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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
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Ihre Frage betrifft den Bereich der Wortstellung. In Ihrem Beispiel stehen zwei Elemente im sogenannten Vorfeld, also der Position vor dem finiten (gebeugten) Verb, nämlich einige News-Artikel und schließlich. Es geht folglich darum, ob schließlich als Satzglied betrachtet werden kann und infolgedessen zwei Satzglieder im Vorfeld eines Satzes stehen können. Zunächst soll daher der Satzgliedstatus von schließlich analysiert werden. In der Regel kann jedes Element eines Satzes, welches alleine vor dem finiten Verb eines Satzes steht, als Satzglied klassifiziert werden. Die Umstellprobe zeigt, dass schließlich vorfeldfähig ist, also das Vorfeld alleine besetzen kann:Einige News-Artikel schließlich haben wir gelöscht.Da schließlich vorfeldfähig ist, spricht dies für einen Satzgliedstatus. Auch wir und einige News-Artikel können alleine das Vorfeld besetzen. Für diese Satzglieder ist die Satzgliedbestimmung unproblematisch. Zu Schwierigkeiten kommt es jedoch bei der Klassifizierung des Satzgliedes schließlich. Es handelt sich hinsichtlich der Wortart um ein sogenanntes Textadverb. Adverbien werden häufig als Adverbiale in einem Satz realisiert. Jedoch ist die Klassifizierung von schließlich als Adverbial nicht zufriedenstellend. Adverbiale können in der Regel aufgrund ihrer Semantik näher bestimmt werden, beispielsweise als Orts- oder Zeitangabe. Dies trifft auf schließlich jedoch nicht zu. Es ist daher zunächst festzuhalten, dass der Satzgliedstatus von schließlich problematisch ist.
Einige News-Artikel haben wir schließlich gelöscht.
Schließlich haben wir einige News-Artikel gelöscht.
Wir haben schließlich einige News-Artikel gelöscht.
In Bezug auf das Vorfeld gilt laut Dudengrammatik (Duden Band 4), dass das Vorfeld eines Satzes nur von einem Satzglied besetzt werden kann. Von dieser allgemeinen Regel gibt es jedoch Ausnahmen. Eine Mehrfachbesetzung des Vorfeldes ist unter anderem dann möglich, wenn der zweite Bestandteil ein Adverbial darstellt. Die folgenden Beispiele aus der Dudengrammatik illustrieren diese Vorfeldbesetzung:Vermutlich ein Defekt an der Gashauptleitung hat am Freitagmorgen […] eine Gasexplosion mit anschließendem Großbrand verursacht. (Beispiel aus der Dudengrammatik)Es gibt folglich Kontextbedingungen, die dazu führen, dass zwei Satzglieder im Vorfeld eines Satzes stehen können. Darunter fällt auch, dass die beiden Satzglieder in einem semantischen Näheverhältnis zueinander stehen.
Negativ auf die Auflagenzahlen dürften sich vor allem Meldungen […] auswirken. (Beispiel aus der Dudengrammatik)
Nachdem die Bedingungen für die Vorfeldbesetzung sowie der Satzgliedstatus von schließlich herausgearbeitet wurden, soll nun Ihr Beispiel erläutert werden. Für Ihr Beispiel gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten:1. Es handelt sich dabei um eine Ausnahme, wie sie in der Dudengrammatik vorliegt.Sofern schließlich als Adverbial aufgefasst wird, handelt es sich um ein eigenständiges Satzglied. Da jedoch Adverbiale mit einem weiteren Satzglied im Vorfeld stehen können, wäre Ihr Beispiel laut Dudengrammatik immer noch Regelkonform.
2. Der Satz ist falsch, da zwei Satzglieder im Vorfeld des Satzes stehen.Die Ausnahme der Dudengrammatik wäre nicht zutreffend. Auch hier wäre schließlich ein eigenständiges Satzglied. Die Konsequenz daraus wäre, dass zwei Satzglieder im Vorfeld stehen, wodurch der Satz nicht korrekt wäre.
3. Es handelt sich bei schließlich um einen Teil des Satzgliedes einige News-Artikel.Bei dieser Perspektive steht nur ein Satzglied im Vorfeld, nämlich einige News-Artikel schließlich. Laut Dudengrammatik kann für die Vorfeldbesetzung auch die Informationsverteilung relevant sein. Besonders in einem Fließtext wird das Vorfeld häufig von verknüpfenden Satzgliedern besetzt. Das Textadverb schließlich dient dazu, Zusammenhänge in einem Text zu schaffen. Unter diesem Aspekt ist schließlich kein eigenständiges Satzglied, sondern bildet aufgrund der Informationsverteilung im Satz gemeinsam mit einige News-Artikel ein Satzglied.
Folglich ist es abhängig von der Perspektive, ob Ihr Beispiel als korrekt eingestuft werden kann. Da die Mehrfachbesetzung prinzipiell im Deutschen unüblich ist, sind Sie mit der Besetzung des Vorfeldes durch ein Satzglied auf der sicheren Seite. Es gibt jedoch auch Argumente, um die Mehrfachbesetzung zu begründen, weshalb Ihr Beispiel nicht als falsch eingestuft werden kann.
"Einige News-Artikel schließlich haben wir gelöscht"
Einige "News-Artikel" (?) haben wir schließlich gelöscht.
Einige Nachrichten haben wir schließlich gelöscht.
Schließlich haben wir einige Nachrichten gelöscht.