In Ihrer Frage geht es um den Gebrauch des
Präteritums („wollte“) in Ihrem Fallbeispiel. Sie fragen sich, ob Sie ein
nachzeitiges Temporaladverb („morgen“) mit dem Tempus Präteritum in Verbindung bringen können. Insgesamt geht es also um den
Tempusgebrauch.
„Das einfache Präteritum lässt sich […] als ein auf Vergangenheitsbezug spezialisiertes Tempus charakterisieren“ (Dudengrammatik, §709). Das Präteritum ist also relativ klar auf die Vergangenheit festgelegt.
Beispiel
Er kam nach Hause.
Gestern regnete es.
Allerdings gibt es auch Beispiele (wie z.B. Ihr Fallbeispiel), die offenbar von dieser Grundregel abweichen.
Beispiel
Wer bekam das Bier?
Diese Abweichungen benötigen eine
spezielle Kontextualisierung. In diesem Beispiel würde eine Kellnerin/ein Kellner im Lokal Getränke an den Tisch bringen und an die Personen verteilen. Es muss in der Vergangenheit einen Moment gegeben haben, in dem die entsprechende Person ein Bier bestellt hat: Implizit gibt es also einen
Verweis auf die Vergangenheit.
Das oben beschriebene Beispiel funktioniert ähnlich wie Ihr Fallbeispiel:
Beispiel
Morgen wollte jemand kommen
Das Temporaladverb „morgen“, das einen
Zukunftsbezug herstellt, wird in Ihrem Fallbeispiel in Verbindung mit dem Präteritum gebraucht. Hieraus resultiert die Verwirrung:
Während das Präteritum einen Vergangenheitsbezug nahelegt, kennzeichnet das Temporaladverb „morgen“ einen Zukunftsbezug.
Diese scheinbare Abweichung kann man auch hier durch einen
speziellen Kontext erklären. Es kann einen Moment in der Vergangenheit gegeben haben, in dem Person X die Absprache traf, an Tag Y zu kommen (aus Sprechzeitpunkt am folgenden Tag). Insgesamt kann man dementsprechend auch hier einen
impliziten Verweis auf die Vergangenheit erschließen.
Um Ihre Frage abschließend zu beantworten, stellt „wollte“ also eine potentielle Möglichkeit der Gestaltung Ihrer Formulierung dar.
Die Verbindung von Präteritum und Temporaladverbien, die keinen Vergangenheitsbezug darstellen, gibt es besonders in literarischen Texten. Ein berühmtes Beispiel lautet:
Beispiel
Morgen war Weihnachten.
Auch hier wird das Präteritum in Verbindung mit einem Nachzeitigkeit signalisierenden Temporaladverb verwendet. Diese in literarischen Texten existente Konstruktion wird
episches Präteritum genannt. Das
Präteritum verliert hier quasi
seine grammatische Funktion und wird als Erzähltempus gebraucht, das die Fiktionalität unterstreicht.