedrückt werden, so beispielsweise durch Adverbien wie
gestern,
jetzt oder
morgen. Nachdem nun generelle Schwierigkeiten zum Thema Zeitbedeutung und Tempus aufgezeigt wurden, soll nun Ihr Beispiel näher in den Blick genommen werden:
Wann war das Konzert nochmal?
In diesem Beispiel ist das gewählte Tempus des Verbs Präteritum. Laut Dudengrammatik (Duden Band 4) zeigt das Präteritum ein Ereignis in der Vergangenheit an. Welcher Zeitpunkt in der Vergangenheit jedoch gemeint ist, muss meist durch weitere sprachliche Mittel verdeutlicht werden. Im Gegensatz zum Präsens kann das Präteritum eindeutig der Zeitstufe Vergangenheit zugeordnet werden. Nun handelt es sich bei Ihrem Beispiel um eine Gesprächssituation, in welcher Sie noch immer auf ein in der Zukunft liegendes Ereignis verweisen, jedoch das Tempus Präteritum verwenden. Die Wahl des Präteritums begründen Sie jedoch damit, dass Sie auf einen Zeitpunkt in der Vergangenheit Bezug nehmen, zu welchem Sie bereits über den Konzertbeginn gesprochen haben. Ein Erklärungsansatz zur Wahl des Präteritums besteht folglich darin, Ihre Aussage als sogenannte
Implikatur zu begreifen: Als Implikaturen werden laut Dudengrammatik Zusammenhänge bezeichnet, die nicht explizit gesagt werden, sondern aus dem gesagten geschlussfolgert werden auf Basis des gemeinsamen Weltwissens oder einer gemeinsam geteilten Gesprächssituation. In Ihrem Beispiel haben Sie und Ihre Gesprächspartnerin bereits die Situation geteilt, über den Konzertbeginn zu sprechen. Durch die Wahl des Präteritums verweisen Sie demnach auf diese gemeinsam geteilte Situation:
Wann war das Konzert nochmal? – Wir haben zwar bereits über diesen Termin gesprochen, ich kann mich jedoch nicht an die besprochene Uhrzeit erinnern.
Ähnlich verhält es sich mit Beispielen wie
Wie war Ihr Name nochmal? oder
Wer bekam das Bier? Auch in diesen Beispielen wird auf einen Punkt in der Vergangenheit verwiesen, in welchem der Sachverhalt bereits besprochen wurde:
Wie war Ihr Name nochmal? – Der Gesprächspartner hatte sich schon einmal vorgestellt und der Name wurde vergessen.
Wer bekam das Bier? – Die Bestellung liegt schon einige Minuten zurück und die Bedienung erinnert sich nicht mehr, welcher Gast am Tisch das Bier bestellte.