In Ihrer Frage thematisieren Sie den
Geltungsbereich einer Negation. Laut Dudengrammatik (Duden Band 4) ist die Wortstellung der Negationspartikel nicht bedeutsam für die Negation in einem Satz. Je nachdem, wo der Negationspartikel steht, werden einzelne Elemente im Satz oder der gesamte Satz verneint. Die Dudengrammatik führt zu diesem Zweck eine Probe an, um den Geltungsbereich der Negation zu ermitteln. Dazu wird der Satz in einen dass-Nebensatz umformuliert nach dem Muster
Es ist nicht der Fall, dass…; die Bestandteile, welche nun im Nebensatz stehen, stellen den Bereich der Negation dar:
Anna hat das Buch nicht gelesen. (Beispiel aus der Dudengrammatik)
Es ist nicht der Fall, dass Anna das Buch gelesen hat. (Beispiel aus der Dudengrammatik)
In diesem Fall spricht man von einer
Satznegation, da das
Prädikat mit allen zugehörigen Satzgliedern verneint wird.
Nun liegt in Ihrem Beispiel ein Satz mit mehreren eigenständigen Sätzen vor. Indem Sie das Subjekt des Satzes einsparen, haben Sie aus den vier eigenständigen Hauptsätzen einen einzigen Satz gebildet. Es handelt sich dabei um einen orthographischen Satz, da nur ein Satzschlusszeichen vorliegt, und vier grammatische Sätze:
Es tut sich nicht groß. (grammatischer Satz 1)
Es wird nicht zerzaust. (grammatischer Satz 2)
Es wellt sich nicht. (grammatischer Satz 3)
Es franst sich nicht aus. (grammatischer Satz 4)
Es tut sich nicht groß, wird nicht zerzaust, wellt sich nicht, franst sich nicht aus. (ein orthographischer Satz bestehend aus vier grammatischen Sätzen)
Wie den Ausführungen oben zu entnehmen ist, verneint eine Satznegation das Prädikat und alle zugehörigen Elemente. In Ihrem Beispiel liegen insgesamt vier eigenständige Sätze vor, welche durch die Aussparung des Subjekts es zu einer Satzreihung zusammengefügt werden. Die Aussparung bezeichnet man auch als Koordinationsellipse, da gleiche Teile in einer Aufzählung oder Reihung weggelassen werden können. Da es sich also aus grammatischer Perspektive um vier eigenständige Sätze handelt, muss jedes der Prädikate verneint werden. Zur Verdeutlichung wurde die Negation nur beim ersten Prädikat realisiert:
Es tut sich nicht groß, wird nicht zerzaust, wellt sich nicht, franst sich nicht aus.
Es tut sich nicht groß, wird zerzaust, wellt sich, franst sich aus.
In der zweiten Variante wird lediglich der erste grammatische Satz negiert, alle anderen grammatischen Sätze hingegen nicht. Demnach müssen Sie jeden grammatischen Satz negieren, da sich die erste Negation nicht auf den Gesamtsatz erstreckt. Neben der Negationspartikel
nicht gibt es noch die Möglichkeit, die Negation mit
weder – noch kenntlich zu machen, um eine Mehrfachnennung der Negationspartikel zu vermeiden:
Es tut sich nicht groß, wird nicht zerzaust, weder wellt sich noch franst es sich aus.
Auch das Reflexivum
sich muss in jedem grammatischen Satz wiederholt werden, sofern es sich beim Prädikat um ein reflexives Verb handelt. Jedoch können laut Duden-Universalwörterbuch (DUW)sowohl das Verb
wellen als auch das Verb
fransen nichtreflexiv gebraucht werden:
Der Frisör wellt das Haar. (DUW)
Die Ärmel fransen aus. (DUW)
Folglich könnten Sie das Reflexivpronomen
sich in den grammatischen Sätzen Ihres Beispiels weglassen. Zu Berücksichtigen ist dabei, inwieweit jedoch die Semantik verändert wird:
Es tut sich nicht groß, wird nicht zerzaust, wellt nicht, franst nicht aus.
Die Ersatzprobe mit ausschließlich reflexiven Verben wie beispielsweise
sich schämen oder
sich beeilen zeigen, dass das Reflexivum bei gereihten Sätzen nicht eingespart werden kann:
Es tut sich nicht groß, wird nicht zerzaust, schämt sich nicht, beeilt sich nicht.
*Es tut sich nicht groß, wird nicht zerzaust, schämt nicht, beeilt nicht.