Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
oder sollte es heißen:Hierfür stehen eine Vielzahl von realisierten Projekten....
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Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
oder sollte es heißen:Hierfür stehen eine Vielzahl von realisierten Projekten....
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
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Mit Ihrem Zweifelsfall wird der Themenbereich Kongruenz zwischen Subjekt und finitem Verb angesprochen. Es ist sozusagen eine Grundregel der deutschen Sprache, dass das finite Verb (also der Teil des Prädikats, der die Personal- und Numerusmarkierung trägt) mit dem Subjekt hinsichtlich der Person und des Numerus abgestimmt wird. Wenn zum Beispiel das Subjekt im Satz im Singular steht, so muss das finite Verb im selben Numerus stehen (= Kongruenz von Subjekt und finitem Verb im Numerus). Wie Sie aber an Ihrem Beispiel sehen, ist dies jedoch nicht immer ganz eindeutig, sodass man hierbei in Zweifel geraten kann. In Ihrem Beispiel kann dies durch zwei Faktoren begründet sein:
1. Wird der Numerus des finiten Verbs durch die grammatische oder die semantische Kongruenz beeinflusst?
2. Bestimmt der Kern (eine Vielzahl) oder das partitive Attribut (von realisierten Projekten) den Numerus des finiten Verbs?
Zu 1):
Wenn das Subjekt zwar formal im Singular steht, aber eine pluralische Bedeutung hat, kann es beim Sprecher bezüglich der Kongruenz zu Schwierigkeiten kommen. In Ihrem konkreten Beispiel bedeutet das: Obwohl Vielzahl von der Bedeutung her mehrere Teile miteinschließt, handelt es sich hierbei aus grammatischer Sicht um einen Singular.
Beispiel
(1) Hierfür steht eine Vielzahl.
Wenn zu solchen Sammelbezeichnungen im Singular zusätzlich ein Attribut im Plural hinzu kommt, ist laut der Dudengrammatik beim finiten Verb sowohl der Singular (grammatische Kongruenz) als auch der Plural (semantische Kongruenz) zulässig.
Beispiel
(2) Eine Menge faule Äpfel lag/lagen unter dem Baum.
(3) Hierfür steht/stehen eine Vielzahl von realisierten Projekten.
Wie eingangs bereits erwähnt, handelt sich bei eine Vielzahl zwar aus grammtischer Sicht um einen Singular, aus semantischer Sicht (d.h. von der Bedeutung her) jedoch um einen Plural. Wenn man nun das finite Verb aufgrund der Semantik in den Plural setzt, liegt zwar keine grammatische, aber eine semantische Kongruenz vor, also eine Abstimmung nach dem Sinn. Somit kann der semantische Gehalt von Sammelbezeichnungen wie Menge, Vielzahl, Anzahl, Reihe,… die Wahl des Numerus des finiten Verbs beeinflussen. Allerdings ist der Plural des finiten Verbs selten, wenn das Gezählte oder Gemessene nicht genannt wird (vgl. Beispiel (1)).
Zu 2):
Bei den Beispielen (2) und (3) handelt es sich um komplexe Nominalgruppen mit Kern und partitivem Attribut. Der Kern der Nominalgruppe ist das Substantiv, wie z.B. Menge oder Vielzahl. Maß- oder Mengenangaben sind meist durch ein partitives Attribut erweitert. Mit einem partitiven Attribut wird das „Gemessene“ also genauer angegeben. In den oben aufgeführten Beispielen sind dies faule Äpfel und von realisierten Projekten, welche beide im Plural stehen. Dies wiederum führt zu einem weiteren Problem: Welcher Teil der Nominalgruppe bestimmt den Numerus des Prädikats – der Kern, der im Singular steht, oder das partitive Attribut im Plural?
Beispiel
(4) Eine Menge faule Äpfel lag unter dem Baum. ODER: Eine Menge faule Äpfel lagen unter dem Baum
(5) Hierfür steht eine Vielzahl von realisierten Projekten. ODER: Hierfür stehen eine Vielzahl von realisierten Projekten.
Für diese Fälle gibt es in der Dudengrammatik die sogenannte Kongruenzregeln, die die Abstimmung zwischen Subjekt und Prädikat regeln (vgl. §1601 ff.). Eine der Regeln besagt, dass sich der Numerus des finiten Verbs nach dem Kern der Nominalgruppe richtet. Demnach müsste es also Eine Menge faule Äpfel lag unter dem Baum und Hierfür steht eine Vielzahl von realisierten Projekten heißen. Dennoch wird in der Dudengrammatik auch der Plural zugelassen und zwar aufgrund der Semantik (vgl. Punkt 1: Grammtische vs. Semantische Kongruenz).
Fazit: Bei Subjekten mit singularischem Kern und einem partitiven Attribut im Plural ist prinzipiell sowohl der Singular als auch der Plural am finiten Verb anerkannt. Der Sprecher muss also in jedem Fall erneut die grammatische gegen die semantische Kongruenz abwägen.
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