Hier haben wir es einmal mehr mit einem Problem der
Kongruenz zwischen Subjekt und finitem Verb zu tun. Es ist sozusagen eine Grundregel der deutschen Sprache, dass das finite Verb (also der Teil des Prädikats, der die Personal- und Numerusmarkierung trägt) mit dem Subjekt hinsichtlich der Person und des Numerus abgestimmt wird. Normalerweise bereitet das den Sprechern auch gar keine Schwierigkeiten – steht das Subjekt im Singular, muss auch das finite Verb in den Singular gebracht werden, und genauso im Plural. Die Herstellung von Kongruenz läuft also quasi automatisch ab. Es gibt allerdings Subjekte, bei denen nicht so leicht zu entscheiden ist, ob sie nun im Singular oder im Plural stehen, was natürlich auch die Herstellung von Kongruenz mit dem finiten Verb erschwert. Genau dies trifft auch auf Ihren Fall zu.
Der Grund dafür, dass es Ihnen schwer fällt zu entscheiden, ob es
Mit der Methode kann oder
können auch der Fortschritt und somit der Transfer gemessen werden heißen muss, liegt also nicht beim finiten Verb
kann bzw.
können selbst, sondern beim Subjekt. Das Subjekt dieses Satzes besteht aus zwei Teilen (
der Fortschritt und
der Transfer), die durch die Konjunktion
und miteinander verbunden sind. Das Wörtchen
somit verdeutlicht noch einmal zusätzlich die enge Bindung, die zwischen dem
Fortschritt und dem
Transfer besteht. Der Dudengrammatik zufolge sind in diesem Fall
Singular und Plural des finiten Verbs zulässig (vgl. S. 1006, § 1608), da man den Satz grammatisch auf zweierlei Art und Weise deuten kann.
Obwohl die einzelnen Subjektteile
Fortschritt und
Transfer für sich genommen im Singular stehen, können sie zu einem Plural „zusammenaddiert“ werden. Wenn man
das gesamte Subjekt dann als
pluralisch auffasst, ist es naheliegend, auch das finite Verb in den Plural zu setzen. In diesem Fall würde also die Duden-Kongruenzregel II für Subjekte mit gereihten Subjektteilen zur Anwendung kommen, derzufolge es
Mit der Methode können auch der Fortschritt und somit der Transfer gemessen werden heißen müsste.
Aber auch der Singular ist grammatisch begründbar: Man kann den Satz nämlich auch so betrachten, als ob er ursprünglich einmal aus zwei Sätzen bestanden hätte, die dann zu einem Satz zusammengezogen wurden. Der „Originalsatz“ könnte so ausgesehen haben:
Beispiel
Mit der Methode kann auch der Fortschritt [gemessen werden] und [mit der Methode kann] somit der Transfer gemessen werden.
Das ist natürlich ziemlich umständlich, weshalb Sprecher dazu tendieren, Bestandteile, die in beiden Sätzen vorkommen, einmal einzusparen. Tut man dies, so bleibt vom zweiten Teilsatz u.a. das Subjekt
der Transfer übrig, aber das finite Verb
kann fällt weg. In diesem Fall greift die Duden-Kongruenzregel III für Subjekte in zusammengezogenen Sätzen mit nur einem finiten Verb, die besagt, dass das finite Verb sich nach dem
näher stehenden Subjekt richtet. Das wäre in Ihrem Satz
der Fortschritt, der bekanntlich im Singular steht.
Beispiel
Mit der Methode
kann auch
der Fortschritt [= näheres Subjekt] und somit
der Transfer [= ferneres Subjekt] gemessen werden.
Tatsächlich spielt auch die
Stellung des Subjekts im Satz eine Rolle bei der Wahl des Numerus beim finiten Verb. Steht das mehrteilige Subjekt
vor dem finiten Verb, so wird eher zum Plural tendiert, als wenn das mehrteilige Subjekt
nach dem finiten Verb steht. Dennoch stellt die Dudengrammatik fest, dass auch im letztgenannten Fall, der ja Ihrem Zweifelsfall entspricht, in der Standardsprache der Plural bevorzugt wird.