Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
gegensätzliche Ansichten bei der Formulierung eines Gutachtens
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
nein
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Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
gegensätzliche Ansichten bei der Formulierung eines Gutachtens
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
nein
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
In Ihrer Frage geht es darum, wie das Adjektiv therapeutisch nach dem Wort sämtliche flektiert werden muss. Sie finden bereits einen ähnlichen Beitrag hier:
http://www.grammatikfragen.de/showth...ght=s%E4mtlich
In diesem Beitrag wird herausgearbeitet, dass es im Deutschen zwei Arten der Adjektivflexion gibt, die sich hinsichtlich ihrer Endung unterscheiden. Diese Arten werden zum einen als schwache Adjektivflexion zum anderen als starke Adjektivflexion bezeichnet. Die folgende Tabelle soll die Unterschiede exemplarisch zeigen:
starke Flexion schwache Flexion Nominativ Singular therapeutische therapeutischen Genitiv Singular therapeutischer therapeutischen Dativ Singular therapeutischen therapeutischen Akkusativ Singular therapeutische therapeutischen
Wann welche Flexion zu wählen ist, hängt vom syntaktischen Umfeld des Adjektivs ab. Steht vor dem Adjektiv ein Artikelwort mit Endung, dann wird es schwach flektiert. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1519) Steht vor dem Adjektiv hingegen kein Artikelwort, dann wird es stark flektiert. Um also eine Antwort auf Ihre Frage zu finden, muss geklärt werden, ob sämtlich ein Artikelwort ist oder nicht.
In der Dudengrammatik heißt es dazu, dass sich sämtlich nicht eindeutig klassifizieren lässt. Zwar wird es überwiegend als Artikelwort verwendet, aber es treten auch Fälle auf, in denen sich sämtlich wie ein Adjektiv verhält. Daraus wird abgeleitet, dass das auf sämtlich folgende Adjektiv sowohl stark als auch schwach flektiert werden kann.
Versteht man sämtlich als Artikelwort, dann muss in ihrem Fall therapeutisch schwach flektiert werden. Es würde also lauten:
Beispiel
Sämtliche therapeutischen Maßnahmen sind als fachgemäß zu bewerten.
Versteht man es hingegen als Adjektiv, dann besagt der Regelfall, dass Adjektive parallelflektiert werden. Das bedeutet, dass zwei zusammen auftretende Adjektive entweder beide stark oder beide schwach flektiert werden müssen. Da vor sämtlich kein Artikelwort steht, wird es stark flektiert und so muss auch therapeutisch die starke Endung tragen:
Beispiel
Sämtliche therapeutische Maßnahmen sind als fachgemäß zu bewerten.
Demnach lassen sich aus sprachsystematischer Sicht beide Varianten begründen.
Sprachgebrauch
Eine Überprüfung des Sprachgebrauchs soll an dieser Stelle nun Aufschluss darüber geben, welche Flexion der Sprachbenutzer tendenziell präferiert. Dazu wurde zunächst eine Stichprobe mit Google erhoben. Das Ergebnis zeigt die folgende Tabelle:
Treffer in Google sämtliche therapeutische Maßnahmen ca. 1.720 Treffer sämtliche therapeutischen Maßnahmen ca. 1.490 Treffer
Es zeigt sich, dass es im Sprachgebrauch eine kleine Tendenz für die starke Flexion gibt. Der Unterschied ist jedoch relativ gering, sodass sich sagen lässt, dass beide Varianten in etwa gleich verbreitet sind.
Um ein genaueres Bild zu bekommen, wurde in Cosmas II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), nach der folgenden Kombination gesucht „sämtliche + Adjektiv + Substantiv im Plural“. Diese Suche ergab insgesamt 2.299 Treffer. Von diesen wurden die ersten 50 Treffer näher betrachtet, um eine Antwort auf Ihre Frage zu finden. Dabei ergab sich die folgende Verteilung:
Treffer in Cosmas II starke Flexion nach sämtliche 6 Treffer schwache Flexion nach sämtliche 44 Treffer
Anders als bei Google lässt sich bei Cosmas II eine klarere Tendenz ablesen. Hier wird vor allem die schwache Flexion nach sämtliche präferiert.
Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:
1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.
2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
Fazit: Es lässt sich also festhalten, dass beide Varianten sprachsystematisch möglich sind. Im Sprachgebrauch gibt es nach Cosmas II eine Tendenz hin zur schwachen Flexion, während die Verteilung bei Google eher ausgewogen ist.
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