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Thema: "Nur meinen Kuli halte ich", warum steht das Verb hier nicht nach dem Adverb an der zweiten Stelle? Warum kann ich nicht sagen "Nur halte ich meinen Kuli"?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard "Nur meinen Kuli halte ich", warum steht das Verb hier nicht nach dem Adverb an der zweiten Stelle? Warum kann ich nicht sagen "Nur halte ich meinen Kuli"?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Ich habe das gelesen.

    Vielen Dank, ich denke, dass das ein toller Service ist.

  2. #2
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    Gießen
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    271

    Standard Fokuspartikel

    Sprachsystem


    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    In Ihrer Grammatikfrage geht es darum, wie das Wort nur in dem folgenden Beispielsatz funktioniert:

    Beispiel

    Nur meinen Kuli halte ich.


    Sie schlagen diesbezüglich vor, nur als Adverb zu klassifizieren. Adverbien zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie zum einen nicht flektierbar sind, d.h. sie verändern ihre Wortform nicht, und zum anderen sind sie satzgliedfähig. Ob ein Wort satzgliedfähig ist, lässt sich darüber herausfinden, ob man dieses alleine vor das finite Verb, d.h. das nach Person und Numerus flektierte Verb, stellen kann.

    Testet man das Wort nur nach diesen Kriterien lässt sich zunächst feststellen, dass das Kriterium der Nicht-Flektierbarkeit zutrifft, denn es kann seine Form nicht ändern. Allerdings kann das Wort nur in Ihrem Beispiel nicht alleine im Vorfeld, also vor dem finiten Verb, stehen, wie Sie bereits selbst gezeigt haben:

    Beispiel

    *Nur halte ich meinen Kuli.


    Entsprechend treffen nicht die typischen Kriterien für Adverbien zu, sodass nur eine andere Funktion haben muss. In der Dudengrammatik wird nur als eine Partikel klassifiziert, wobei es sich in Ihrem konkreten Beispiel um eine Fokuspartikel handelt. Fokuspartikel (auch Gradpartikel) dienen dazu, einen bestimmten Teil des Satzes besonders zu betonen. „Sie markieren den Teil des Satzes mit dem größten Mitteilungswert.“ (Dudengrammatik, Randnummer 873) Zu diesem Zwecke verbinden sie sich immer mit einem bestimmten Element im Satz, vor oder hinter dem sie stehen. Beispiele für Fokuspartikel finden sich in den folgenden Sätzen fett hervorgehoben:

    Beispiel

    Sogar Daniel war mal pünktlich.
    Sie allein ist daran schuld.
    Ausgerechnet er muss sich dazu äußern.
    Auch Peter half beim Aufräumen.
    Besonders Elisabeth engagierte sich heute im Unterricht.
    Nur Christine hat Peter zum Geburtstag gratuliert.
    Nur ein Wunder kann die Katastrophe noch abwenden.


    Solche Fokuspartikel sind Bestandteil derjenigen Nominalgruppe, die sie betonen sollen. Da sie also ein Teil der Nominalgruppe sind, können sie auch nur mit dieser im Satz verschoben werden, sodass das finite Verb erst nach der gesamten Nominalgruppe folgen kann.

    In Ihrem Beispiel betont die Fokuspartikel nur, dass vom Sprecher lediglich der Kugelschreiber gehalten wird und kein anderer Gegenstand. Durch das Wort nur wird also ein Fokus darauf gelegt, dass aus der Menge der möglichen Dinge, die ein Mensch halten kann, sich für den Kugelschreiber und sonst nichts entschieden wurde. Da nur diese Funktion übernimmt, steht es in Ihrem Beispiel eng verbunden mit der Wortgruppe meinen Kuli. Würde nur alleine stehen, könnte es nicht mehr die Funktion übernehmen, den Fokus des Satzes auf meinen Kuli zu legen. Da nur als Fokuspartikel zusammen mit meinen Kuli eine Nominalgruppe bildet, können sie nur gemeinsam vor bzw. hinter dem finiten Verb stehen.

    Es gibt jedoch auch Beispiele, in denen nur alleine das Vorfeld besetzen kann. Die Grammatik des Instituts für Deutsche Sprache führt dazu das folgende Beispiel an:

    Beispiel

    „Ich verstehe mich mit meiner Schwiegermutter sehr gut und mein Mann versteht sich mit meiner Mutter auch sehr gut nur ist das große Problem daß mein/ä daß unsere Mütter sich untereinander nicht so gut verstehen. (DAH, 36)“


    Mit dem nur wird in diesem Satz keine einzelne Wortgruppe hervorgehoben, sondern es hat vielmehr eine verknüpfende Funktion zwischen zwei Sätzen. Dabei wird der erste Satz bzw. ein erster Sachverhalt inhaltlich erst einmal angenommen, um dann in einem zweiten Schritt ein Gegenbeispiel, ein Ausnahmefall oder einen Einwand bzw. Problem zu präsentieren. In dieser Verwendungsweise wird nur wie aber verwendet, also als eine Art Konjunktor.

    In dem Beispiel aus der IDS-Grammatik wird so angezeigt, dass sich jeder Ehepartner mit seiner Schwiegermutter gut versteht, jedoch die zwei (Schwieger-)Mütter sich gegenseitig nicht leiden können. Während der erste Teilsatz nahelegt, dass sich alle Familienmitglieder verstehen müssten, wird durch den mit nur eingeleiteten Satz deutlich, dass dies nur mit Einschränkungen gilt.

    Fazit: Entsprechend wird nur in Ihrem Beispiel als eine Fokuspartikel verwendet und kann deswegen nicht alleine im Vorfeld stehen, es kann aber in einzelnen anderen Fällen auch als ein Konjunktor verwendet werden und dann die entsprechende Position einnehmen.
     


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