Der Unterschied zwischen den beiden vorgeschlagenen Varianten liegt in der Verwendung des Artikels. Neben der artikellosen Variante
führt zu Prüfling schlagen Sie mit
führt zum Prüfling eine Variante vor, in der mit
zum als Verschmelzung aus der Präposition
zu und dem Artikel
dem der definite Artikel verwendet wird. Diese Verschmelzung wird laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden 9) auch in der Standardsprache verwendet.
Die Präposition
zu wird in diesem Beispiel bestimmt von dem Vollverb
führen im Sinne von
etwas führt irgendwohin. Ob eine Verschmelzung der Präposition mit einem Artikel vorliegt, ist jedoch unabhängig von dem Verb. Es handelt sich vielmehr um eine Frage zu dem
Artikelgebrauch in der Präpositionalgruppe zu/zum Prüfling, womit das Verb führt nicht weiter betrachtet werden muss.
Eine Präpositionalgruppe besteht in der Regel aus einer Präposition und einer Nominalgruppe. Die Präposition bestimmt dabei den Kasus der Nominalgruppe, was als Rektion bezeichnet wird. In diesem Fall regiert die Präposition
zu den Dativ
Prüfling. Aufgrund äußerlich identischer Formen ist der Dativ am Substantiv nicht vom Nominativ zu unterscheiden. Lediglich in Verbindung mit dem Artikel
dem wird der Kasus eindeutig markiert.
zu Prüfling
zu dem/ zum Prüfling
Laut der Dudengrammatik (Duden 4) verschmelzen besonders im Dativ bestimmte Präpositionen, darunter auch
zu, mit dem definiten Artikel. Die Frage ist jedoch, ob im Beispiel
zu/zum Prüfling überhaupt ein Artikel verwendet wird. Entscheidend dafür sind verschiedene Kriterien des Artikelgebrauchs, die sehr umfangreich sind und hier nicht vollständig dargestellt werden können. Es werden daher nur diejenigen Bedingungen berücksichtigt, die für den vorliegenden Zweifelsfall von Bedeutung sind. Weitere Kriterien zum Artikelgebrauch sind der Dudengrammatik (ab Randnummer 383ff.) und folgenden Antworten zu entnehmen:
https://grammatikfragen.de/showthrea...efixid=artikel
https://grammatikfragen.de/showthrea...ht=nullartikel
Der definite Artikel
der, die, das (im Maskulinum Dativ Singular
dem) kennzeichnet ein Substantiv als hinreichend identifiziert. Die Identifikation kann dadurch zustande kommen, dass…
- die vom Substantiv ausgedrückte Person oder Sache bereits eingeführt wurde
Beispiel
Gestern versammelten sich 30 Schülerinnen und Schüler nach ihrer Abiturprüfung auf dem Schulhof.
Die Prüflinge waren froh, ihr Abitur geschafft zu haben.
- die Identifikation durch die Beschreibung selbst zustande kommt
Beispiel
Gestern trafen sich
die Prüflinge, die an der Schule ihre Abiturprüfung ablegten.
- die Person der Sache, für die das Substantiv steht, einem bestimmten Personenkreis bekannt ist, wie beispielsweise im Gespräch unter Prüfern:
Beispiel
Die Prüflinge warten draußen.
Ein nicht hinreichend identifiziertes Substantiv kann hingegen durch den indefiniten Artikel
ein, eine gekennzeichnet werden. Dies ist jedoch nur bei Substantiven im Singular möglich, ein Substantiv im Plural kann auch artikellos blieben. In diesem Fall spricht man vom sogenannten Nullartikel. Im vorliegenden Beispiel liegt diese Bedingung jedoch nicht vor. Laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle kann ein Nullartikel in einer Präpositionalgruppe auch dann auftreten, wenn es sich um eine häufig gebrauchte und formelhafte Verbindung aus Präposition und nicht näher definiertem Substantiv handelt. Beispiele dafür sind Ausdrücke wie
bei Wasser und Brot, bei Tische oder
bei Regen.
Aus sprachsystematischer Perspektive ist also sowohl die artikellose Variante als auch die Variante mit Artikel und Präposition möglich. Es ist dabei vom jeweiligen Kontext abhängig, ob ein Artikel gebraucht wird oder nicht. Da es sich, wie Sie in Ihrer Frage geschrieben haben, um ein Schild an einer technischen Anlage handelt, zu der vermutlich nur ein begrenzter Personenkreis Zugang hat, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem Substantiv
Prüfling um ein hinreichend identifiziertes Subjekt handelt. In diesem Fall besteht also die Tendenz zur Verwendung des Artikels.
Ihre Zweifel rühren vermutlich daher, dass
zum als Verschmelzung von der Präposition
zu und dem Artikel
dem häufig vor substantivierten Infinitiven steht.
Beispiel
Er kommt zum Arbeiten.
Sie gehen zum Essen.
Laut der Dudengrammatik werden solche Verschmelzungen, insbesondere
zum, vor Substantiven verwendet, die einen ganz bestimmten Gegenstand bezeichnen, der sowohl dem Sprecher als auch dem Hörer bekannt ist. Sofern der
Prüfling hier dem Schreiber und dem Leser des Schildes bekannt ist, entspricht die Form
führt zum Prüfling dieser Verwendung.