Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Austausch
Heißt es: "die verdienen ihr eigenes Geld"? oder "die verdienen deren eigenes Geld"?
Druckbare Version
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Austausch
Heißt es: "die verdienen ihr eigenes Geld"? oder "die verdienen deren eigenes Geld"?
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Durch Ihren Beitrag möchten Sie in Erfahrung bringen, ob es die verdienen ihr/ deren eigenes Geld lautet. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, schauen wir uns zunächst die Unterschiede von ihr und deren an, bevor wir anschließend auf Ihr konkretes Beispiel zu sprechen kommen.
Die erste Variante (ihr):
Hier handelt es sich um einen possessiven, also besitzanzeigenden, Artikel. Mit „besitzanzeigend“ kann zwar materieller Besitz (bspw. ihr Geld, euer Haus) gemeint sein, oft bezeichnet dieser Begriff jedoch vielmehr die Zugehörigkeit einer Sache/Person zu einer anderen Sache/Person.
(1) [Mein Freund] geht gerne in das Hallenbad [unserer Stadt].Eine Person, die diesen Satz äußert, möchte hiermit weder ausdrücken, dass sie Eigentumsrechte an ihrem Freund noch an der Stadt, in der sie wohnt, besitzt.
Inhaltlich bewirkt der possessive Artikel mein oder auch unser eine nähere Beschreibung des Freundes oder auch der Stadt. Die Verwechslungsgefahr wird dadurch eingedämmt, indem man der Person/Sache dieses Merkmal zuschreibt. Man spricht hier von possessiven Attributen.
(2) Wem gehört das Buch? – Das ist [mein Buch]!Schaut man sich Beispiel (2) und die abgeänderte Variante hiervon an, so könnte man leicht zu dem Entschluss kommen, dass beide Sätze gleich sind. Jedoch unterscheiden sich die Sätze in grammatischer Hinsicht:
(2’) Wem gehört das Buch? – Das ist [meins]!
Wenn Sie Beispiel (1) und (2) miteinander vergleichen, dürften Sie zu der Annahme kommen, dass diese beiden Sätze (Das ist mein Buch! und Mein Freund geht gerne…) sich tatsächlich ähneln, denn beide enthalten einen possessiven Artikel. Doch was ist überhaupt für einen Artikel wesentlich? Ein Artikel zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er in Verbindung mit einem Nomen gebraucht wird. Artikel und Nomen stimmen in den Kategorien Kasus, Numerus und Genus überein (= KNG-Kongruenz). Der Artikel selbst trägt keine Bedeutung, er kann dem Nomen allenfalls Eigenschaften zuweisen (im Falle eines possessiven Artikels) oder Merkmale wie Definitheit zuweisen (der Mann verweist darauf, dass ein bestimmter Mann gemeint ist, der dem Hörer bekannt ist). Und genau das ist der Punkt: In (2’) wird anstatt eines possessiven Artikels ein Possessivpronomen verwendet. Pronomen stehen anstelle eines Nomens, während Artikel, wie bereits erläutert, eines Nomens bedürfen.
Die zweite Variante (deren):
(3) Ich gehe morgen zu meinen Großeltern. [Ihr Garten] ist echt wunderschön!Beide Satzvarianten gleichen sich zunächst darin, dass sowohl in (3) als auch in (3’) bei der Verwendung von ihr bzw. deren eine Wortgruppe vorangehen muss, auf die hiermit verwiesen wird (meine Großeltern). Der, wie vorhin schon thematisierte, possessive Artikel in (3) lässt sich von dem Personalpronomen (ich, du, er/sie/es, …) sie ableiten, wie die folgende Reformulierung mit sie haben zeigt:
(3’) Ich gehe morgen zu meinen Großeltern. [Deren Garten] ist echt wunderschön!
(3’’) Ich gehe morgen zu meinen Großeltern. Sie haben einen wunderschönen Garten!Auf den ersten Blick scheint sich auch wieder die Variante mit deren gleich zu verhalten. Beispiele (4) und (5) verdeutlichen jedoch den Unterschied:
(4) Deren Enkelkinder (= Nominativ) sind so brav!Während der possessive Artikel ihr mit dem Nomen Enkelkinder kongruiert, ist dies bei deren nicht der Fall. Das liegt daran, dass deren ein Pronomen im Genitiv und kein Artikel ist. Deren findet hier ausschließlich attributive Verwendung.
(4’) Ihre Enkelkinder sind so brav!
(5) Deren Enkelkindern (= Dativ) schaue ich gerne beim Spielen zu!
(5’) Ihren Enkelkindern schaue ich gerne beim Spielen zu!
Ihr Beispiel:
(6) Die verdienen ihr eigenes Geld.Im Fall von Variante (6’) greift eine besondere Regel:
(6’) Die verdienen deren eigenes Geld.
In Beispiel (6’) ist das Pronomen (genauer: Demonstrativpronomen) die das Subjekt des Satzes. Das attributiv verwendete Pronomen deren nimmt folglich Bezug auf das Subjekt, was nach der Regel nicht möglich ist. Dementsprechend lautet die richtige Variante:Zitat:
„Das Demonstrativpronomen [hier: deren (Genitivform von der, die, das] lässt sich in diesem Gebrauch [vor dem Nomen als Variante zu dem possessiven Artikel] nicht auf das Subjekt beziehen.“ [nachzulesen im Grammatikduden unter Randnummer 375]
(6) Die verdienen ihr eigenes Geld.