Was Muttersprachlern beim Sprechen oder beim Schreiben von Texten für gewöhnlich kaum auffällt, ist, dass es im Deutschen
zwei Arten der Adjektivflexion (Deklination, Beugung) gibt, nämlich die starke und die schwache. Ins Zweifeln gerät der Sprecher/Schreiber zumeist erst dann, wenn unklar ist, ob in einem konkreten Satz die starke oder die schwache Flexion gewählt werden muss. Das ist auch in Ihrem Beispielsatz der Fall, denn grundsätzlich existieren beide von Ihnen genannten Varianten:
karge Klänge entspricht der starken Flexion und
kargen Klänge der schwachen Flexion.
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starke Adjektivflexion |
schwache Adjektivflexion |
Nominativ |
karge Klänge |
(die) kargen Klänge |
Genitiv |
karger Klänge |
(der) kargen Klänge |
Dativ |
kargen Klängen |
(den) kargen Klängen |
Akkusativ |
karge Klänge |
(die) kargen Klänge |
Während die schwache Adjektivflexion im Plural ausgesprochen monoton ist (immer Endung
–en), weist die starke Flexion differenziertere Kasusendungen auf. Aber welche Art der Flexion ist nun für Ihren Zweifelsfall die richtige?
Für die
Wahl der Adjektivflexion hält die Dudengrammatik eine
Grundregel bereit: Wenn dem Adjektiv ein Artikelwort mit deutlich erkennbarer Kasusendung vorangeht (wie z. B. der bestimmte Artikel in der Tabelle oben), wird es schwach flektiert, in allen anderen Fällen stark. In Ihrem Satz zählt
deren aber nicht als Artikelwort zu
karge(n) Klänge, sondern es handelt sich dabei um ein Relativpronomen im Genitiv, das ein Besitzverhältnis oder eine Zugehörigkeit ausdrückt (die kargen Klänge gehören in gewisser Weise zu den einfachsten Oszillatoren). Als Artikelwort zu
karge(n) Klänge fällt
deren somit aus, was bedeutet, dass
karge(n) Klänge letztlich allein, also ohne Artikel dasteht. Entsprechend der Grundregel kommt dann die starke Adjektivflexion zum Zuge, da das Adjektiv in diesem Fall sozusagen die Funktion eines Artikels mit übernehmen muss. Korrekt ist demnach die Formulierung
..., deren karge Klänge sie einsetzt.