Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Diskussion mit Freunden
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Duden, Google
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Diskussion mit Freunden
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Duden, Google
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sie möchten in Ihrer Frage die grammatische Korrektheit der von Ihnen dargebotenen Sätze überprüfen. Hierbei legen Sie den Fokus auf die Nominalgruppen (Schuld eigene/ meine eigene Schuld), deren Kern (Hauptpunkt) ein Substantiv bildet („Schuld“).
(I) Das ist Schuld eigene.
(II) Das ist meine eigene Schuld.
Übergeordnet thematisiert Ihre Frage also die Nominalgruppenflexion.
Ihre Frage kann einerseits aus standardsprachlicher und sprachsystematischer Perspektive (A), andererseits aus variationslinguistischer Perspektive (B) beantwortet werden.
Sprachsystem
A) standardsprachlicher und sprachsystematische Perspektive auf den Gegenstand:
Zur Beantwortung aus standardsprachlicher und sprachsystematischer Perspektive möchten wir auf den für ihre Fragestellung relevante grammatischen Themenkomplex rekurrieren: den Artikel.
Im Deutschen werden Substantive bzw. Nominalgruppen in der Regel von einem Artikel begleitet. Hierzu wird nach Helbig-Buscha auch der sog. Nullartikel gezählt, bei dem der Artikel „leer“ ist, also nicht angezeigt wird. Die Artikel sind dem Substantiv vorangestellt (wenn auch nicht unmittelbar, beispielsweise durch weitere Linksattribute).
Beispiel
Das ist Lisa. (Nullartikel; d.h. kein Artikel)
Ich trinke gerne Bier. (Nullartikel; d.h. kein Artikel)
Das ist ein Buch. (Indefinitartikel, d.h. unbestimmter Artikel)
Artikelwörter (auch Nullartikel) setzen das von ihnen begleitete Substantiv bzw. die von ihnen begleitete Nominalgruppe in einen Kontext seiner außersprachlichen Realität.
In Ihrem Beispiel I
Beispiel
(I) Das ist Schuld eigene.
haben Sie den Nullartikel gewählt, in Ihrem Beispiel II
Beispiel
(II) Das ist meine eigene Schuld.
einen possessiven Artikel (meine).
Der Nullartikel wird im Singular beispielsweise bei Eigennamen verwendet
Beispiel
Das ist Lisa
der bei Stoffbezeichnungen einer unbestimmten Menge des Stoffes im Singular.
Beispiel
Er trinkt gern Bier
Das ist Bier
Er steht auch bei Bezeichnungen des Berufs, der Funktion, der Nationalität und der Weltanschauung in Konstruktionen vom Typ Nominativ + sein / werden + Nominativ (1,2) oder Nominativ + Verb + als + Nominativ (3,4).
Beispiel
(1) Er ist Bürgermeister.
(2) Er wird Arzt.
(3) Sie arbeitet als Kellnerin.
(4) Er handelt als Christ.
Da in Ihrem Beispiel „Das ist“ weder mit Eigennamen noch mit unbestimmten Stoffbezeichnungen kombiniert wird noch eine oben beschriebene Konstruktion mit sein-werden oder als dargestellt ist, kommt der Nullartikel für Ihr Beispiel aus sprachsystematischer und standardsprachlicher Perspektive nicht in Frage.
Somit ist Ihr Beispiel I
Beispiel
(I) Das ist Schuld eigene.
aus standarsprachlich-sprachsystematischer Perspektive als grammatisch falsch bzw. nicht wohlgeformt zu bewerten. Da in Ihrem Beispiel II
(II) Das ist meine eigene Schuld.
ein Possessivartikel vorangestellt ist, kann dieser Satz als grammatisch korrekt bzw. wohlgeformt bezeichnet werden.
Adjektivattribute (in diesem Fall: „eigene“), die sich auf ein Substantiv (hier: Schuld) beziehen, werden (falls vorhanden) zwischen Artikel und Substantiv positioniert, in jedem Fall aber steht das Adjektivattribut (eigene) vor dem Substantiv. In Ihrem Beispiel II
Beispiel
(II) Das ist meine eigene Schuld.
ist dieses Kriterium erfüllt, in Ihrem Beispiel I
Beispiel
(I) Das ist Schuld eigene.
ist das Adjektivattribut nachgestellt, was der Sprachsystematik der Standardsprache widerspricht.
B) variationslinguistische Perspektive auf den Gegenstand:
Variationslinguistik beschäftigt sich nicht mit den Kriterien der grammatischen Wohlgeformtheit der Standardsprache, sondern analysiert (u.a. substandardsprachliche) Varietäten einer Einzelsprache (z.B. Kiez-Deutsch, Dialekte, etc). Aus variationslinguistischer Perspektive kann man „Schuld eigene“ als feste Wendung einer bestimmten regionalen Varietät festhalten, die an dieser Stelle geographisch nicht differenziert zugeordnet werden kann. In dieser Varietät wird der Ausdruck „Schuld eigene“ also ungeachtet der standardsprachlichen Standards verwendet.
Fazit
Die dargebotenen Beispiele..
Beispiel
(I) Das ist Schuld eigene.
(II) Das ist meine eigene Schuld.
..unterscheiden sich sowohl im Vorkommen eines Artikels (bei I Possessivartikel „meine“ gegeben, bei II kein Artikel) als auch in der Positionierung des Adjektivattributs „eigene“ (bei I nachgestellt, bei II vorangestellt). Aus standardsprachlich-sprachsystematischer Perspektive besteht für die grammatische Wohlgeformheit bzw. Korrektheit in diesem Fall eine Notwendigkeit für einen Artikel und die Voranstellung des Adjektivattributs. Daher ist aus standardsprachlich-sprachsystematischer Perspektive das Beispiel I (Das ist Schuld eigene) als inkorrekt zu bewerten, das Beispiel II (Das ist meine eigene Schuld) erfüllt die Kriterien der Wohlgeformtheit in diesem System.
Aus variationslinguistischer Perspektive wird „Das ist Schuld eigene“ als feste (Rede-)Wendung in einer regionalen Varietät gebraucht.
Sie können also beide Ausdrucksformen (domänenspezifisch) verwenden.
Geändert von Nilüfer Cakmak (29.03.2017 um 01:36 Uhr)
Lesezeichen