Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Täglicher Umgang mit den Medien und der Sprache
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Täglicher Umgang mit den Medien und der Sprache
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Ihre Frage betrifft die Auswahl zwischen Flüchtling und Geflüchteter sowie Political Correctness. Bei Flüchtling handelt es sich um einen Diminutiv, also um eine Verkleinerungsform, die sowohl der Verniedlichung (Das Hündchen ist so süß!) als auch der Abwertung (Das ist ja nur ein Schiffchen!) dienen kann. Bei Geflüchteter handelt es sich um die Substantivierung des Partizips II des Verbs flüchten. Mit dieser Substantivierung des Partizips II kann auf Personen Bezug genommen werden, für die eine bestimmte Handlung abgeschlossen ist:
Beispiele für Substantivierungen des Partizips IISprachsystematisch ist an der Substantivierung Geflüchteter daher nichts zu beanstanden; das Partizip wird fernerab der Substantivierung auch bei der Bildung des Perfekts gebraucht: Ich bin geflüchtet.
Den Geholfenen wird außerdem angeboten, Feedback zu geben.
Sprachgebrauch
Ihre Frage betrifft ferner den Bereich der Political Correctness. Nach Duden Band 9 „Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“ handelt es sich bei Political Correctness um ein sprachpolitisches Konzept, die „potentielle Diskriminierung einzelner Personen oder Personengruppen“ abzulehnen, indem ein bestimmter Gebrauch bzw. Nichtgebrauch, z.B. von Wörtern, empfohlen oder festgelegt wird.
Beispiele für Political CorrectnessIn Ihrem Beispiel lässt sich die Wahl der Personenbezeichnung Geflüchteter anstelle von Flüchtling also darin begründen, dass der Diminutiv als abwertend wahrgenommen werden könnte und man demnach im Sinne der Political Correctness auf die Substantivierung des Partizips zurückgreift, um das Risiko der Diskriminierung zu vermeiden.
Sinti und Roma anstelle von Zigeuner
Behinderte Menschen anstelle von Krüppel
Dagegen lässt sich (wie Peter Eisenberg in diesem Artikel und jenem Artikel) argumentieren, dass Wörter mit dem Suffix -ling lexikalisiert sind, also im Sprachgebrauch fest verankert und konventionalisiert sind, und andere Wörter existieren, bei denen die Frage nach der Political Correctness nicht gestellt wird, z.B. Säugling, Frühling. Ferner besteht keine hundertprozentige Bedeutungsgleichheit zwischen zwei Varianten.
Nach Duden Band 9 gilt darüber hinaus: „Wichtigstes Prinzip der PC [Political Correctness] ist die Übernahme der von den Betroffenen gewünschten Bezeichnungen als Fremdbezeichnung.“ Es ist demnach, wie auch dieser Artikel von Pro Asyl thematisiert, noch nicht entschieden, welche der beiden Personenbezeichnungen im Sinne der Political Correctness empfohlen wird und von Betroffenen gewünscht ist.
Das Nomen "Flüchtling" ist der offizielle Oberbegriff für geflüchtete Menschen.
Offizielle Unterbegriffe:
Bis sie ein Asylgesuch gestellt haben werden Flüchtlinge als Asylsuchende bezeichnet.
Während der Prüfung ihres Asylgesuches heissen sie Asylbewerber/innen.
Nach dem Asylentscheid kommen die folgenden Bezeichnungen in Frage:
Anerkannter Flüchtling
Vorläufig Aufgenommener
Abgewiesener Asylbewerber
Ein Flüchtling ist jemand, der eine Flucht plant oder begeht oder schon beendet hat.
Ein Geflüchteter ist bereits geflüchtet.
Im Übrigen ist die Unterscheidung ziemlich sínnlos und offenbar nur ein Lieblingsspiel von Wort- oder Sprach"polizisten", genauso überflüssig bis sinnlos wie die Einführung von "Radfahrender" statt "Radfahrer", "Teilnehmender" statt "Teilnehmer" oder "Studierende" statt "Studenten".
Es fällt unter die Kategorie "Verhunzung der deutschen Sprache".