Komma hinter "wenn ich anfange"?
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Beim Schreiben und Lesen
Hallo,
ich war mir beim Schreiben des Satzes plötzlich überhaupt nicht mehr sicher, ob hier ein Komma hingehört oder nicht:
"Ich fürchte, wenn ich anfange, zu viel darüber nachzudenken, dann..."
Es geht um das zweite Komma hinter "anfange". Ich würde es mit Komma schreiben. Das Problem ist nur, als ich im Internet danach gesucht hatte, habe ich beide Möglichkeiten gleich oft gefunden. Hat die Hälfte der Leute es tatsächlich falsch gemacht oder ist beides richtig?
Kommasetzung bei Infinitivgruppen
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Da es sich bei Ihrer Frage um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, sondern um eine Frage zur Rechtschreibung, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
Über Rechtschreibung kann man sich im amtlichen Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung informieren. Für Ihr Beispiel gilt bezüglich der Kommasetzung bei Infinitivgruppen Paragraph §75. In diesem werden bestimmte Bedingungen für das erforderliche Komma aufgestellt:
Bedingung A: Infinitivgruppen grenzt man mit einem Komma ab, wenn die Infinitivgruppe mit um, ohne, statt, anstatt, außer oder als eingeleitet ist:
Beispiel
Max Mustermann arbeitet fleißig an seinen Bewerbungen, um zeitnah einen Job zu erhalten.
Bedingung B: Infinitivgruppen grenzt man mit einem Komma ab, wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhängt:
Beispiel
Auf der Jobmesse ergreift Max die Chance, sich bei potentiellen Arbeitgebern vorzustellen.
Bedingung C: Infinitivgruppen grenzt man mit einem Komma ab, wenn die Infinitivgruppe von einem Korrelat oder einem Verweiswort abhängt:
Beispiele
Max Mustermann ist gespannt darauf, wie das Bewerbungsgespräch abläuft. (Korrelat)
Max Mustermann feiert es, eine neue Arbeitsstelle zu haben. (Verweiswort)
In Ihrem Fall greift keine der genannten Bedingungen: Die Infinitivgruppe ist weder eingeleitet noch von einem Substantiv/Korrelat/Verweiswort abhängig. Der Grund, weshalb dennoch ein Komma für Sprecher sinnvoll oder notwendig erscheint, könnte in Ihrem Beispiel an der komplexen Satzstruktur liegen, da sich hier mehrere Teilsätze aneinanderreihen:
Ich fürchte, (Teilsatz 1)
wenn ich anfange, (Teilsatz 2)
zu viel darüber nachzudenken, (Teilsatz 3)
dann … (Teilsatz 4)
Der Rechtschreibrat weist zudem darauf hin: „In den Fällen, die nicht durch [die Bedingungen] geregelt sind, kann ein Komma gesetzt werden, um die Gliederung deutlich zu machen bzw. um Missverständnisse auszuschließen“. Deshalb ist dieses Komma in Ihrem Fall ein mögliches, aber nicht erforderliches Komma. Verboten ist die Kommasetzung in diesem Fall grundsätzlich nicht.
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