In Ihrer Frage thematisieren Sie den Numerus des Prädikats in Übereinstimmung mit dem Numerus des Subjektes in folgendem Beispiel:
a) Die Schöpfung sind die Ideen Gottes.
b) Die Schöpfung ist die Ideen Gottes.
Prinzipiell stimmen das Prädikat und das Subjekt eines Satzes hinsichtlich des Numerus überein. Dies bezeichnet man auch als
Kongruenz:
Paul backt einen Kuchen.
Peter und Paul backen einen Kuchen.
Nun ist an Ihrem Beispiel besonders, dass das Prädikat des Satzes das bedeutungsschwache Kopulaverb
sein darstellt. Als Kopulaverb verbindet das Verb
sein zwei Elemente in einem Satz miteinander:
Peter ist Schüler.
Anna ist Lehrerin.
Der Kuchen ist lecker.
Die Lehrerin ist schlau.
Laut Dudengrammatik (Duden Band 4) steht in solchen kopulativen Verbindungen nicht nur das Subjekt des Satzes im Nominativ, sondern auch das sogenannte Prädikativ – also die Aussage, die mit dem Subjekt verbunden wird. Zu beachten ist zudem, dass beide Bestandteile einen unterschiedlichen Numerus aufweisen:
Die Schöpfung steht im Singular, wohingegen
die Ideen Gottes im Plural steht. Da nun beide Bestandteile, die durch das Kopulaverb verbunden werden, im Nominativ stehen, stellt sich nun die Frage, wie Subjekt und Prädikativ voneinander abgegrenzt werden können, da der Numerus des Subjektes ausschlaggebend für die Form des Prädikats ist. Laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden Band 9) gibt es zwei Proben, durch welche Subjekt und Prädikativ voneinander abgegrenzt werden können. Zum einen wird die Umformulierung mit
bezeichnet werden als, zum anderen mit
gelten als vorgeschlagen. Zu beachten ist dabei, dass nicht zwangsläufig beide Proben auf ein Beispiel angewendet werden können. Laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle handelt es sich bei dem Bestandteil um das Prädikativ, welcher auf
als folgt:
Der Hund ist ihre ganze Freude. (Beispiel aus Duden Band 9)
Der Hund gilt als ihre ganze Freude. (Beispiel aus Duden Band 9)
Der Hund wird als ihre ganze Freude bezeichnet. (Beispiel aus Duden Band 9)
?Ihre ganze Freude gilt als der Hund. (Beispiel aus Duden Band 9)
?Ihre ganze Freude wird als der Hund bezeichnet. (Beispiel aus Duden Band 9)
Diese Probe soll nun auf Ihr Beispiel übertragen werden:
Die Schöpfung sind die Ideen Gottes.
Die Schöpfung gilt als die Ideen Gottes.
Die Schöpfung wird als die Ideen Gottes bezeichnet.
?Die Ideen Gottes gelten als Schöpfung.
?Die Ideen Gottes werden als Schöpfung bezeichnet.
In diesem Fall führt die Umformulierung zu dem Ergebnis, dass
die Schöpfung als das Subjekt des Satzes angenommen werden kann. Die letzten beiden Varianten erscheinen möglicherweise auf den ersten Blick plausibel, wählt man jedoch beispielsweise Formulierungen wie
Die Schöpfung stammt von Gott/ Die Schöpfung geht auf Gott zurück, so wird der Bezug innerhalb des Satzes deutlicher. Zudem ist es denkbar, dass es auch weitere Ideen Gottes gibt, welche über die Schöpfung hinaus gehen. Neben der Frageprobe gibt es folglich auch semantische Kriterien, um zu zeigen, dass mit
die Schöpfung das Subjekt des Satzes vorliegt. Das das Subjekt Ihres Satzes im Singular steht, ergibt sich für das Prädikat ebenfalls der Singular:
Die Schöpfung ist die Idee Gottes.
Wichtig ist dabei, dass das Substantiv
Idee auch im Singular steht: Es gibt nur eine Schöpfung Gottes bzw. einen Schöpfungsakt, demnach handelt es sich auch um eine Idee und nicht mehrere Ideen. Die Wahl des Plurals (
Ideen) ist an der Stelle problematisch.