Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Diskussion unter Freunden
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Duden
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Das Partizip II zeigt im Deutschen je nach Flexionsverhalten des Verbs unterschiedliche Bildungsarten.
Die schwachen Verben (= Verben ohne Veränderung des Stammvokals) benötigen zu Bildung des Partizip II das Präfix (=Worterweiterung am Anfang) ge- und die Endung –(e)t.
Beispiel
(1) kaufe, kaufte, ge-kauf-t
(2) rede, redete, ge-red-et
Bei den starken Verben (= Verben mit Vokalwechsel in der Stammsilbe) hat das Partizip II neben dem Präfix ge- die Endung –en.
Beispiel
(3) singe, sang, ge-sung-en
(4) bleibe, blieb, ge-blieb-en
Demnach wären theoretisch für das Verb streifen zwei Partizip II Formen bildbar: gestreift (nach dem schwachen Flexionsverhalten) und gestriffen (nach dem starken Flexionsverhalten). Somit stellt sich nun noch die Frage, welchem Flexionsverhalten das Verb streifen folgt. Darüber kann ein Blick ins Deutsche Universalwörterbuch (Duden) Aufschluss geben.
strei|fen <sw. V.> [mhd. streifen]:
1. <hat> [mit gleitender Bewegung] leicht, nicht sehr heftig berühren:
jmdn. am Arm s.;
2. <hat> nur oberflächlich, nebenbei behandeln; kurz erwähnen:
das Thema nur kurz s.
Ganz zu Beginn des Eintrags (<sw.V.>) finden wir den Hinweis auf das schwache Flexionsverhalten des Verbs. Demzufolge müsse das Partizip II wie folgt lauten:
Beispiel
(5) ge- streif-t
Sprachgebrauch
Auch wenn das Deutsche Universalwörterbuch des Dudenverlags hier eine eindeutige Tendenz des Verbs streifen zum schwachen Flexionsverhalten angibt, ist Ihr Zweifel dennoch nicht unberechtigt. Denn eine Sprachgebrauchsanalyse im Zeitungskorpus des Instituts für deutsche Sprache Cosmas II und in der Suchmaschine Google belegt durchaus die starke Form gestriffen.
Cosmas II gestreift 8.983 8.660.000 gestriffen 26 31.500
Bei der Google-Recherche muss jedoch erwähnt werden, dass hier ebenfalls metasprachliche Treffer und Treffer für Übersetzungsvorschläge in andere Sprachen mit eingeschlossen sind. Diese können das Bild ein wenig verzerren. Bei Cosmas II hingegen handelt es sich wirklich lediglich um die Verwendung in der geschriebenen Sprache.
Nichtsdestotrotz belegen diese Zahlen , dass neben der schwachen regelmäßigen Form gestreift eine starke unregelmäßige Form gestriffen entstanden ist, die, wenn auch im geringen Maße, durchaus Verwendung in der Sprachgesellschaft findet.
Die Ursache für die Entstehung der starken Form, kann nur vermutet werden. Eine mögliche Erklärung wäre vielleicht die Abgrenzung des Partizips II von streifen zu dem Adjektiv gestreift mit der Bedeutung „Streifen aufweisend“.
Fazit: Aufgrund des Sprachgebrauchs scheint wohl die schwache regelmäßige Form gestreift der standardsprachlichen Norm zu entsprechen. Die starke Form gestriffen existiert zwar schon nebenher, hat sich jedoch scheinbar noch nicht zum gleichberechtigten Nebeneinander durchgesetzt. Jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass aus der neuen Form, die dem Sprachbenutzer zunächst als „falsch“ erscheint, möglicherweise irgendwann eine neue Norm erwächst, wenn mit der Zeit ein Gewöhnungseffekt in der Sprachgesellschaft eintritt. Wenn Sie aber auf der sicheren Seite sein wollen, raten wir Ihnen zu diesem Zeitpunkt zu der schwachen Form gestreift.