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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Sie thematisieren in Ihrer Frage die Anschlussmöglichkeiten einer rhetorischen Frage. Als rhetorische Frage werden laut Dudengrammatik (Duden Band 4) in der Regel Verbzweitsätze (Sätze mit finitem/ gebeugten Verb an zweiter Stelle) bezeichnet, welche mit einem Fragepronomen eingeleitet werden. Trotz des Fragepronomens handelt es sich dabei nicht um Fragesätze, sondern um Ausrufesätze. Auf diese Verbzeitsätze erwartet der Sprecher jedoch keine Antwort, wie die folgenden Beispiele zeigen:Wie konntest du das vergessen! (Beispiel aus der Dudengrammatik)Da es sich bei einer rhetorischen Frage um einen vollständigen Satz handelt, kann dieser prinzipiell alleine stehen. Zwei eigenständige Hauptsätze müssen aber gemäß §67 des amtlichen Regelwerks nicht immer durch einen Punkt voneinander abgegrenzt werden. Auch die Abgrenzung durch Komma, Gedankenstrick oder Semikolon sind hier möglich:
Wer hört schon auf einen alten Mann! (Beispiel aus der Dudengrammatik)Im Hausflur war es still. Ich drückte erwartungsvoll auf die Klingel.Folglich kann eine rhetorische Frage zunächst auf verschiedene Arten angeschlossen werden.
Im Hausflur war es still, ich drückte erwartungsvoll auf die Klingel.
Im Hausflur war es still – ich drückte erwartungsvoll auf die Klingel.
Im Hausflur war es still; ich drückte erwartungsvoll auf die Klingel.
Legt man die oben genannten Kriterien zugrunde, so handelt es sich bei Ihrem Beispiel jedoch um keine rhetorische Frage, sondern um einen Hauptsatz in Form eines Verbzweitsatzes: wir gehen doch einfach. Dieser Verbzweitsatz ist eingebettet in einen weiteren Verbzweitsatz, nämlich dann sagten wir uns. Dieser Teilsatz dann sagten wir uns ist für sich genommen nicht vollständig, da eine Ergänzung des Verbs sagen fehlt. Die fehlende Ergänzung ist durch den zweiten Verbzweitsatz realisiert, wie die Ersatzprobe zeigt:Dann sagten wir uns etwas.Die Ersatzprobe zeigt, dass der Verbzweitsatz wir gehen doch einfach die Funktion des Objekts übernimmt, weshalb dieser Teilsatz im Folgenden als Objektsatz bezeichnet wird. Folglich handelt es sich nicht um zwei gänzlich eigenständige Teilsätze, sondern es liegt ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Sätzen vor. Ein Objektsatz kann durch ein Komma vom übergeordneten Teilsatz abgegrenzt werden. Da es sich zugleich um eine Fortsetzung des Teilsatzes handelt, kann der Objektsatz laut dem amtlichen Regelwerk für deutsche Rechtschreibung auch nach einem Doppelpunkt stehen:
Dann sagten wir uns ein Versprechen.
Dann sagten wir uns, wir gehen doch einfach.Dann sagten wir uns, wir gehen doch einfach.Wenn Sie kenntlich machen wollen, dass es sich dabei um eine wörtliche Rede handelt, ist auch die Variante mit Anführungszeichen denkbar:
Dann sagten wir uns: wir gehen doch einfach.Dann sagten wir uns: „Wir gehen doch einfach.“Es ist also festzuhalten, dass die Anschlussmöglichkeiten für den oben genannten Objektsatz vielfältig sind. Mit der Variante mit Doppelpunkt legen Sie den Fokus stärker auf die Sprechhandlung, da das Gesagte vom einleitenden Teilsatz orthographisch stärker abgegrenzt wird. Es handelt sich bei Ihrem Beispiel nicht um die typische direkte Rede im engeren Sinne, sondern um eine allgemeine Wiedergabe von etwas Gesagtem oder Gedachtem. Der Bereich einer solchen Wiedergabe im weiteren Sinne, so wie sie in Ihrem Beispiel vorliegt, ist im amtlichen Regelwerk nicht explizit geregelt, weshalb Sie hier zwischen verschiedenen Varianten wählen können.