Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Ein Freund sagt, es hieße: .....und "gutem afrikanischen Wein"
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
nein
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Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Ein Freund sagt, es hieße: .....und "gutem afrikanischen Wein"
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
nein
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Bei ihrem Zweifelsfall geht es um die Frage, ob Adjektive parallel flektiert werden müssen. In unserem Forum haben wir bereits ein Beispiel, das ähnlich funktioniert: http://www.grammatikfragen.de/showth...gruppenflexion
Zunächst ist zur Beantwortung Ihrer Frage relevant, dass die in dem Beispiel gennannten Adjektive im Dativ stehen müssen, aufgrund der Präposition mit, die den Dativ verlangt. Dies gilt auch für die Adjektive gut und afrikanisch. Zwar wurde die Präposition mit vor diesen eingespart, sie regiert aber dennoch deren Kasus.
Nun gibt es im Deutschen für Adjektive zwei unterschiedliche Flexionsmuster: die starke und die schwache Adjektivflexion. Der Unterschied zwischen diesen Flexionsmustern besteht in unterschiedlichen Flexionsendungen, wie die folgende Tabelle exemplarisch zeigt:
starke Flexion schwache Flexion Nominativ Singular afrikanische afrikanische Genitiv Singular afrikanischen afrikanischen Dativ Singular afrikanischem afrikanischen Akkusativ Singular afrikanischen afrikanischen
Ob ein Adjektiv stark oder schwach flektiert wird, hängt von seinem syntaktischen Umfeld ab. Steht vor dem Adjektiv ein Artikelwort mit Endung, dann wird das Adjektiv schwach flektiert. Steht hingegen kein Artikelwort mit Endung vor dem Adjektiv, dann wird es stark flektiert. Da vor dem Adjektiv lecker kein Artikel steht, muss dieses stark flektiert werden, wie Sie bereits richtig erkannt haben:
Beispiel
mit leckeren (= stark flektiert) Spezialitäten und gutem afrikanischem/n Wein
Auch das Adjektiv gut muss stark flektiert werden, da zwischen der Position, an der die Präposition mitgedacht werden muss, und dem Adjektiv ebenfalls kein Artikel steht:
Beispiel
mit leckeren Spezialitäten und [mit] gutem (= stark flektiert) afrikanischen Wein
Es stellt sich nun die Frage, ob das Adjektiv afrikanisch wie gut stark flektiert werden muss oder schwach flektiert werden kann. In der Regel werden Adjektive innerhalb einer Nominalgruppe parallel flektiert, weisen also dasselbe Flexionsmuster auf. (vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1518/ Duden 7, S. 966). Wendet man diese Regel auf Ihr Beispiel an, dann müsste auch das Adjektiv afrikanisch stark flektiert werden und es entsprechend lauten:
Beispiel
mit leckeren Spezialitäten und gutem afrikanischem Wein
Allerdings sind zwei Adjektive, die nebeneinander auftreten, nicht notwendigerweise einander nebengeordnet. Das zweite Adjektiv kann auch eine gedankliche Einheit mit dem Substantiv bilden, die durch das erste Adjektiv modifiziert wird. Ein Beispiel für eine solche gedankliche Einheit von Substantiv und Adjektiv wäre:
Beispiel
mit hellem elektrischen Licht (= gedankliche Einheit)
Für diesen Fall werden die Adjektive nicht parallel flektiert, sondern es tritt die Wechselflexion ein.
Demnach gilt es nun zu überprüfen, ob das Adjektiv afrikanisch mit dem Substantiv Wein eine gedankliche Einheit bildet. Um dies zu überprüfen, gibt es zwei Testverfahren:
1) Sind die Adjektive nebengeordnet, kann man zwischen ihnen ein und einfügen:
Beispiel
* mit gutem und afrikanischem Wein
2) Bei einer Unterordnung der Adjektive ist eine Neuanordnung der Adjektive nicht möglich:
Beispiel
* mit afrikanischem gutem Wein
Die Testverfahren zeigen, dass afrikanisch und Wein eine gedankliche Einheit bilden und daher auch die von Ihnen präferierte Variante möglich ist:
Beispiel
mit leckeren Spezialitäten und gutem afrikanischen Wein
Sprachgebrauch
Eine Untersuchung des Sprachgebrauchs soll nun Aufschluss darüber geben, welche Variante von den Sprachbenutzern präferiert wird. Dazu werden nach den verschiedenen Varianten Ihres Beispiels in Google gesucht. Leider muss auf Daten von Cosmas II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), verzichtet werden, da dort für keine genannten Varianten Treffer gefunden wurden. Die Ergebnisse der Google-Überprüfung zeigt nun die folgende Tabelle:
Treffer in Google mit gutem afrikanischen Wein 2 Treffer mit gutem afrikanischen Wein 0 Treffer mit gutem italienischen Wein 48 Treffer mit gutem italienischem Wein 43 Treffer mit gutem französischen Wein 53 Treffer mit gutem französischem Wein 43 Treffer mit gutem spanischen Wein 71 Treffer mit gutem spanischem Wein 33 Treffer
Auch wenn die Trefferzahlen relativ gering ausfallen, kann man sehen, dass beide Varianten im Sprachgebrauch auftreten, die Wahl der schwachen Flexion jedoch minimal bevorzugt wird.
Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:
1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.
2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.